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Reise von Außenministerin Baerbock nach Indien: Das ist die bittere Realität

Deutschland braucht Indien und muss deshalb die ein oder andere bittere Pille schlucken. Trotzdem ist der Vorwurf der Doppelmoral vollkommen absurd.

Sie war nur 32 Stunden da, doch die hatten es in sich: Die Mission der Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Indien war nicht nur eng getaktet, sondern auch heikel. In der Rückschau aber muss man zweierlei festhalten: Sie ist geglückt – auch wenn, vielleicht sogar weil sie manche Kröte schlucken musste.

Denn mit Blick auf die Russland-Sanktionen bleibt die indische Führung ein schwieriger Partner. Zugleich jedoch braucht Deutschland Indien langfristig, um nicht in die nächste Abhängigkeit zu schlittern, diesmal von China. In dieser geopolitisch schwierigen Lage geht es daher nicht ganz ohne Doppelmoral. Das ist die bittere Realität.

Indien geht es ums Geschäft

Beim Ergebnis von Baerbocks Reise darf sich deshalb niemand Illusionen hingeben: Die indische Regierung setzt auch weiterhin auf Handel mit Russland und stärkt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin damit zumindest wirtschaftlich den Rücken.

Moskau kann auf Ölexporte nach Indien zählen und hofft auf einen Ausbau der Handelsbeziehungen, um westliche Sanktionen auszugleichen oder zu umgehen. Wie Baerbocks indischer Amtskollege Subrahmanyam Jaishankar auf der gemeinsamen Pressekonferenz Montag unverblümt erklärte: Indien geht es ums Geschäft und trennt das von der Politik. Das ist Egoismus pur.

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Dass Indien an dieser Position festhält, ist eine herbe Enttäuschung für Deutschland und mit Blick auf die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine unverantwortlich. Zumal Indien auch noch versucht, aus dem Ukraine-Krieg zusätzlich Profit zu schlagen. So kaufen indische Unternehmen Öl von Moskau, wandeln es in Diesel um und verkaufen es dann wieder nach Europa. Im Prinzip sabotiert Indien damit teilweise die Sanktionen des Westens. Das ist schmerzhaft – auch für Deutschland.

Indien distanziert sich politisch von Putin

Trotzdem gibt es auch Hoffnung. Die indische Führung hat in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, was sie von Putins Krieg hält: nichts.

Beim G20-Gipfel in Indonesien war es vor allem auch Indien zu verdanken, dass der russische Angriffskrieg in der Abschlusserklärung in entsprechender Schärfe verurteilt und die russische Isolation so deutlich herausgearbeitet wurde. Das war für Putin eine peinliche Katastrophe auf dem diplomatischen Parkett. An diesem Punkt muss die westliche Diplomatie ansetzen.

Denn bisher beschränkte sich die indische Seite leider auf Signale und beschloss keine Maßnahmen, die Putin tatsächlich etwas kosten würden. Allgemein scheint Neu-Delhi den Ukraine-Krieg nicht aus moralischen Gründen zu verurteilen, für viele Inder ist dieser Konflikt schlichtweg sehr weit weg. Aber Indien möchte wahrscheinlich nicht zu den letzten Schurkenstaaten gehören, die Putin noch unterstützen. Wer setzt schon sein Geld auf den mutmaßlichen Verlierer?

Vorwurf der Doppelmoral ist absurd

Natürlich will die indische Führung momentan nicht zu offensichtlich Partei ergreifen. Zu lukrativ ist der Platz zwischen den Stühlen. Das Land übt sich in Pendeldiplomatie.

Das ist schmerzhaft für den Westen, mancher würde sagen: Das kommt einer Ohrfeige gleich.

Und doch dürfte Indien für den Westen die einzige wirtschaftliche Alternative sein, sollte sich der Konflikt mit China verschärfen – etwa wenn Präsident Xi Jinping Taiwan angreift. Angesichts dieses Szenarios muss auch Deutschlands Ziel sein: Eine Abhängigkeit wie die von Russland vor dem Krieg darf es nicht mehr geben. Nie wieder.