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Tagesablauf, Speiseplan, Zellen-Mobiliar - Linksextremistin Lina E. saß im Knast mit Nazi-Zschäpe

Dresden – Die eine ist wohl die berüchtigtste Linksextremistin Deutschlands, die andere die schlimmste Rechtsterroristin der Bundesrepublik – und beide saßen mehrere Monate gemeinsam in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz, dem einzigen Frauen-Gefängnis in Sachsen.

Lina E. bis Mittwoch in U-Haft, Beate Zschäpe sitzt dort eine lebenslange Haftstrafe ab.

Beate Zschäpe war 2018 vom Oberlandesgericht München zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Sie gehörte der Neonazi-Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) an, die ab dem Jahr 2000 mordend durch Deutschland zog. Am 4. Februar 2019 bezog sie eine Einzelzelle mit Fenster zur Gefängnisinnenseite. Zschäpe kam auf eigenen Wunsch nach Sachsen.

Beate Zschäpe (48) im NSU-Prozess

Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Gegen Lina E. wurde seit September 2021 vor dem Oberlandesgericht Dresden verhandelt. Am Mittwoch fiel das Urteil. Lina E. (28) – Hauptbeschuldigte im Verfahren – wurde u. a. wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu 5 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt. Ihre Helfer Lennard A. (28, drei Jahre Haft), Jannis R. (37, zwei Jahre und fünf Monate Haft) und Jonathan M. (28, drei Jahre und drei Monate Haft) bekamen niedrigere Haftstrafen.

Doch Lina E. bekam Haftverschonung, muss vorerst nicht wieder in den Frauenknast nach Chemnitz zurück und darf so lange zu Hause bleiben, bis das Urteil rechtskräftig ist. Wann das sein wird, ist noch völlig unklar.

Lina und die drei Männer begingen zwischen 2018 und 2020 insgesamt sechs Überfälle auf Anhänger der rechten Szene im sächsischen Wurzen, Leipzig und im thüringischen Eisenach. Am 5. November 2020 wurde sie festgenommen, am Folgetag kam Lina E. in U-Haft. Diese verbrachte sie seitdem in Chemnitz.

Lina E. (28) 2021 nach ihrer Festnahme

Foto: RONALD WITTEK/EPA-EFE/Shutterstock

Viel Kontakt hatten die beiden aber bislang wohl nicht. „Straftäter und Inhaftierte, die im Kontext des politischen Extremismus gehandelt haben, werden im Haftalltag weitgehend getrennt. Konflikte sollen so vermieden werden“, so der stellvertretende Anstaltsleiter Michael Brinkmann (60) zu BILD.

In der JVA Chemnitz sind derzeit 251 Gefangene untergebracht, davon 36 in U-Haft. 191 Bedienstete kümmern sich um die Häftlinge. Für sie gibt es Einzel- und Doppelhafträume. Die Zellen sind 12,56 Quadratmeter bzw. 33 Quadratmeter groß. Bei letzteren gliedert sich der Haftraum in zwei Schlafbereiche (Einzelunterbringung) zu je ca. 12 qm, einem gemeinsam zu nutzenden Flur und Nassbereich auf.

Die Zellen sind jeweils mit Bett, Stuhl, Nachtisch, Schrank, Bilderleiste bzw. Pinnwand ausgestattet. Hinzu kommen ein Tisch, Waschbecken, Toilette (abgetrennt mit Abluft) sowie ein Telefon, auf dem bestimmte Rufnummern freigeschaltet werden.

Ein Blick hinter die Gitter: So sieht eine Zelle in der JVA Chemnitz aus

Foto: JVA Chemnitz

Um 6 Uhr früh wird geweckt (9 Uhr am Wochenende und Feiertagen). Anschließend gibt es Frühstück. Danach geht es unter der Woche für die Häftlinge zur Arbeit, Ausbildung, Schule oder zurück in die Zelle.

Ab 11 Uhr wird das Mittagessen auf den Stationen bzw. auf den Arbeits- und Ausbildungsbereichen ausgegeben.

Bis 14.30 Uhr wird gearbeitet oder gelernt (Freitag bis 13.15 Uhr).

Ab 16.30 Uhr wird das kalte Abendessen ausgegeben.

Ab 19.30 Uhr erfolgt der Einschluss in der U-Haft, in der Strafhaft findet dies um 20 bzw. 21 Uhr statt. Am Wochenende gehen bereits um 16.30 Uhr bzw. 16.45 Uhr die Türen zu.

Duschen ist während der Aufschlusszeiten möglich. Die Hafträume haben zudem eine Waschmöglichkeit. Dort gibt es ebenfalls warmes Wasser.

Die Häftlinge können „Ausbildungsmaßnahmen“ im Bereich Holz und Oberflächenbeschichtung absolvieren sowie IHK-Abschluss als Fachlageristin oder Textil- und Modenäherin erlangen. Auch ein Hauptschulabschluss oder ggf. Fernstudium sei möglich. Gefangene können in der Anstaltsküche, Wäscherei, Näherei, Stickerei, in der Haus- und Hofreinigung sowie als Hausarbeiterin arbeiten.

Die JVA bietet zudem Volleyball, Aerobic, Treppensteigen und Zumba als Sport an. Auch eine Gartengruppe gibt es und die Möglichkeit an der Gefangenenzeitung mitzuarbeiten.

Stuhl, Tisch, Wäschekorb, Telefon, Strom, Schrank und vergitterte Fenster

Foto: JVA Chemnitz

Drei Mahlzeiten stehen in der JVA jeden Tag auf dem Speiseplan. So sah der Speiseplan für Beate Zschäpe und Lina E. in dieser Woche aus.:

Zum Frühstück gibt es Weizenbrötchen, Margarine, Aufstrich, Tee, Kaffee. Das ist jeden Morgen gleich.

Das Mittagessen ist da schon abwechslungsreicher. BILD weiß, was es zum Beispiel in der Woche vom 29. Mai bis zum 4. Juni gab

Montag, 29. Mai: Schweinefilet, Gemüse, Kartoffeln und Soße oder Gemüsebratling, Mischgemüse, Kartoffeln, Soße

Dienstag, 30. Mai: Gräupcheneintopf mit Schweine-Fleisch, Graubrot, Dessert/Obst oder Gräupcheneintopf, Graubrot, Dessert/Obst

Mittwoch, 31. Mai: Jagdwurst, Makkaroni mit Tomatensoße und Reibekäse oder Tomatengemüsesoße mit Makkaroni und Reibekäse

Donnerstag, 1. Juni: Schnitzel, Sommergemüse, Soße und Kartoffeln oder Gemüseschnitzel, Sommergemüse und Kartoffeln

Freitag, 2. Juni: Eiergemüseragout und Kartoffeln

Samstag, 3. Juni: Kräuterquark mit Butter und Kartoffeln

Sonntag, 4. Juni: Schweinesteak „Puszta-Art“ mit Kartoffelspalten oder Gemüsebürger mit Letscho und Kartoffelspalten

Zum Abendessen gibt es Wurstaufschnitt, mal Käse, mal ein Ei, Brot, Margarine, Tee, Rohkost/Dessert. Für Vegetarier gibt es hingegen immer Käse, gelegentlich vegetarischen Aufstrich.