Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Retter machen düstere Prognose: Türkei und Syrien betrauern mehr als 6000 Tote

Die Schuttberge sind riesig, die Hoffnung gering: In der Türkei und in Syrien suchen Rettungskräfte bei eisigen Temperaturen noch immer nach Überlebenden des schweren Erdbebens. Doch viele Betroffene können nur noch tot geborgen werden. Es sei davon auszugehen, dass die Opferzahlen "dramatisch ansteigen" werden.

Die Zahl der Todesopfer ist nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet auf 6376 gestiegen. Wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilt, kamen in der Türkei infolge des verheerenden Erdbebens 4544 Menschen ums Leben. In Syrien liegt die Opferzahl bei mindestens 1832 Toten.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. In den Stunden danach wurde die Region von mehr als 50 Nachbeben erschüttert. In der Türkei stürzten laut Staatschef Recep Tayyip Erdogan fast 3000 Gebäude in insgesamt sieben Provinzen ein, darunter die staatlichen Krankenhäuser in Iskenderun und Adiyaman.

Nach Schätzungen des Pacific Disaster Centers, einer US-Organisation für Katastrophenhilfe, sind insgesamt rund 23 Millionen Menschen betroffen. Während in der Türkei Hilfe großflächig angelaufen ist, warten viele Betroffene in Syrien auf Rettungsteams. Außenministerin Annalena Baerbock forderte daher die Öffnung aller Grenzübergänge. Es gebe derzeit nur einen offenen Grenzübergang, der bei dem Erdbeben aber beschädigt worden sei, sagte sie. "Deswegen ist die Öffnung der Grenzübergänge so zentral." Es sei "das absolute Gebot jetzt, dass die humanitäre Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird".

Das Katastrophengebiet betrifft die jahrelange Bürgerkriegsregion. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana kamen in den von der Regierung kontrollierten Provinzen Aleppo, Latakia, Hama, Idlib und Tartus mindestens 812 Menschen ums Leben. 1449 wurden demnach verletzt. Mindestens 1020 Menschen starben nach Angaben der Zivilschutzorganisation Weißhelme im von der Opposition gehaltenen Nordwesten Syriens. 2400 seien verletzt worden. Es sei aber davon auszugehen, dass die Zahlen noch "dramatisch ansteigen" werden.

150.000 Menschen nun obdachlos

Ein Grund für die düstere Prognose sind auch die niedrigen Temperaturen in der Region um den Gefrierpunkt. Der türkische Wetterdienst sagte teils Schneefall und Regen voraus. Viele können nicht in ihre Häuser zurück, weil sie eingestürzt sind oder eine Rückkehr wegen der Nachbeben zu gefährlich wäre.

"Dieses Erdbeben hat 13,5 Millionen unserer Bürger direkt betroffen", sagte der türkische Städteminister Murat Kurum. Manche Straßen und Wege seien nicht zugänglich, man arbeite daran, sie passierbar zu machen. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) schätzt, dass 150.000 Menschen in der Türkei obdachlos geworden sind.

Auch die Ukraine hilft

Der türkische Präsident Erdogan rief den Ausnahmezustand aus, um "sicherzustellen, dass die Such- und Rettungsarbeiten und die anschließenden Arbeiten schnell durchgeführt werden". Viele Länder sagten Unterstützung zu. Selbst aus Mexiko machten sich 145 Rettungskräfte auf den Weg.

Der Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), Gerd Friedsam, rechnet mit einem schwierigen und möglicherweise auch längeren Einsatz. Über das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU sind bereits 27 Such- und Rettungsteams mobilisiert worden. Wie EU-Kommissar Janez Lenarcic mitteilte, entspricht das insgesamt mehr als 1150 Rettungskräften und 70 Hunden.

Hilfszusagen kamen etwa auch aus Großbritannien, Israel, Indien, Russland, der von Russland angegriffenen Ukraine sowie den USA.

Überleben im Freien

Bilder aus der Türkei zeigten etwa, wie Bagger Schuttberge eingestürzter Häuser abtrugen. Retter in Syrien vermuten, dass noch immer Hunderte Familien unter den Trümmern begraben sind.

Eines der am schwersten betroffenen Gebiete ist die Region Idlib unter Rebellen. Dies erschwert dort die staatliche Nothilfe. Nach mehr als elf Jahren Bürgerkrieg kontrollieren Regierungstruppen des Machthabers Baschar al-Assad wieder rund zwei Drittel Syriens. Nach UN-Angaben trafen die Beben in dem Bürgerkriegsland vor allem Menschen, die ohnehin schon in großer Not lebten. Viele der Binnenflüchtlinge, die vor der Katastrophe in baufälligen Unterkünften wohnten, mussten die Nacht bei eisigen Temperaturen im Freien verbringen.