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Raumfahrtexperte-Experte Eugen Reichl - Privatreisen zum Mars in weniger als 30 Jahren

Es sind diese unendlichen Weiten. Die Gedanken an UFOs und Außerirdische. Das Weltall fasziniert uns.

Erst jetzt haben Wissenschaftler einen möglicherweise lebensfreundlichen Planeten entdeckt. Und Elon Musk plant seine Starship-Start möglicherweise schon im März, um auf den Mond zu kommen.

▶︎ Aber was ist wirklich möglich? Erst der Mond? Schaffen wir es zum Mars? Wo sind die Außerirdischen?

BILD fragte den Raumfahrt-Experten Eugen Reichl. Der hat schon etliche Bücher zum Thema Raumfahrt verfasst. Gerade ist sein Buch „Menschen im Weltall“ beim Wissenschaftsverlag Springer Berlin erschienen. Reichl ist überzeugt: Wir erobern das All!

Wie wird der Drang ins Weltall uns verändern? Wie viel Star Wars und Star Trek wird um uns herum sein?

In nur 45 Tagen zum Mars – Infografik

Eugen Reichl: „Der Drang in den Weltraum, oder man sollte besser sagen, der Drang das Unbekannte zu entdecken, ist in unseren Genen eingepflanzt. Wir können diesen Drang vielleicht für eine Weile unterdrücken, aber er wird uns nie verlassen.“

Reichl weiter: „Das war der Grund, warum der Mensch einst die Savannen Afrikas verlassen hat, weil er glaubte, irgendwo hinter dem nächsten Hügel könnte es eine bessere, interessantere Welt geben, als die in der er lebte. Ich bin der Meinung, dass wir ein Instrument der Natur sind, das Leben in den Weltraum zu tragen. Deswegen hat sie uns mit diesem Drang ausgestattet.“

Science Fiction oder nahe Zukunft? Eugen Reichel ist sich sicher: „Die Veränderungen kommen schleichend, wir merken sie manchmal gar nicht. Dennoch nähern wir uns Vorstellungen aus Star Trek, Star Wars oder anderen SF-Geschichten immer mehr an. Wenn ich mich nur daran erinnere, was in meiner Lebenszeit sich alles geändert hat, merkt man das ganz deutlich.“

„Bei der deutschen Kultserie „Raumpatrouille“ war der Bordcomputer im Raumschiff eine Einheit, die – man kann es heute gar nicht glauben – noch Lochkarten auswarf und mit dem man sich nur über ein Tastenfeld verständigen konnte. In einem Raumschiff weit im dritten Jahrtausend. Mir erschienen dort beispielsweise die Türen, die sich von selbst öffneten, als technisches Wunderwerk. Gab’s damals nicht,“ so der Experte.

Foto: AFP

Vermuten Sie irgendwo Leben im All? Und was könnte das sein?

Eugen Reichl: „Meine Überzeugung: Ja, es gibt Leben im All. Der Mechanismus, der aus purer Chemie Leben schafft, ist da. Wenn wir in das Weltall vorstoßen, davon bin ich überzeugt, werden wir überall Leben vorfinden. Aber es wird meist primitives Leben sein. So etwas Ähnliches wie Viren oder Mikroben. Höher organisiertes Leben dürfte weit seltener vorkommen.

Intelligentes Leben in unserem Sinne gibt es mit Sicherheit auch. Aber die ungeheuren Entfernungen und Zeiträume werden verhindern, dass wir sie jemals persönlich antreffen. Ich vermute, dass es zu einem beliebigen Zeitpunkt in unserer Galaxis mit ihren 200 Milliarden Sternen weniger als zehn technologische Zivilisationen gibt. Das heißt, sie sind durch Entfernungen von tausenden und zehntausenden von Lichtjahren voneinander getrennt. Ich denke, dass diese Zivilisationen nur in ganz seltenen Fällen aufeinandertreffen werden. Fast immer wird jede dieser Zivilisationen entstehen, ihre Blüte erleben und wieder sterben, ohne dass die eine von der anderen weiß.

Nur fünf oder zehn in unserer Galaxis? Das scheint sehr wenig zu sein. Aber nun stellen sie sich auch vor, dass es im beobachtbaren Universum etwa 100 Milliarden Galaxien ähnlich der Milchstraße gibt.“

Foto: CNN/Wonders of the Universe

Wie sehen Sie die Zukunft der Menschheit?

Eugen Reichl: „Fast alles, was wir uns vorstellen können, kann auch Realität werden. Jede Erfindung, jede Entdeckung sind in Realität geronnene Träume. Wir können Dinge immer dann tun, wenn wir auch glauben, dass wir sie tun können. Im Grunde könnten wir schon jetzt interstellare Raumfahrt betreiben. Die Reisen würden halt nur sehr lange dauern. Wir müssten mit Generationenraumschiffen fliegen.

Gelandet - Die Lage der Landezone von Apollo 11 auf dem Mond am Sonntag, den 20. Juli 1969 - Infografik

Und was den Mars betrifft: „Privatreisen zum Mars können schon in weniger als 30 Jahren Wirklichkeit werden. Da braucht es gar keine 200.“

Was macht die Reise zum Mars denn möglich?

