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Streit nach Tod von Radfahrerin: Bericht: Berliner Feuerwehr hätte Alternativroute nehmen sollen

Streit nach Tod von Radfahrerin Bericht: Berliner Feuerwehr hätte Alternativroute nehmen sollen

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Es ist umstritten, ob das Spezialfahrzeug der Feuerwehr beim Unfall mit dem Betonmischer zum Einsatz gekommen wäre.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Tenor der Debatte um die getötete Radfahrerin in Berlin lautet: Das Spezialfahrzeug der Feuerwehr stand im Stau und kam daher zu spät zu Hilfe. Verkehrsdaten lassen einem Bericht zufolge Zweifel daran aufkommen. Eine andere Route wäre deutlich schneller gewesen. Aber es habe an Informationen gefehlt.

Im Fall des tödlichen Betonmischer-Unfalls in Berlin Ende Oktober wäre das Spezialfahrzeug der Berliner Feuerwehr über eine Alternativroute wohl deutlich schneller am Unglücksort gewesen als über die letztlich gewählte Strecke. Das sei das das Ergebnis einer Auswertung von Verkehrsdaten des Navigationsgeräte-Herstellers "TomTom" , die dem "Tagesspiegel" nach eigenem Bekunden vorliegt. Der Rüstwagen hatte an jenem Morgen jedoch die von Klima-Aktivisten teils blockierte Stadtautobahn A100 genommen. Weil der Spezialwagen vermeintlich zu spät den Unfallort erreichte, war nach dem Tod der verunglückten Radfahrerin bundesweite eine intensive Debatte über die Mitverantwortung der Klima-Aktivisten entbrannt.

Die Daten sollen zeigen, dass die Strecke von der Feuerwache Charlottenburg-Nord über die A100 zur Unfallstelle an diesem Montagmorgen auch durch die Blockade der Klima-Aktivisten für normale Autos im Durchschnitt bis zu 45 Minuten dauerte. Eine Alternativroute über die Otto-Suhr-Allee durch die Stadt soll an diesem Tag für den normalen Verkehr durchschnittlich aber nur knapp 20 Minuten gedauert haben. Eine Differenz von rund 25 Minuten. Einsatzfahrzeuge hätten beide Routen aber wohl deutlich schneller geschafft.

In einem Abschlussbericht des Einsatzes hatte die Feuerwehr erklärt, der Rüstwagen sei durch den Stau auf der A100 acht Minuten zu spät gekommen. Der Wagen hatte letztlich 19 Minuten gebraucht und kam erst an, als die schwer verletzte Radfahrerin schon geborgen war.

Allerdings ließen die Verkehrsdaten auch daran zweifeln, ob der Rüstwagen an anderen Tagen wirklich acht Minuten schneller vorangekommen wäre, schreibt der "Tagesspiegel" weiter. Im Durchschnitt brauchten Autos für die Strecke über die A100 bis zum Unfallort mehr als 17 Minuten. Ohne viel Verkehr soll die Strecke tatsächlich in rund zehn, elf Minuten zu schaffen sein. Dies soll aber lediglich an einem Montag in den vergangenen zwei Monaten der Fall gewesen - am 3. Oktober, einem Feiertag. An allen anderen Montagen zwischen Anfang September und Mitte November soll der Berufsverkehr morgens deutlich langsamer auf dem Streckenabschnitt vorangekommen sein, hießt es weiter.

Erkenntnisse könnten Klimaaktivisten entlasten

Auf Basis der vorliegenden Verkehrsdaten entstehen Zweifel an der Darstellung der Feuerwehr. Zudem könnte die Erkenntnis wegen der Ermittlungen gegen die Klima-Demonstranten strafrechtlich relevant werden, mutmaßt die Zeitung. Die Feuerwehr hat sich zu ihrer eigenen Rechnung öffentlich noch nicht geäußert. Da der Bericht Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sei, schreibt ein Feuerwehrsprecher: "Ich bitte daher um Ihr Verständnis, dass die Berliner Feuerwehr keine Auskünfte erteilen kann".

Es bleibt die Frage, warum die Feuerwehrleute an diesem Tag nicht die wohl schnellere Alternativroute durch die Stadt genommen haben. Das liege wohl vor allem daran, dass es noch keine vernünftige Navigationssoftware für Einsatzfahrten gibt - die Feuerwehrleute fahren daher vor allem nach Gefühl und Ortskenntnis. Auf die Frage, warum noch keine brauchbare Navigationstechnik existieren, antwortet der Berliner Feuerwehr: "Ein Zeitverlust durch einen Stau für ein normales Fahrzeug tritt nicht analog auch für ein Fahrzeug mit Sondersignalen auf. Dadurch kann eine normale Navigationssoftware unter Umständen sogar zu Zeitverzögerungen beim Eintreffen führen." Bundesweit gebe es zwar Forschungsprojekte für ein solches "Blaulichtrouting", aber noch keines bei der Berliner Feuerwehr.