Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Reichsbürger-Razzia: Gab es paramilitärische Trainings in der Rhön?

Themen & Autoren / Autorinnen

Ostheim

Hausen

Gerhard Fischer

Bürgermeister und Oberbürgermeister

Festnahmen

Polizeiinspektion Haßfurt

Polizeipräsidium Unterfranken

Steffen Malzer

Webseiten

Die Razzia in einem Reichsbürger-Netzwerk sorgt seit Mittwoch bundesweit für Schlagzeilen. Zwei Spuren führen nach Unterfranken. Die eine nach Ostheim im Landkreis Rhön-Grabfeld – und zu Überlebenstrainer Peter W. Der ehemalige Fallschirmjäger betreibt ein Unternehmen für Abenteuer- und Überlebenstrainings, als postalische Adresse wird auf seiner Internetseite ein Postfach in dem Rhönstädtchen angegeben.   

Reichsbürger-Razzia: Festnahme nicht in Ostheim

Die Festnahme des Verdächtigen fand indes nicht in Ostheim statt, sondern im oberfränkischen Bayreuth. Wie der Nordbayerische Kurier berichtet, war die Bayreuther Wohnung von Peter W. bereits im April auf Waffenbesitz durchsucht worden. Damit soll die Beobachtung des nun ausgehobenen  Netzwerkes begonnen haben.  

Hat die Sache also nicht wirklich etwas mit Ostheim zu tun, wenn dort nur eine Postfachadresse hinterlegt ist? "Er war nicht in Ostheim gemeldet", sagt Bürgermeister Steffen Malzer gegenüber dieser Redaktion. Das sei aber kein Grund, mit Gelassenheit zu reagieren. "Die Sache ist doch äußerst bedenklich, so etwas kann man nicht mehr als Spinnerei abtun", sagt Malzer, der vor seinem Amtsantritt als Bürgermeister als Polizist tätig war und deshalb besonders sensibilisiert ist.

Ostheims Bürgermeister Steffen Malzer sieht Gefahrenpotenzial

"Von solchen Gruppen geht ein hohes Gefahrenpotenzial aus", sagt Malzer, das werde ihm durch die aktuelle Berichterstattung zur bundesweiten Razzia bewusst. Briefe von Menschen, die der Reichsbürger-Szene zuzuordnen seien, würden immer wieder einmal bei ihm oder Bürgermeister-Kolleginnen und -Kollegen landen. Die Festnahmen zeigten jedoch, dass man die Sache ernst nehmen müsse. 

Lesen Sie auch:

Bei der Polizeiinspektion in Mellrichstadt wie auch beim Polizeipräsidium Unterfranken äußert man sich nicht weiter zur Razzia in Zusammenhang mit dem Überlebenstrainer. Was aus anderen Quellen zu erfahren ist und was man auf der Internetseite von Peter W. nachsehen kann: Es gab durchaus Trainings in der Rhön zu Überlebenstechniken. Auf dem Youtube-Kanal von W. sind auch kleine Videos zu sehen, die den Angaben nach an einem Novembertag 2019 in der Rhön spielen.       

Trainings-Camps nahe dem Rhönhof

Andere Fotos zeigen die Umgebung des Rhönhofs, einem früheren Ausflugslokal nahe der Hochrhönstraße. Wie es aus gut unterrichteten Kreisen heißt, hat Peter W. dort Flächen gepachtet und in einer Art Bauwagen Kurse abgehalten.

Videos und vor allem die Fotos auf der Internetseite zeigen W. immer wieder mit einem Tschechoslowakischen Wolfhund. Das Tier soll tatsächlich für die eine oder andere vermeintliche Wolfssichtung in der Rhön verantwortlich sein, hört man aus Ostheim. Peter W. selbst sei aber nie negativ aufgefallen.  

Kontakte zum "Volkslehrer" Nikolai Nerling

Sollten also in der Hochrhön nicht nur "ganz normale" Abenteuerlustige den Reiz eines Survival-Trainings genossen haben? Gab es womöglich doch so etwas wie paramilitärische Trainings unter dem Deckmantel des Outdoor-Trainings? Im Internet finden sich Hinweise darauf, dass der Rechtsextremist und als "Volkslehrer" bekannte Verschwörungstheoretiker Nikolai Nerling Kontakt zu W. hatte und zu einem Überlebenstraining eingeladen worden war. 

Für die Ermittlungsbehörden ist Peter W. jedenfalls eine der Schlüsselfiguren in dem Reichsbürger-Netzwerk, er habe zum Führungsstab des militärischen Arms der Verschwörergruppe gezählt.