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Rezessionssorgen drücken schwer: Erholung der Wall Street schon wieder vorbei

Die kräftige Kurserholung an der Wall Street entpuppt sich einen Tag später als Strohfeuer. Am Donnerstag schüren robuste Konjunkturdaten einmal mehr die Sorge, dass die Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation weiter steigen dürften. Die US-Indizes geben wieder deutlich nach. Auch der Dollar fällt weiter zurück.

Die Erholungsbewegung an der Wall Street war am Donnerstag schon wieder vorbei - die Indizes gaben erneut kräftig nach. Der Dow-Jones-Index verlor 1,5 Prozent auf 29.226 Punkte. Der S&P-500 reduzierte sich um 2,1 Prozent. Für den Nasdaq-Composite ging es um 2,8 Prozent nach unten.

Auslöser der Erholung zur Wochenmitte war ein kräftiger Rückgang der US-Renditen, nachdem die Bank of England (BoE) am Anleihemarkt interveniert hatte und zeitlich begrenzt britische Staatsanleihen kauft, um diese zu stabilisieren. Doch nun trat die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen und damit das steigende Risiko einer Rezession erneut in den Vordergrund. Auch ein unerwarteter Rückgang der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stützte die Erwartung längerfristig höherer Zinsen. Diese fielen auf den niedrigsten Stand seit April. Ein weiter starker US-Arbeitsmarkt könnte den Spielraum der Fed für Zinsanhebungen weiter erhöhen, so die Befürchtung am Markt.

"Die Zentralbanken konzentrieren sich nach wie vor voll und ganz auf die Inflation und die Anhebung der Zinssätze, selbst wenn dies eine Rezession zur Folge hat", so Chris Turner, Global Head of Markets bei ING. "Ich denke, dass die Zinssätze in den USA weiter steigen werden, da wir uns noch nicht in einem restriktiven Bereich befinden, und dass Zinssenkungen nicht so leicht oder so schnell kommen werden, wie der Markt erwartet", sagte Michael Wang, CEO und Gründer von Prometheus Alternative Investments.

Die Präsidentin der Federal Reserve von Cleveland, Loretta Mester, rechnet nicht mit einer Aussetzung des Zinserhöhungskurses aus Sorge um die US-Wirtschaft. Die Fed habe die Zinsen seit März um 300 Basispunkte angehoben, aber "schauen Sie sich an, wie hoch die Inflation ist", so Mester. Sie sei für eine weitere Erhöhung auf über 4 Prozent.

Konjunkturseitig ist die US-Wirtschaft im zweiten Quartal geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank nach den Daten der dritten Veröffentlichung auf das Jahr hochgerechnet wie am Markt erwartet um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im ersten Quartal war für das BIP ein Rückgang um 1,6 Prozent verzeichnet worden. Der BIP-Deflator, ein Inflationsmaß, stieg im zweiten Quartal um 9,0 (vorläufig: 8,9) Prozent.

Dollar gibt weiter nach

Am Devisenmarkt fiel der Dollar nach den deutlichen Vortagesabgaben im Gefolge der BoE-Anlieheintervention noch etwas zurück. Der Dollar-Index verlor 0,4 Prozent. Robin Brooks, Chefökonom bei IIF, erklärte, dass der Dollar gegenüber den europäischen Währungen stärker ist, nicht aber im Vergleich zu den Schwellenländern. "Wir sehen keinen starken Dollar. Wir sehen ein schwaches Europa", so der Teilnehmer.

Die Ölpreise gaben einen Teil der Vortagesgewinne wieder ab. WTI und Brent verloren bis zu 0,8 Prozent. "Das Fehlen einer Risikoprämie macht deutlich: Der Markt fürchtet den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell mehr als das eskalierende Verhalten von Russlands Präsident Wladimir Putin oder die Fähigkeit der Opec, den Markt zu verteidigen", sagte Michael Tran, Rohstoffanalyst bei RBC Capital Markets. Auch der Hurrikan Ian, der im Golf von Mexiko auf Land getroffen ist, stützte das Sentiment etwas, hieß es. Diverse Ölkonzerne hatten im Vorfeld ihre Förderplattformen geräumt.

Für die Renditen am Anleihemarkt ging es nach dem kräftigen Rücksetzer am Vortag wieder leicht nach oben. Die Rendite 10-jähriger Papiere erhöhte sich um 3,1 Basispunkte auf 3,77 Prozent. Die Anleger wetten wieder auf eine weitere Zinserhöhung der Fed um 75 Basispunkte im November, sagte ein Marktbeobachter.

Nach der leichten Erholung am Vortag ging es für den Goldpreis um weitere 0,1 Prozent nach oben. Die Aussicht auf anhaltend kräftige Zinserhöhungen und der tendenziell weiter starke Dollar belasteten das zinslose Edelmetall übergeordnet aber weiter, hieß es.

Apple leichter - Nike vor Zahlen mit Abschlägen

Unter den Einzelwerten gaben Apple 4,9 Prozent ab. Die Analysten der Bank of America haben die Aktie auf "Neutral" herabgestuft. Die Gewinnschätzungen für Apple könnten im kommenden Jahr nach unten korrigiert werden, da sich die weltweite Konsumentennachfrage abschwächt, so die Analysten. Die langfristigen Aussichten des iPhone-Herstellers seien aber weiterhin günstig.

Bei Vail Resorts (+1,6%) verringerte sich der Verlust im vierten Quartal. Das Unternehmen verzeichnete eine starke Nachfrage in seinen australischen Resorts und erholte sich in seinen nordamerikanischen Standorten weiter von der Pandemie.

Erst nach Handelsschluss wird der Sportartikel-Hersteller Nike mit Zahlen für das erste Geschäftsquartal erwartet. Die Aktie notierte im Vorfeld 3,4 Prozent leichter.