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Starkes Nachbeben am Mittag: Mehr als 1400 Tote nach Erdbeben in der Türkei und Syrien

Starkes Nachbeben am Mittag Mehr als 1400 Tote nach Erdbeben in der Türkei und Syrien

Aus dem Südosten der Türkei werden am frühen Morgen zwei starke Erdbeben gemeldet. Auch Syrien ist betroffen. Die Zahl der Todesopfer steigt stündlich, das gesamte Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht absehbar. Am Mittag erschüttert ein weiteres starkes Beben die Region.

Bei zwei der verheerendsten Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet seit Jahrzehnten sind nach vorläufigen offiziellen Angaben mehr als 1400 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der Türkei wurden laut Präsident Recep Tayyip Erdogan mindestens 912 Opfer gezählt. 5385 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Für Syrien wurden 547 Tote und rund 1600 Verletzte in mehreren Provinzen gemeldet. Am Mittag erschütterte nach Angaben der europäischen Erdbebenwarte EMSC ein neues schweres Beben der Stärke 7,5 die Region.

Für das erste Erdbeben am frühen Morgen in der Südosttürkei gab die US-Erdbebenwarte USGS die Stärke sogar mit 7,8 an. Das Epizentrum lag nach Angaben der örtlichen Katastrophenschutzbehörde AFAD in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Ein weiteres Beben sei kurz darauf in der Provinz Gaziantep gemessen worden. Die Angaben zur jeweiligen Stärke gehen auseinander. AFAD und das Geoforschungszentrum Potsdam nennen für das erste Beben inzwischen den Wert 7,7.

Mindestens 1700 Gebäude stürzten in der Türkei ein. Das Beben am Morgen sei in zehn Provinzen zu spüren gewesen, sagte Vizepräsident Fuat Oktay. Unter den eingestürzten Gebäuden sei neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In Gaziantep stürzte der Zeitung "Hürriyet" zufolge eine historische Burg ein.

66 teils starke Nachbeben

Vielerorts werden weiterhin etliche Menschen unter dem Schutt vermutet. Im Staatssender TRT war zu sehen, wie Menschen bei Schnee in der Stadt Iskenderun aus Trümmern befreit wurden. Auch aus den Städten Gaziantep, Sanliurfa, Osmaniye, Diyarbakir und Adana wurden Bilder gezeigt, auf denen Menschen teilweise in Decken gehüllt abtransportiert wurden.

Laut dem Innenministerium wurden Rettungsteams aus dem ganzen Land zusammengezogen. Man habe die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten. Die Katastrophenschutzbehörde AFAD meldete 66 teils starke Nachbeben. Erdogan schrieb auf Twitter, "wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen".

Auch in Syrien stürzten laut Sana in zahlreichen Städten Gebäude ein. Fotos zeigten, wie Rettungsteams Menschen auf Tragbahren wegtrugen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums Raed Ahmed sagte laut Sana, das Beben am Morgen sei das stärkste in Syrien seit 1995 gewesen. "Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmern liegen", sagte der Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed Al Saleh.

Zahlreiche Länder sicherten Hilfe zu. Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. "Griechenland wird sofort helfen", erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Auch Israel und Italien wollen humanitäre Hilfe leisten.

Finnland und Schweden bekunden Beileid

Von ihren übrigen NATO-Partnern bekommt die Türkei ebenfalls Hilfe. Alliierte seien dabei, Unterstützung zu mobilisieren, schrieb NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Morgen bei Twitter. Er selbst sei in Kontakt mit dem türkischen Präsidenten Erdogan und Außenminister Mevlut Cavusoglu. Über seine Nachricht setzte Stoltenberg die Worte: "Uneingeschränkte Solidarität mit unserem Verbündeten Türkei nach diesem schrecklichen Erdbeben."

Auch Finnland und Schweden sprachen der Türkei ihre Anteilnahme aus. Trotz der türkischen Blockade der NATO-Anträge ihrer Länder schickten sowohl der finnische Präsident Sauli Niinistö als auch der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson Beileidsbekundungen an Erdogan, wie sie über Twitter mitteilten.

Retter aus EU bereits auf dem Weg

Die Europäische Union entsendet Rettungsteams in die Türkei. "Nach dem Erdbeben in der Türkei heute Morgen haben wir den EU-Zivilschutzmechanismus aktiviert", kündigte der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic auf Twitter an. Rettungsteams aus den Niederlanden und Rumänien seien bereits auf dem Weg.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock sagten Hilfe zu. "Deutschland wird selbstverständlich Hilfe schicken", schrieb Scholz auf Twitter und zeigte sich bestürzt angesichts der Nachrichten aus den betroffenen Gebieten. "Die Zahl der Todesopfer steigt immer weiter. Wir trauern mit den Angehörigen und bangen mit den Verschütteten." Baerbock versprach: "Wir werden mit unseren Partnern rasch Hilfe auf den Weg bringen." Man sei "mit schrecklichen Nachrichten" aus der Türkei und Syrien aufgewacht, schrieb die Grünen-Politikerin ebenfalls auf Twitter. "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer dieser furchtbaren #Erdbeben und allen, die um ihre Familie, Freunde, Nachbarn bangen."

Auch Libanon, Israel und Zypern betroffen

Im Libanon, in Israel und auf Zypern war das Beben ebenfalls zu spüren. In den libanesischen Städten Beirut und Tripoli flohen die Menschen aus Angst vor einem Einsturz aus ihren Wohnhäusern, wie Augenzeugen berichteten.

Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr. Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben.

1999 wurde die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.