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Simone Barrientos ist jetzt Sozialdemokratin: Würzburger Ex-Linken-Bundestagsabgeordnete tritt der SPD bei

Die Würzburger SPD hat einen prominenten Neuzugang: Simone Barrientos, frühere Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, ist ab sofort Sozialdemokratin. Die Verlegerin aus Ochsenfurt gab am Freitag ihren Eintritt in die SPD bekannt. Barrientos war von 2017 bis 2021 für die Linke Mitglied im Bundestag gewesen. Im März dieses Jahres war sie aus der Partei ausgetreten, den letzten Ausschlag hatten unklare Positionen ihrer Partei zum Ukrainekrieg gegeben. 

Ein dreiviertel Jahr später ist die 59-Jährige der Parteilosigkeit allerdings überdrüssig. "Wenn man eine politische Heimat hatte, ist es schwer, ganz ohne sie auszukommen.  Bei der SPD, das war spürbar, waren die Türen einladend offen", sagt Simone Barrientos im Gespräch mit der Redaktion. Über ihren Lebenspartner, den Schriftsteller Leander Sukov, habe sie mitbekommen, wie man in der SPD miteinander umgeht: "Die innerparteiliche Kommunikation zu politischen Entscheidungen kenne ich so nicht. Da werden politische Entscheidungen erklärt und nicht mitgeteilt, auf Augenhöhe zur Basis. Und da wird zugehört." 

Künftiger Schwerpunkt soll in der Sozialpolitik liegen

Das Atmosphärische ist es für Barrientos aber nicht allein. Ein wichtiger Grund für ihre Entscheidung sei die derzeitige politische Entwicklung. "Die Demokratie steht massiv unter Druck. Im Moment ist mein Platz nicht da, wo man für die Revolution, sondern da, wo man für die Demokratie kämpft", sagt sie. Außerdem wolle sie eine Rückkehr von CDU und CSU an die Macht im Bund verhindern. Deshalb sei es ihr wichtig, die SPD-geführte Ampelregierung zu unterstützen: "Wenn man alles klein-, schlecht- und wegredet, wenn man jede progressive Entwicklung leugnet und jede Entscheidung verächtlich macht, dann hat man am Ende wieder eine Regierung, die von der Union geführt wird. Das kann nicht in meinem Interesse sein."

"Im Moment ist mein Platz nicht da, wo man für die Revolution, sondern da, wo man für die Demokratie kämpft."

Simone Barrientos

Den Schwerpunkt bei der politischen Arbeit in ihrer neuen Partei sieht Barrientos in sozialen Fragen. In der SPD will sie deshalb den linken Flügel unterstützen: "Dieser linke Flügel braucht Kraft, damit die SPD stark ist in dem, was ihre Kernaufgabe ist: sozial-demokratische Politik im Sinne des Wortes." Ein Vorbild hat sie dafür auch: Regine Hildebrandt, die 2001 verstorbene kämpferische SPD-Sozialministerin von Brandenburg. Aufs Soziale festlegen lassen will sich Barrientos aber nicht. Kulturpolitik soll – wie schon zu ihrer Zeit bei der Linken – ebenso eine Rolle spielen wie feministische Themen, Erinnerungskultur und Demokratiefragen.

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Steht auch eine Rückkehr in die Berufspolitik im Raum? "Mein Plan ist nicht, in der Partei Karriere zu machen. Dann wäre ich früher eingetreten und hätte versucht, auf eine Landtagsliste zu kommen", sagt sie. Zugleich will sie derlei Ambitionen aber nicht komplett ausschließen, "aber die Entscheidung liegt ja bei der SPD und nicht bei mir". Zunächst will Barrientos die SPD mit ihrer Erfahrung unterstützen, sei es im Wahlkampf, beim Verfassen von Reden oder bei der Vorbereitung politischer Diskussionen. 

Und ganz ohne politisches Amt ist sie ja auch jetzt nicht. Seit 2020 ist sie Mitglied im Würzburger Kreistag, wo sie nach ihrem Linken-Austritt der SPD-Fraktion als parteilose Kreisrätin beitrat. Privat arbeitet sie zurzeit an einem Buch über ihre Zeit im Bundestag sowie an einem Bühnen- und an einem Liederprogramm. 

Simone Barrientos will die SPD immer wieder an den demokratischen Sozialismus erinnern

Dass sie auch mit ihrer neuen Partei nicht rundum zufrieden sein kann, ist für Barrientos kein Problem. "Ich halte die SPD nicht für die ideale oder die allerbeste Partei. Eine solche Partei gibt es nicht. Wenn man in eine Partei eintritt, darf man nicht erwarten, dass alles deckungsgleich mit dem ist, was man will."

Sie selbst sei und bleibe demokratische Sozialistin. Und an den demokratischen Sozialismus, der immerhin auch im SPD-Parteiprogramm steht, will die frischgebackene Sozialdemokratin ihre neue Partei auch immer wieder erinnern – das aber pragmatisch: "Ich sage mal ganz plakativ: Natürlich träume ich von der Revolution. Aber ich bin da bei Rosa Luxemburg und halte eine Revolution nicht für einen singulären Akt, sondern für einen langen Weg, auf dem sich die Verhältnisse ändern. Ein gesellschaftlicher Veränderungsprozess braucht Zeit. Und wenn das Ergebnis gut sein soll, braucht es eine Demokratie, die standhält."