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Reise-Chaos auch in den Herbstferien – das kommt auf Sie zu

Was Urlaubern in diesen Herbstferien droht, machte der Flughafen Düsseldorf am vergangenen Samstag bereits vor. Mehrere hundert Meter lange Schlangen bildeten sich vor den Sicherheitskontrollen. Die Wartezeiten beliefen sich auf teils über eine Stunde, wie Passagiere berichteten. Während die Herbstferien in Nordrhein-Westfalen schon begonnen haben, stehen andere Bundesländer kurz davor – und damit auch vor neuem Reise-Chaos.

Zahlreiche Flughäfen haben bereits angekündigt, dass Urlauber mit längeren Verzögerungen rechnen müssen. In Hamburg bleibe das Passagieraufkommen in den Herbstferien auf einem weiterhin hohen Niveau, wie der Flughafen in der Hansestadt mitteilt. Dort beginnt an diesem Wochenende die Ferienzeit. Pro Woche werden bis zu 290.000 an- und abreisende Fluggäste erwartet – das entspreche 70 bis 75 Prozent der Passagiere aus dem Vergleichszeitraum im Jahr 2019. Zu Spitzenstunden, besonders am frühen Morgen, könne es deshalb zu längeren Wartezeiten kommen, heißt es.

Laut dem Düsseldorfer Flughafen zeichnen sich die folgenden beiden Wochenenden mit je 200.000 Fluggästen als besonders verkehrsreich ab. Der gesamte Luftverkehr befinde sich immer noch in einer Ausnahmesituation, und es bleibe angesichts des branchenweiten Personalmangels ein herausforderndes Jahr, mahnt Flughafen-Chef Thomas Schnalke. Zwar habe man sich bestmöglich vorbereitet. „Aber aufgrund der unveränderten branchenweiten Gesamtsituation kann es nach wie vor besonders in den Verkehrsspitzen zu Verzögerungen und längeren Wartezeiten kommen.“

Und auch der Berliner Flughafen BER hatte das Chaos aus den Sommerferien bis zuletzt noch nicht vollständig im Griff. Immer wieder kam es zuletzt zu langen Schlangen an den Sicherheitskontrollen. Während des Berlin-Marathons am letzten Septemberwochenende berichteten Fluggäste über Wartezeiten von eineinhalb Stunden und mehr. Die Hauptstädter starten am 22. Oktober in die Herbstferien.

Noch immer fehlt es massiv an Arbeitskräften, vor allem beim Bodenpersonal. Die Gewerkschaft Verdi sieht die Schuld insbesondere bei den privaten Dienstleistern. So würden die Unternehmen oft nur befristete Arbeitsverträge anbieten, bei häufiger Wochenendarbeit und verhältnismäßig wenig Lohn. „Das sind völlig unattraktive Rahmenbedingungen“, sagt Andrej Bill, zuständiger Gewerkschaftssekretär bei Verdi in Nordrhein-Westfalen.

Doch auch die Airlines und Flughafenbetreiber tragen laut Bill Mitschuld, denn sie würden die privaten Anbieter über die Schaffung verschärfter Konkurrenz und über Preisdruck zu Senkungen bei den Personalkosten zwingen. Am Düsseldorfer Flughafen seien die Zustände besonders kritisch. Hier habe die starke Privatisierung der Bodenverkehrsdienste dafür gesorgt, dass Lohnstandards und Ausbildungsqualität gesenkt wurden. „Die Tendenz zeigt, dass nach dem Katastrophen-Sommer auch ein Katastrophen-Herbst folgt“, sagt Bill.

Schon die Sommerferien sind für Reisende zur Geduldsprobe geworden. Tausende Verbindungen mussten wegen des Personalmangels gestrichen werden. Airlines und Flughafenbetreiber sowie private Dienstleister hatten wegen der Urlaubsflaute während der Corona-Pandemie schätzungsweise mehr als 7000 Beschäftigte abgebaut. Teils sollen wechselwillige Mitarbeiter sogar Abfindungen bekommen haben. Auch eine beschlossene Gastarbeiter-Offensive der Bundesregierung konnte daran wenig ändern. Deren Ziel war es, dass kurzfristig türkische Kräfte an deutschen Flughäfen eingesetzt werden.

Wer ein Wohnmobil kaufen möchte, benötigt vor allem viel Geduld

Die Camping-Branche konnte in den letzten zwei Jahren knapp zwei Millionen Neueinsteiger dazugewinnen. 14 Millionen Deutsche touren mit Wohnmobil, Caravan oder Van über die Straßen. Doch wer jetzt bestellt, benötigt vor allem viel Geduld.

