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Seit 80 Jahren bei der DLRG - Else ist Deutschlands dienstälteste Lebensretterin

Schwerte (NRW) – Wenn Else Lemmes (96) über ihr Leben spricht, spricht sie über Schwimmen. „Es ist für mich eine Berufung“, sagt die Schwerterin. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, das kann ich gut und damit kann ich anderen helfen! Und es war selbstverständlich, es dann auch zu tun.“

Als junge Frau, mit 16 Jahren, trat sie in die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG, 1913 gegründet) ein, rettete Menschen vor dem Ertrinken und brachte hunderten Kindern das Schwimmen bei. Jetzt, mit 96 Jahren, ist Else Lemmes die dienstälteste DLRGlerin Deutschlands!

„Seit 80 Jahren Mitglied der DLRG – das gab es noch nie“, sagt Marcel Mitze, Vorsitzender der DLRG Ergste-Villigst-Hennen. „Else ist ein Phänomen und wir sind sehr stolz, sie bei uns zu haben.“ Auch Mitze machte vor 28 Jahren das Seepferdchen bei ihr ...

Sprung ins Elsebad in Schwerte. Hier war Else Lemmes unter anderem Schwimmmeisterin

Foto: Privat

Die Leidenschaft fürs Schwimmen kam früh, erzählt Else Lemmes. „Meine Eltern waren mit mir an einem aufgestauten Teil der Ruhr. Ich konnte nicht stehen, also musste ich schwimmen – und es klappte.“

Dort, am so genannten Wellenbad, lernte sie die DLRG-Aufsicht kennen. „Das hat mich sofort beeindruckt. Es waren viele junge Frauen dabei. Und dass sie anderen mit ihren Schwimmfähigkeiten halfen, fand ich toll.“

Else Lemmes in ihrer Küche in Schwerte. Auch mit 96 Jahren wohnt sie noch allein in dem Haus, das sie mit ihrem Mann Günter (†) baute

Foto: marco stepniak

Von da an verbringt Else die Sommer nahezu immer im Schwerter Freibad Elsebad (Kreis Unna) – das durch Zufall ihren Namen trägt. Im Krieg wird es zum Treffpunkt für die jungen Menschen aus den umliegenden Städten.

Es sei ein kompliziertes Nebeneinanderher der Gefühle gewesen. „Wir wussten, im Krieg werden Menschen totgeschossen“, sagt sie. Aber das Elsebad sei auch Treffpunkt für alle gewesen, die wieder aus dem Krieg zurückkamen. „Jeder wusste, hier treffe ich die Freunde wieder.“

Die passionierte Schwimmerin brachte zwei Jahrzehnte lang hunderten Kindern das Schwimmen bei

Foto: Privat

Else Lemmes mit ihrem Mann Günter bei der Verleihung von Schwimmabzeichen

Foto: Privat

Auch ihren Mann Günter (†) lernte Else im geliebten Elsebad kennen – als sie an einem heißen Sommertag beide das Marschieren bei einer Nazi-Veranstaltung schwänzten. „Meiner Mutter sagte ich, sie sollte mir eine Entschuldigung schreiben, dass ich Durchfall hätte.“ Ihr späterer Mann konnte heimlich bloß eine Badehose mitnehmen. „Also haben wir uns mein Handtuch geteilt“, erzählt Else. Später bekamen sie zwei Kinder.

Auch der heutige Vorsitzende der DLRG Ergste-Villigst-Hennen Marcel Mitze lernte bei Else Lemmes schwimmen

Foto: marco stepniak

Die Schwerterin gründete zwei DLRG Ortsvereine. Als das Elsebad geschlossen wurde, sammelte sie mit Freunden über 10 000 Unterschriften für die Wiedereröffnung als Bürgerbad

Foto: Privat

Mit 21 Jahren macht die Schwerterin ihre Passion zum Beruf. In Bonn legt sie die Prüfung zur Schwimmmeisterin ab. „Dann ging ich zum Bad und sagte, hier bin ich, eure Schwimmmeisterin – und wurde gefragt: ,Ja, können Sie das denn?‘.“ Elses Antwort: „Natürlich, dafür habe ich eine Prüfung gemacht!“ Der alte Schwimmmeister, der als Aushilfe tätig war, hatte damit abgedankt. An der Grundschule gab die junge Frau zudem Schwimmunterricht.

Die Seniorin (drei Urenkel) erzählt mit fester Stimme von ihrem Leben mit dem Schwimmen. Doch wenn sie von den Situationen berichtet, in denen sie Menschen vor dem Ertrinken rettete, bebt ihre Stimme, „die Aufregung von damals spüre ich noch heute“, sagt sie.

Else Lemmes in Aktion

Foto: Privat

Einmal habe sie einen Jugendlichen im Elsebad gerettet, der in der achten Klasse einen Ausflug mit der Lehrerin dorthin gemacht hatte. „Er konnte nicht schwimmen. Doch das sollten seine Mitschüler nicht wissen. Plötzlich wurde er durch den Frischwasser-Zulauf ins tiefe Wasser getrieben. Es war sehr knapp.“

Sie ist froh, dass ihr ehemaliger Schüler Mitze und weitere DLRG-Mitglieder heute ihr Erbe weiterführen und vielen Kindern das Schwimmen beibringen. „Aus der Corona-Zeit ist viel nachzuholen. Jedes Bade-Unglück macht mich traurig. Es muss unser Ziel sein, dass alle Kinder schwimmen lernen!“

Else Lemmes bei einer der vielen Meisterschaften auf dem Siegertreppchen

Foto: Privat

Über die Jahre nimmt Else an Deutschen und Europameisterschaften teil, einmal auch an einer WM – und sammelt unzählige Medaillen. Zuletzt wird sie noch mit 91 Jahren Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse!

Wenn Else Lemmes jetzt das Wasser sieht, wird sie wehmütig. „Seit der Corona-Zeit musste ich das Schwimmen drangeben, leider. Es war mein Leben und wird es immer sein.“

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