In toller Form, verjüngt und deutlich modernisiert hat sich der Faschingsverein Sendelbach (FVS) vor rund 190 Besuchern im ausverkauften Pfarrheim aus der Corona-Zwangspause zurückgemeldet. Die erste Elferratssitzung war über fünf Stunden eine bunte Mischung aus Büttenreden, Sketchen und mitreißenden Tänzen.
Die erste Neuerung fiel sofort ins Auge: Es gab keinen Elferrat mehr. Auch das Sitzungspräsidium haben die "Sandhasen" abgeschafft. Stattdessen moderierten die FVS-Urgesteine Ida Timmler und Michael Rausch sowie die Newcomer Michael Gehrling-Kolbe und Alexander Altmann gekonnt und witzig den Abend. Ein Sessionsmotto gibt es nach wie vor: "Neue Ideen, neuer Schwung, wir feiern wieder Hasenfasching mit Alt und Jung".
In einer urkomischen Nummer, ihrem ersten Auftritt in der Bütt, lästerte Thea Schnurr über sprachliche und ernährungstechnische Besonderheiten ihrer Wahlheimat Stuttgart. So bezeichnet der Schwabe mit "Fuß" alles vom Unterkörper abwärts, "mein Fuß tut weh, könnte also vom eingewachsenen Zehennagel bis zum Oberschenkelhalsbruch alles sein". Die schwäbische Brezel hat eine besondere Form und wird, mit Butter bestrichen, in den Kaffee getunkt, was Schnurr an einem mitgebrachten Exemplar demonstrierte.
Zum Glück kam Corona nicht in den 1970er Jahren
Als schwer vermittelbar erwies sich Tarzan (Sebastian Ullrich) auf dem Arbeitsamt. Beraterin Doris Klamt bezweifelte, dass sich ein Job für jemanden mit den Qualifikationen "Äffisch sprechen" und "Lausen" finden lässt. Doch Kollegin Ida Timmler wurde fündig: "Die Stadt Lohr sucht für ihren Affenzirkus im Rathaus dringend einen Herrscher des Dschungels, der als Aushilfe im Kindergarten auch entlaust."
Klamt und Timmler waren ein zweites Mal im Einsatz als mondän aufgemachte Damen auf der Jagd nach Frührentnern mit viel Zaster. Eine gute Gelegenheit dazu bieten Friedhöfe, sind sie doch "Facebook für Ältere". Ihre Röllchen seien kein Speck, sondern "erotische Nutzfläche", prahlte Klamt. Diese sehe aber schon ein bisschen abgenutzt aus, konterte Timmler.
In seiner Paraderolle als Weltenbummler war Michael Rausch zu sehen. Wegen beschränkter Reisemöglichkeiten in der Corona-Zeit hat er sich Gedanken übers Gendern gemacht: "Ich habe meinen Hund von der Hundesteuer abgemeldet, er fühlt sich als Katze." Gut, dass es Corona nicht in den 1970er Jahren gegeben habe, so Rausch: "Drei Fernsehprogramme, kein Lieferservice, kein Internet."
Unterschiedliche Vorstellungen über das, was eine Haushaltshilfe zu leisten hat, hatten Senior Franz Haas und seine "polnische Perle" Leonie Haas. Als er die gemeinsame Nutzung eines Vollbads ins Spiel brachte, um Energie zu sparen, suchte sie das Weite. Er nahm es gelassen: Solange er mit dem Rollator noch einen Kasten Bier holen könne, sei die Welt in Ordnung.
Gebetet wird nur, wenn Papi Pilze sammelt
Als "Hausmeister" erteilte Michael Gehrling-Kolbe dem Publikum genaue Anweisungen zur Benutzung der Toilettenanlagen und forderte zum Papiersparen auf: "Das Klopapier nach der Benutzung falten und noch mal verwenden, aber ich will kein Origami sehen." Über ihre Erfahrungen in der Schule berichtete die 15-jährige Emilia Dehmer. Im Religionsunterricht antwortete sie auf die Frage, ob zu Hause gebetet werde: "Nur im Herbst, wenn es Papis selbst gesammelte Pilze gibt."
Marina Blank, die Regionalpräsidentin Spessart-Odenwald der Föderation Europäischer Narren (FEN), verlieh den "Narr von Europa" in Silber an Anja Rudlof und Lothar Rausch. Den Orden in Bronze bekamen Monika Ullrich, Karl-Heinz Ullrich und Christian Ullrich. Der FEN-Pin ging an Ida Timmler und Michael Rausch.
Kein Mangel herrscht beim FVS an Tänzerinnen und Tänzern. Tanzmariechen Lilli Schubert, Rote Nachwuchs- und Blaue Hasen-Garde sowie die altgediente Prinzengarde zeigten gut choreografierte Gardetänze. Dazu kamen bunt kostümierte Showtänze des Kinderballetts als Comicfiguren Minions, der Prinzengarde als US-Band Village People, des neuen Männerballetts "Die Spannungslosen" im schrillen Outfit der Aerobic-Ära, der Magic Girls mit einem bunten Hit-Mix und der Blauen Garde als Amazonas-Kriegerinnen.