Quelle: WELT/ Viktoria Schulte

Der Ärger der Passagiere ist unterdessen groß: So ist die Zahl der Beschwerden über Fluggesellschaften bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) auch im September deutlich gestiegen, wie am Donnerstag bekannt wurde. Im Bereich Flug gingen laut den Daten der SÖP insgesamt 3808 Schlichtungsanträge ein. Das waren 224 Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber dem September des Vor-Corona-Jahres 2019 wurde ein Anstieg um 13 Prozent verzeichnet.

Die Anträge dürften sich vor allem auf Beschwerden aus den Sommermonaten beziehen. Bei Ärger müssen sich Reisende mit ihrem Anliegen zunächst an das jeweilige Unternehmen wenden, bevor sie einen Schlichtungsantrag bei der SÖP stellen dürfen.

Zu alledem drohen Reisenden auch Streiks, so geschehen am Donnerstag. Für 24 Stunden streikten die Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings. Der Ausstand hat zu zahlreichen Ausfällen geführt. Die Fluggesellschaft musste knapp die Hälfte ihrer 500 geplanten Flüge streichen, bis zu 30.000 Passagiere blieben am Boden. Die Piloten von Eurowings klagen über eine hohe Arbeitsbelastung und streikten etwa für längere Ruhepausen. Dazu aufgerufen hatte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit. Sie begründete den Ausstand damit, dass in zehn Verhandlungsrunden über den seit 2015 unverändert geltenden Manteltarifvertrag keine nennenswerte Annäherung erreicht wurde.

Gleichzeitig bleibt der Reisewille der Deutschen groß. „Die Nachfrage nach Pauschalreisen bleibt nach Corona weiter sehr stark“, heißt es beim Vergleichsportal Check24. Die Türkei und Spanien sind laut einer Erhebung des Unternehmens die beliebtesten Urlaubsziele in den Herbstferien. Einen starken Zuwachs an Buchungen gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 verzeichnen darüber hinaus die Dominikanische Republik, die Malediven und Mauritius.

Mit dem großen Reisewillen habe sich auch das Preisniveau für Pauschalreisen an allen Zielen erhöht, wie die Check24-Erhebung zeigt. Den größten Anstieg mit durchschnittlich knapp 27 Prozent im Vergleich zu 2019 bekommen Italien-Urlauber zu spüren. Doch auch auf den Malediven (plus 24 Prozent) und in Ägypten (plus 22 Prozent) sind die Preise für eine Pauschalreise gestiegen.

Manche Airlines bieten einen sogenannten Late-Night- oder Vorabend-Check-In an

Die Flughäfen geben unterdessen Ratschläge, wie Reisende selbst das Chaos in den Herbstferien vermeiden können. Demnach sollten Passagiere am besten zweieinhalb bis drei Stunden vor Abflug am Terminal erscheinen. Deutlich früher anzureisen sei hingegen nicht von Vorteil und kann zu noch längeren Wartezeiten und Verzögerungen führen, heißt es vom Flughafen Düsseldorf.

Überpünktliche Passagiere könnten die Abfertigung für all jene verstopfen, die es eiliger haben als sie selbst. Allerdings bieten manche Airlines einen sogenannten Late-Night- oder Vorabend-Check-In an. Hierbei lässt sich das Gepäck bereits am Vortag aufgeben. Der Flughafen Hamburg rät Passagieren außerdem, möglichst wenig Handgepäck mitzunehmen. Das verhindere lange Schlangen an den Sicherheitskontrollen. „Bereitet sich jeder Fluggast gut auf den Abflugtag vor, verkürzt sich die Wartezeit für alle“, sagt Katja Bromm vom Hamburger Flughafen.

Gute Nachrichten für manche Betroffene kamen am Donnerstag aus Luxemburg. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat die Rechte von Fluggästen gestärkt. Sie können auch dann eine Entschädigung fordern, wenn eine Reise aus mehreren Flügen besteht und diese von unterschiedlichen Gesellschaften durchgeführt wurde, wie die Richter mitteilten. Dafür müsse zwischen den Unternehmen keine besondere rechtliche Beziehung bestehen, solange ein Reisebüro die Flüge kombiniere, dafür einen Gesamtpreis in Rechnung stelle und ein einheitliches Ticket ausgebe.

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