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Sparpläne funktionieren nicht: Kraftwerke produzieren mehr Gas

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Kühlwasserknappheit, Versorgungsprobleme, explodierende Rohstoffpreise: Die Energiekrise hat die Strompreise auf Rekordhöhen getrieben Aufzeichnung.

(Foto: picture Alliance / Jochen Tack)

Deutschland muss Gas sparen. Die Nutzung von Kohle statt Gas zur Stromerzeugung soll dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Aber in den letzten Monaten ist manchmal das Gegenteil passiert. Inzwischen sind die Großhandelsstrompreise auf Rekordhöhen gestiegen.

Ein weitgehendes Verbot der Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung ist einer der wichtigsten Bausteine ​​für Deutschland, um sich auf eine mögliche Gasknappheit im kommenden Winter vorzubereiten. 12 % des Gasverbrauchs im vergangenen Jahr wurden für die Stromerzeugung verwendet. Ein Großteil dieses Gases sollte durch das Anfahren von Kohlekraftwerken verdrängt werden. Einige von ihnen waren in Reserve und einige waren bereits geschlossen. Dieser Plan ist jedoch bisher gescheitert. Umgekehrt zeigen Daten der Bundesnetzagentur, dass Kraftwerksbetreiber im Mai und Juli 2022 deutlich mehr Strom aus Erdgas erzeugt haben als in den gleichen Monaten des Vorjahres. Die Gasproduktion im Juni lag leicht unter dem Vorjahresniveau.

Grund für die erhöhte Gasproduktion sind gravierende Probleme mit anderen Energieträgern in Deutschland und den an den deutschen Strommarkt angeschlossenen Nachbarländern. In Frankreich beispielsweise sind aufgrund technischer Probleme und der dramatischen Absenkung vieler Flüsse derzeit nur etwa die Hälfte der Kernkraftwerke in Betrieb. Auch in Deutschland beeinträchtigt Niedrigwasser beispielsweise den Transport von Steinkohle.

Das Anfahren geplanter Kohlekraftwerke gestaltet sich jedoch aus anderen Gründen schwieriger als erwartet: Im niedersächsischen Meeram gibt es nur ein Kohlekraftwerk.

Das "Handelsblatt" zitiert Manager der Energiewirtschaft, die beklagen, dass die gesamte Logistikkette beim Kohletransport mangelhaft ist. Die Branche bereitete sich bereits darauf vor, in wenigen Jahren den Kohleausstieg zu beschließen. „Das fängt bei den Kranführern in Rotterdam an und reicht bis zur Umrüstung von Eisenbahnwaggons für den Kohletransport – überall gibt es Engpässe“, sagt der Branchenmanager.

EEX Power Exchange erreicht Rekordhoch

Kraftwerksbetreiber werden auch durch die politischen Rahmenbedingungen eingeschränkt. Rechtsgrundlage für die Inbetriebnahme des zu erwartenden Steinkohlekraftwerks ist das neue Alternativkraftwerksverfügbarkeitsgesetz. Allerdings sind die Bedingungen für die Rückgabe von Minen, die geschlossen wurden oder geschlossen werden sollen, sehr eng. Die Befreiung ist zunächst bis zum kommenden Frühjahr befristet. Betreiber befürchten, dass Kraftwerke, die nur für kurze Zeit oder gar nicht ans Netz gehen, mit den Kosten für den Kauf von Kohle belastet werden könnten, die derzeit sehr teuer ist.

31} Probleme gibt es auch bei Umweltauflagen. So hat der Kraftwerksbetreiber Leag die Bundesregierung gebeten, zwei Blöcke seines Braunkohlekraftwerks Jänischwalde, das sich derzeit in einer Sicherheitsreserve befindet, von den Anforderungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes auszunehmen. Rechtskonforme Nachrüstungen dauern zu lange. Die Betreiber aller betroffenen Kraftwerke müssen Hunderte neuer Stellen streichen, um ihre Reaktoren langfristig auf voller Leistung zu halten. Angesichts des Fachkräftemangels in fast allen Branchen eine schwierige Aufgabe. Die Essener Groupe RWE hat angekündigt, Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückholen zu wollen.

Starke Probleme im Kraftwerksbetrieb und eine erhöhte Produktion aus deutlich teurerem Erdgas schlagen sich in den Strompreisen nieder. Die Großhandelspreise an der Strombörse EEX haben in dieser Woche neue Allzeithochs erreicht. Der Preis für 1 MWh gelieferten Stroms im Folgejahr überschritt erstmals die Schwelle von 500 €. Die Preise haben sich innerhalb weniger Wochen verdoppelt und sind etwa sechsmal so hoch wie im Vorjahr.