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Sportmarkt: Teqball: Gehört der neuen Trend-Sportart die Zukunft?

Keine Lust mehr auf Fußball? Vielleicht ist Teqball dann etwas, eine neue Boom-Sportart zwischen Tennis, Tischtennis und, ja, Fußball. Sportler – und findige Unternehmer – hoffen schon auf Aufnahme bei den Olympischen Spielen

Als die Profisportlerinnen Carolyn Greco und Margaret Osmundson kürzlich den dritten Platz eines Wettkampfs im kalifornischen Anaheim erlangten, wurde das ganze weltweit im Fernsehen übertragen. Trotzdem haben die meisten Menschen von ihrer Sportart noch nie gehört. Geht es nach den beiden Spielerinnen und einer Reihe von umtriebigen Unternehmern, soll sich das ändern – und Teqball, so heißt der Sport, richtig groß werden. 

Seit etwa einem Jahrzehnt macht die aus Ungarn kommende Mischung aus Fußball, Tischtennis und Tennis von sich Reden. Teqball spielt man auf einer gebogenen Tischplatte, die drei Meter lang und 1,70 Meter breit ist – an ihrem höchsten Punkt misst die Platte 0,70 Meter –, die von einem soliden Netz halbiert wird. Das Spiel wird in der Regel in drei Runden ausgetragen, generell sind Doppel beliebter als Einzelspiele.

Alles, was die Spieler brauchen, ist ein leicht aufgepumpter Fußball. Wie beim Fußball können sie ihn mit allen Körperteilen mit Ausnahme der Hände berühren. Die Bewegungen erinnern bisweilen an die von Kampfsportarten, ausgezeichnete Fußtechnik ist von Nutzen. Es gibt bereits Bemühungen, dass Teqball Teil der nächsten Olympischen Spiele werden könnten – ein Aufnahmeprozess, der in der Regel lang anhaltende und mühsame Lobbyarbeit erfordert, selbst wenn es gut läuft.

Die meisten Teqball-Anhänger leben in Europa – vor allem in Frankreich und Ungarn –, aber auch in Brasilien. Viele europäische Fußballvereine haben eigene Teqball-Teams gegründet, und der Sport zieht längst Stars wie David Beckham, Lionel Messi und Neymar an. Die Verfechter des Teqball rechnen damit, dass die weltweit zwei Milliarden Fußballfans potenzielle „Teqer“ sein könnten. 

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In den USA hingegen sind Teqballfans noch eine kleine Gruppe, dafür sind sie aber besonders begeistert. So war auch die Zuschauerzahl beim jüngsten Turnier in Kalifornien überschaubar: Ein paar hundert Fans schwangen orangefarbene aufblasbare Stäbe und trugen Kapuzenpullis mit der Aufschrift „World Is Curved“, eine Anspielung auf den Teqball-Tisch. Das ist weit entfernt von den Tausenden an Fußballfans, die in die nahe gelegenen Stadien Banc of California, SoFi oder in die Crypto.com-Arena strömen. „Es handelt sich in vielerlei Hinsicht um ein Start-up“, erklärt Ajay Nwosu, Geschäftsführer und Präsident von Teqball USA – dem kommerziellen Marketingzweig des Sports – und Präsident der US National Teqball Federation, einer 2020 gegründeten gemeinnützigen Organisation, die an der Entwicklung des Sports arbeitet.

Die Sportlandschaft befindet sich im Wandel

Nach Angaben von USA Teqball, ein Privatunternehmen, das Turniere veranstaltet, gibt es in den USA etwa 1.000 professionelle Teqball-Spieler und 500.000 Amateure. Ein Teqball-Tisch kostet zwischen 1.850 und 3.500 Dollar und ist mit einem QR-Code versehen, der den neuen „Teqern“ in einfachen Videos die Spielregeln erklärt. Eine mögliche Erklärung für die wachsende Beliebtheit des Sports sind die Tische, die sich an mehr als 400 Unis überall in den USA finden lassen. Viele davon waren Spenden, um das Interesse zu wecken, gibt Nwosu zu. Während viele Sportarten während der Pandemie eingestellt werden mussten, „konnte man Teqball mit genug Abstand spielen“, sagt Nwosu. „Das ermöglichte es uns, mehrere Veranstaltungen durchzuführen, erfolgreich zu sein und unser Netzwerk auszubauen.“

Das Phänomen Teqball ist dabei typisch für die sich ständig im Wandel befindende Sportlandschaft. Während früher eine Handvoll Sportarten die TV-Lizenzverträge und die Berichterstattung in der Presse dominierten, können heute eingefleischte Fans von Curling bis College-Football auf endloses Filmmaterial in den sozialen Medien zugreifen. Auch Teqball hat davon profitiert. Mit seiner atemberaubenden Kunstfertigkeit und seinem rasanten Tempo passt Teqball außerdem ausgezeichnet zu Tiktok und Instagram.

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Die sozialen Medien sind auch der Grund, weshalb sich die Spitzenspieler Greco und Osmundson überhaupt erst für die gebogenen Tischen zu interessieren begannen. Im Dezember 2019 verhandelte Greco einen neuen Profifußballvertrag, am Ende stand eine Absage. Über einen Kollegen hörte sie von Teqball, sah sich einige Videoclips an und beschloss es selbst auszuprobieren. Sie rief Osmundson an, die sie aus der Fußballmannschaft der Sonoma State University kannte und deren Zukunft sich ebenfalls in der Schwebe befand. Im März 2020 war Osmundson bereit und zog nach Los Angeles in Nordkalifornien, um mit Greco in Doppel-Teqball anzutreten. „Ich habe mich sofort in den Sport verliebt“, sagt Osmundson.

Im Teqball werden Preisgelder und Wettkampfplätze geschlechtergerecht verteilt – diese Tatsache sowie der Erfolg des Frauenfußballs in den letzten Jahren ermutigte das Duo, 2020 Bella Teq zu gründen, den ersten reinen Frauen-Teqballverein der Welt. „Wir glauben“, sagt Greco, „dass dies zu etwas Größerem führen wird.“

Im US-Teqball gibt es weder Gewerkschaften, Tarifverträge, Mindestgehälter noch eine Beteiligung der Athleten an Übertragungsrechten. Die Spieler haben noch keine großen Schuh- und Bekleidungsverträge mit Unternehmen wie Adidas, Nike, Reebok und Puma abgeschlossen. Während bei großen Wettkämpfen Ärzte und Trainer zur Verfügung stehen, sind die Athleten während der Saison weitgehend auf sich allein gestellt, wenn es um Gesundheitsfürsorge und das Training geht.

Obwohl sie zu den weltbesten Teqern gehören, haben sowohl Greco als auch Osmundson nebenbei Vollzeitjobs. Greco ist Umweltberaterin und Osmundson Betriebsleiterin einer Sportakademie. „Es war schwierig“, sagt Greco. „Es ist fast unmöglich, unsere beiden Terminkalender miteinander in Einklang zu bringen und eine Einrichtung mit Tisch zu finden. Also spielen wir oft im Freien, kicken einfach einen Ball und versuchen einfach, uns zu dehnen und fit zu halten.“ Nebenbei kassieren sie ein paar Preisgelder. „Wir haben eine kleine Unterstützung erhalten“, sagt Osmundson. „Aber damit wir als Athleten aufblühen und der Sport wachsen kann, brauchen wir mehr finanzielle Mittel.“

 © Bloomberg Businessweek

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