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Stichwahl in Georgia | Herschel Walker: Beendet er Donald Trumps Karriere?

Im US-Bundesstaat Georgia kämpfen erstmals zwei schwarze Kandidaten um den letzten freien Senatssitz. Das Ergebnis entscheidet auch über die Zukunft von Donald Trump.

An einem langen Tisch im Rathaus von Atlanta sitzt Andre Dickens und möchte etwas klarstellen. Der Bürgermeister der Hauptstadt des US-Bundesstaats Georgia legt seine Hände auf den Tisch und sagt: "Schwarze Menschen haben die Freiheit, das zu tun, was sie tun wollen. Also können Schwarze auch wählen, wen sie wollen – egal ob Demokraten oder Republikaner."

Es ist Anfang November, kurz vor den Zwischenwahlen in den USA. Schon damals ist absehbar, dass es in Georgia noch zu einer Stichwahl um den Senatssitz kommen wird. Denn in dem Bundesstaat ist nur gewählt, wer die absolute Mehrheit der Stimmen erhält.

Dickens antwortet auf die Frage des Reporters, ob er sich keine Sorgen um die Stimmen der schwarzen Wähler mache. Laut Umfragen tendierten diese zuletzt immer stärker zu den Republikanern – also ausgerechnet zu jener Partei, der immer wieder Rassismus vorgeworfen wird.

Er sei froh, wenn schwarze Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten, sagt Dickens. Es gehe um die Freiheit, diese Wahl zu treffen. Seine klare Botschaft ist auch ein Verweis darauf, dass in den Vereinigten Staaten erst 1965 die Diskriminierung von Schwarzen bei Wahlen per Gesetz verboten wurde.

Eine entscheidende letzte Wahl

Fast sechs Jahrzehnte später kommt es im Südwesten der USA zu einer Stichwahl, die so damals niemand für möglich hielt: An diesem Dienstag treten erstmals in der Geschichte Georgias zwei schwarze Kandidaten für den US-Senat gegeneinander an. Egal wie das Rennen zwischen dem demokratischen Pastor und Amtsinhaber Raphael Warnock und dem von Donald Trump unterstützten Ex-Footballstar Herschel Walker ausgeht: Klar ist, dass ein weiterer Afroamerikaner im Senat sitzen wird.

Für die schwarze Bevölkerung ist das ein Signal für die eigene politische Stärke. Und ein Symbol für den Erfolg der Bürgerrechtsbewegung, die in Atlanta, der Geburtsstadt Martin Luther Kings, bis heute besonders stark ist. Auch wenn von 100 Senatoren in Zukunft immer noch nur drei schwarz sein werden.

Aber natürlich geht es in Georgia nicht nur um ethnische Zugehörigkeit, sondern vor allem um Macht. Ob Walker oder Warnock gewinnt, entscheidet darüber, ob die Demokraten im Senat eine Mehrheit von 51 zu 49 Sitzen erzielen können. Damit würden sie in den wichtigen Ausschüssen ebenfalls die Mehrzahl der Abgeordneten stellen. Und sie wären weniger abhängig von Abweichlern in den eigenen Reihen – wie dem eher konservativen Senator Joe Manchin.

Sollten die Demokraten in Georgia siegen, könnte das auch über das politische Schicksal von Donald Trump entscheiden. Der Ex-Präsident hielt sich in den vergangenen Wochen zwar bewusst aus dem Rennen heraus. Aber wohl jeder in Georgia weiß: Herschel Walker ist Trumps Kandidat.

Schon das Ergebnis der Zwischenwahlen Anfang November war für die Republikaner enttäuschend – und für Trump eine Schmach. Verliert seine Partei bei der Stichwahl in Georgia, wäre das ein weiterer Beleg für die schwindende Fähigkeit des ehemaligen Präsidenten, seiner Partei Siege zu sichern.

Tatsächlich wollten Trump und seine Anhänger mit Walker insbesondere bei der schwarzen Bevölkerung punkten. Ein Drittel der Wähler in Georgia sind Afroamerikaner, in den USA insgesamt sind es nur rund 14 Prozent. Allen voran junge, männliche Schwarze wählten zuletzt vermehrt republikanisch. Mit dem einstigen Footballstar Walker wollte Trump vor allem sie ansprechen.

Die meisten Schwarzen stimmten in der ersten Wahlrunde im November jedoch noch immer für die Demokraten: Rund 90 Prozent votierten für Raphael Warnock. Weiße Wähler dagegen favorisierten zu rund 70 Prozent Herschel Walker.