Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Studie zum Selbstbild: Väter sehen sich nicht mehr als Ernährer

imago0200527354h.jpg

Über alles Milieus hinweg wollen Männer heute "emotionale" Väter sein.

(Foto: IMAGO/Westend61)

Das Familienoberhaut, das Disziplin abverlangt und zugleich selten zu Hause ist, dient vielen jungen Vätern als Negativbild. Sie selbst wollen vor allem Zuneigung vermitteln und mit den Kindern einen freundschaftlichen Umgang pflegen. Finanzielle Sicherheit sehen sie nicht als ihre Aufgabe an.

Viele Väter in Deutschland haben sich einer Studie zufolge vom Selbstbild des Familienernährers gelöst. Nur rund zwölf Prozent halten es für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. Das teilten Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel gemeinsam mit. Das Bild vom Papa, der mit seinem Job die Familie ernähre und mit den Kindern höchstens am Wochenende spiele, sei passé, erklärten die Forscher.

Fast 60 Prozent halten es inzwischen für am wichtigsten, den Kindern Zuneigung zu zeigen. Entsprechend wenige Teilnehmer nannten "klassische männliche Werte" wie Disziplin (2,2 Prozent) oder Durchsetzungsfähigkeit (5,9 Prozent) als den wichtigsten Wert, den sie ihren Kindern vermitteln wollen. Im Kontext des als immer dringlicher kommunizierten Klimawandels überraschte es die Forscher allerdings, dass nur 2,5 Prozent der Väter, die an der Onlineumfrage teilgenommen haben, umweltverträgliches Verhalten als den am wichtigsten zu vermittelnden Wert betrachten.

Für die Studie erhielt das Team 2200 verwertbare Ergebnisse einer bundesweiten Online-Umfrage und führte selbst 55 qualitative Interviews. Da der Studienschwerpunkt auf dem Selbstbild von Vätern lag, schauten sich die Forscher auch sieben Instagram-Accounts von Väterbloggern genauer an. Sie berücksichtigten nach eigenen Angaben nicht nur rechtliche und biologische Väter, sondern auch Pflegeväter oder etwa homosexuelle Väterpaare.

Eigener Vater als Negativbild

Viele der Interviewten kritisieren ihre eigenen Väter als "zu bestimmend", als "abwesend", als "mit der Arbeit zu beschäftigt". Sie nutzen ihre Väter als "negatives Vorbild", heißt es in der Erhebung Vapro "You don't need to be superheroes". Die Befragten betonen häufig, dass sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden. Über alle Milieus hinweg verbreitet ist laut Studie das Ideal des "emotionalen Vaters". Insbesondere Väter von Söhnen wollen "freundschaftliche Väter" sein.

Zugleich kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass viele Väter ihren eigenen Vorstellungen guter Vaterschaft nicht gerecht werden. "Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten umsorgt", sagte Kim Bräuer von der TU Braunschweig. 60,4 Prozent der Befragten möchten demnach mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Lediglich ein Drittel sei mit der Zeit, die es mit den Kindern verbringe, zufrieden, heißt es in der Studie. 84,3 Prozent der Väter sind wöchentlich 40 Stunden oder mehr berufstätig. Fast drei Viertel der anderen Elternteile arbeiten nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche.

75 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Beruf ihr Vatersein beeinflusse - 79 Prozent nehmen diese Beeinflussung als negativ wahr. Zwei Drittel der Väter erleben zudem eine negative Beeinflussung ihres Berufs durch das Vatersein - für 69,9 Prozent von ihnen ist diese Beeinflussung negativ.