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Putins Reservisten fliehen aus Russland: Sie wollen nicht in der Ukraine sterben

Inzwischen glühen die sozialen Netzwerke in Russland vor Ratschlägen, wie der Mobilisierung zu entgehen sei. Ein einfacher Weg ist, sich zu verstecken, damit der Einberufungsbefehl nicht zugestellt werden kann. Richtig sicher fühlen sich die meisten aber nur, wenn sie es ins Ausland schaffen.

Das Internetportal der inzwischen in Russland verbotenen kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" berichtete unter Berufung auf Quellen in der Präsidialverwaltung, dass schon mehr als 260.000 Russen das Land verlassen hätten. Das soll der Stand am Sonntag gewesen sein. Inzwischen dürfte die Zahl bei deutlich über 300.000 liegen – so viele Reservisten will Verteidigungsminister Sergej Schoigu mobilisieren.

"Geschlafen wie ein Toter nach meiner Flucht"

Ein 41-jähriger Mann, der es geschafft hat zu fliehen, erzählt der Deutschen Presse-Agentur mit erkälteter Stimme am Telefon: "Ich habe geschlafen wie ein Toter nach meiner Flucht, die Angst ist weg, ich bin so erleichtert". Er ist bei Verwandten in Halle an der Saale untergekommen.

Der Leutnant der Reserve flog am Sonntag in die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad, traf dort eine Bekannte, die ebenfalls Familie in Deutschland hat. Er musste jeden Moment damit rechnen, den Einberufungsbefehl zu bekommen. "Ich war wie gelähmt vor Angst." Noch am Sonntag schafften die beiden es mit dem Auto über die Grenze nach Polen in die EU und dann weiter nach Deutschland - Ankunft und Freude am Montag.

Vielen ist dieser Weg oder auch der über die baltischen EU-Länder aber versperrt, weil die Behörden der Länder kaum noch Visa ausstellen oder selbst Russen mit gültigem Visum nicht mehr reinlassen. Auch die Kremlgegner um Nawalny hatten diese Praxis der Einreisestopps kritisiert. Die EU-Länder machten die schmutzige Arbeit für Putin, weil er so selbst die Grenzen nicht schließen müsse, hieß es. Und die Länder trieben damit die Reservisten in den Kampf gegen die Ukraine – statt dabei zu helfen, die Reihen der russischen Truppen durch die Aufnahme der Kriegsdienstverweigerer zu schwächen.

Kaum Flüge, kaum bezahlbar

Wer keine Papiere für die Einreise in die EU hat – und das ist der Großteil der Russen – flieht in visafreie Staaten wie die Ex-Sowjetrepublik Armenien oder in die Türkei. Aber viele – auch weiter entfernte – Ziele sind seit Tagen nicht mehr erreichbar, weil es keine Flüge gibt oder die übrigen mit Zehntausenden Euro kaum bezahlbar sind.