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Steht Offensive kurz bevor? Andeutungen aus der Ukraine

Aus ukrainischen Militärkreisen mehren sich Aussagen zur bevorstehenden Gegenoffensive. Dahinter könnte aber auch eine Verwirrungsstrategie stecken.

Hochrangige Vertreter der Ukraine deuten einen baldigen Beginn des weithin erwarteten Gegenangriffs zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete an. Die Offensive könne "morgen, übermorgen oder in einer Woche beginnen", sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, der BBC. Danilow erklärte weiter, Kiew könne keinen Fehler machen", da es sich um eine historische Chance handele, "die wir nicht verpassen dürfen".

Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, veröffentlichte derweil online ein Video, das ukrainische Soldaten beim Ablegen eines Eids und bei Kampfvorbereitungen zeigt, und schreibt dazu: "Die Zeit ist gekommen, zurückzuholen, was uns gehört."

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Spekulationen über Zeitpunkt

Seit Wochen wird über eine ukrainische Gegenoffensive spekuliert. Sie wurde immer wieder von ukrainische Seite angekündigt, ohne aber mögliche Orte oder einen Zeitpunkt zu nennen. In den vergangenen Wochen hat es bereits mehrere Angriffe auf russische Militärdepots und die Infrastruktur gegeben – teilweise weit hinter der Frontlinie. Das heizte bereits Spekulationen über Vorbereitungen für einen ukrainischen Gegenschlag an. So sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow, die Vorbereitungen der Ukraine für die geplante Frühjahrsoffensive seien "in der Endphase".

Verwirrung stiften?

Nicht ausgeschlossen werden kann aber, dass die Äußerungen aus der Ukraine Druck auf die russische Militärführung machen und diese verunsichern sollen. "Vieles von dem, was passiert, spielt sich nicht in der Öffentlichkeit ab. Das Ziel dieser Verwirrung besteht eindeutig darin, Moskau aus dem Gleichgewicht zu bringen", schrieb vor wenigen Tagen der CNN-Journalist Nick Patton Walsh in einer Analyse.

Druck kommt auch aus anderer Richtung. Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Wagner-Gruppe, sagte auf Telegram: "Ich gehe davon aus, dass die Offensive (der Ukrainer) begonnen hat." Vor allem "entlang der Grenzen" im Gebiet um Bachmut gebe es eine Zunahme ukrainischer Aktivitäten. Allerdings können Prigoschins Aussagen auch als Mittel zum Druck auf die russische Militärführung gesehen werden. Der Söldnerchef hat immer wieder Entscheidungen aus Moskau kritisiert.

Vorbereitende Operationen für Gegenoffensive

Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte dem "Guardian", vorbereitende Operationen wie die Zerstörung russischer Depots und Nachschubwege hätten bereits begonnen. "Es ist ein komplizierter Prozess, bei dem es nicht um einen Tag, ein bestimmtes Datum oder eine bestimmte Stunde geht", sagte Mykhailo Podolyak in dem Interview "Es handelt sich um einen fortlaufenden Prozess der Befreiung, und bestimmte Prozesse finden bereits statt, wie die Zerstörung von Versorgungsleitungen oder die Sprengung von Depots hinter den Linien." Die Intensität habe zugenommen, aber es dauere noch einige Zeit.

Er sieht die Möglichkeit, dass mit einer beginnenden Gegenoffensive russische Partisanen in russisches Gebiet vordringen könnten. Vor wenigen Tagen hatten paramilitärische Milizen der Gruppe "Russischen Freiwilligenkorps" die ukrainische Grenze überquert und waren in die Region Belgorod vorgestoßen. Mittlerweile sind die russischen Milizen offenbar wieder in der Ukraine. Podoljak sagte, Kiew habe nichts unternommen, um den Überfall zu stoppen, da "wir zutiefst mit den Protestbewegungen in Russland sympathisieren".

Der Militärexperte Marcus Keupp von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich hatte im Deutschlandradio gesagt, eine Offensive üblicherweise mit dem Austesten von Schwachstellen beim Gegner und mit vorbereitendem Feuer wie Artillerie- und Drohnenangriffen beginne.

In den Nächten zu Freitag und Samstag hatte es immer wieder Meldungen über vereinzelten Drohnenangriffe auf russischem Gebiet gegeben. So hatte es Explosionen in der Region um Berdiansk gegeben. Die Stadt liegt im Süden der Ukraine und ist derzeit russisch besetzt. Die Hafenstadt liegt am Aswoschen Meer, im vergangenen Jahr wurde ein russisches Kriegsschiff hier durch einen Angriff versenkt. Auch aus dem besetzten Mariupol und der russischen Region Belgorod gab es Berichte über Angriffe.

Die Entscheidung, wann und wo die Ukraine mit einer Gegenoffensive beginnt, liegt bei Präsident Wolodymyr Selenskyj. Sie dürfte derzeit das bestgehütete Staatsgeheimnis sein. Nach Angaben des US-Magazins Politico wüssten nicht einmal die USA die Details.