Eugen Reichl: „Beim Mars ist es wie beim Mond. Die Technik ist längst vorhanden. Bereits in 80er-Jahren hätten bemannte Marsmissionen stattfinden können, wenn der politische Wille da gewesen wäre. Wie beim Mond ist es auch bei einem Marsprogramm so, dass das über viele Legislaturperioden stabil finanziert werden muss. Das war über Jahrzehnte nicht der Fall. Ähnlich wie beim Mond gab es zwar immer wieder die eine oder andere (US-) Regierung die ein Mond- und/oder Marsprogramm auflegte, aber schon die nächste Administration kippte es wieder.

Was macht es also möglich: Eine stetige Finanzierung durch viele Wahlzyklen. Ein gutes Wort von Wernher von Braun lautete: Die Gravitation können wir überwinden, schwer wird es aber mit der Bürokratie.

Erste (bemannte) Vorbeiflüge oder Orbitmissionen zum Mars, oder Landemissionen auf Phobos oder Deimos, halte ich für den Zeitraum 2030-2032 für gut möglich. Auch ein Venus-Vorbeiflug könnte in diesem Zeitraum realisiert werden. Das wird dann eher nicht die NASA sein, sondern Elon Musk mit seinen Starships. Eine Landung auf dem Mars wären ab Mitte der 30er-Jahre möglich. Wieder mit den Starships von SpaceX."

Waren die Menschen wirklich auf dem Mond? Was spricht dafür? Was dagegen?

Eugen Reichl: „Es spricht alles dafür und nichts dagegen. Wer immer sich auch nur kurz mit dem Thema auseinandersetzt, muss erkennen: Die Mondlandungen des Apollo-Programms haben stattgefunden. Ein kleiner Rest „Ungläubiger“ wird aber immer verbleiben, wie bei jeder Verschwörungstheorie.

Schon als Galileo Galilei im 17. Jahrhundert den Kirchgelehrten einen Blick durch das (damals grade eben erfundene) Teleskop anbot, verweigerten sie den „Durchblick“, weil sie fürchteten, dass dann ihr Weltbild mit der Erde im Zentrum allen Seins zusammenbrechen würde. Ähnlich ist es auch heute mit allen möglichen Verschwörungstheorien. Die „Flat-Earther“ behaupten, Australien sei eine Fiktion des CIA. Andere sagen, der Luftangriff auf Pearl Harbour sei von den Briten durchgeführt worden, um Amerika in den Zweiten Weltkrieg zu ziehen, und auch die Twin Towers des World Trade Centers in New York seien vom Mossad attackiert worden.

Es gibt ungefähr 100 Argumente der Mondlandungsleugner. Angefangen von der Flagge, die angeblich im Wind weht, über den „unerklärlichen“ Schattenwurf und die angeblich nicht überlebbare Strahlung bis hin zur Frage warum das Abstiegstriebwerk der Mondfähre keinen Krater erzeugt hat und warum die Flammenstrahlen des Triebwerks nicht sichtbar waren.

Ich würde sagen: Heute glaubt fast jeder, dass die Mondlandungen des Apollo-Programms stattgefunden haben. „Fast jeder“, das sind so 85 – 90 Prozent. Die restlichen 10-15 Prozent wird man nie erreichen. Die leben in ihrer eigenen Welt."

Mond-Mission Artemis, erster Testflug für Raumschiff Orion – Infografik

Warum fällt es uns heute so schwer, wieder auf dem Mond zu fliegen?

Eugen Reichl: „Es fällt uns eigentlich gar nicht schwer. Die Technik ist ja seit über einem halben Jahrhundert da. Es gab sie ja – siehe Apollo - schon in den sechziger und siebziger Jahren. Nur der Wille, wieder mit Menschen zum Mond zu fliegen, hat über Jahrzehnte gefehlt. Es gab in den letzten Jahrzehnten etwa ein Dutzend Initiativen, die Mondflüge wieder zu beginnen. Das wurde von der Politik aber immer wieder abgebügelt. Die Argumente: Zu teuer, bringt nichts, wir waren ja schon da.

Seit etwa 15 Jahren steigt das Interesse am Mond aber wieder immer stärker an. Aber nach einem halben Jahrhundert Pause muss die ganze Infrastruktur dafür erst wieder neu geschaffen werden. Das passiert jetzt in den USA mit dem Projekt ARTEMIS. Darüber hinaus ist ARTEMIS auch ein internationales Programm, und kann wegen seiner Internationalität schon nicht so einfach storniert werden, wie frühere Anläufe.

Zum anderen drücken die Chinesen, die ebenfalls bemannt zum Mond wollen und die ebenfalls dort eine Mondstation errichten wollen. Dahinter stehen auch die Ansprüche auf die Ressourcen des Mondes und des erdnahen Weltraums. Da werden jetzt, noch belächelt in Deutschland, bereits jetzt die claims der Zukunft abgesteckt.“