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Tatort Einkaufswagen - Rentner überführen Seriendiebe

Chemnitz – Sie „arbeiteten“ als Team, nun schämten sie sich gemeinsam ...

Die Slowaken Milan L. (41) und Nicolas H. (31) stehen derzeit als Seriendiebe vor dem Chemnitzer Landgericht. 2021 klauten sie in der Stadt – offenbar als Hauptbeschäftigung –etlichen Senioren in Supermärkten Portemonnaies, hoben mit deren Karten viel Geld ab und kauften damit teils teuer ein.

Milan L. (41) wurde bereits wegen einer anderen Straftat verurteilt und aus dem Knast vorgeführt

Foto: Harry Haertel

Oft wurde es ihnen allerdings einfach gemacht: Viele Damen hatten ihre Taschen in die Einkaufswagen gelegt oder daran gehängt, einige hatten in den Geldbörsen gar ihre Pin dabei. Überführt wurde das Duo letztlich mit Bildern aus Überwachungskameras, auf denen es von den Senioren und Verkäufern erkannt wurde.

Elf Fälle wurden am Montag angeklagt, die meisten gaben die Angeklagten reumütig zu. Warum sie einen regelrechten Streifzug durch die Chemnitzer Supermärkte machten, sagten sie jedoch nicht.

Der angeklagte Slowake Nicolas H. (31) will angeblich alles zurückzahlen

Foto: Harry Haertel

Ursula Heinz (83) etwa wurde von einem Täter abgelenkt: „Er zeigte mir eine Flasche Bier und fragte, ob das ein Pils sei.“ An der Kasse war ihr Portemonnaie weg – am Ende über 3000 Euro Schaden. „Wenn ich daran denke, kriege ich Wut, dass sowas gemacht wird.“

Monika S. (80) habe etwas in einem Regal gesucht und bat eine Verkäuferin um Hilfe, als einer der Täter neben ihr im Tiefkühlfach wühlte. Danach fehlte ihre Geldbörse mit EC-Karte und die ihrer Schwester. Noch vor der Sperrung hoben die Slowaken Geld ab und kauften u.a. teure Handys – knapp 5000 Euro Schaden. „Ich war seelisch am Boden.“

Ist bisher auf ihrem Schaden sitzengeblieben: Gabriele Kraus (79) vor Saal 036 im Chemnitzer Landgericht

Foto: Frank Selig

Gabriele Kraus (79) bemerkte „eine schnelle Bewegung“, dann fehlten mit der Tasche auch eine neue Kamera und viel Bargeld - über 600 Euro Schaden: „Ich hatte gerade erst 500 Euro abgehoben, gehe jetzt nur noch mit meiner Tochter einkaufen“, sagt sie.

Als die Angeklagten sich entschuldigten, wurde sie sauer: „Das ist mir eigentlich ziemlich egal, ich würde nur gern wissen, wo meine Speichersticks mit den vielen schönen Fotos sind und was sie damit gemacht haben!“

Nach ihrer Zeugenaussage: Opfer Gerda Hofmann (85) las den Angeklagten im Gerichtssaal die Leviten

Foto: Frank Selig

Gerda Hofmann (85) klauten sie sogar ihren kompletten Trolley – und rannten damit davon. Sie schimpfte in Richtung der Angeklagten: „Das war eine Katastrophe für mich. Ich dachte, ich werde verrückt. Das verliert man den Glauben an die Menschheit. Sie sollten sich wirklich schämen! Haben sie denn keine Mutter? Gehen sie lieber arbeiten!“

Den Slowaken drohen nun wegen gemeinschaftlichem und gewerbsmäßigem Diebstahl sowie Betrug bis zu fünf Jahre Haft. Immerhin entschuldigten sie sich - wohl im Angesicht der zu erwartenden hohen Strafe – bei jedem Opfer nach deren Aussage und erklärten stets dazu: „Wir schämen uns wirklich sehr dafür.“