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Teflon-Don "teilt und herrscht": Trump will so viele Gegner wie möglich

Bei den Republikanern wird es gesellig, neben Trump haben schon acht Bewerber offiziell verkündet, ins Weiße Haus zu wollen. Dem Ex-Präsidenten ist das nur recht. Seine Gegner befürchten einen ähnlichen Effekt wie 2016.

Das Gezerre der Republikaner um die Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 hat epische Tendenzen. Ein rachelustiger, wilder Ex-Präsident (Donald Trump) will Revanche gegen sein antagonistisches politisches Gegenmodell (Joe Biden), doch ein junger Streiter aus dem sonnigen Süden will ihm die Wählerbasis abspenstig machen (Ron DeSantis). Sein früherer Vizepräsident wendet sich zugleich gegen ihn (Mike Pence), nachdem er sich 2020 geweigert hatte, den legislativen Putschversuch seines Chefs durchzuführen, während sich eine weitere mögliche Königsmörderin im Bewerberfeld tummelt (Nikki Haley).

Aber wird es auch spannend, kann ernsthaft jemand Trump gefährden? Erst vor einer Woche hat sein mutmaßlich aussichtsreichster Herausforderer erklärt, es mit dem Ex-Präsidenten aufnehmen und Kandidat der Republikaner werden zu wollen. Doch ob DeSantis, Floridas Gouverneur, oder der einzige schwarze republikanische Senator Tim Scott, die Ex-UN-Botschafterin Haley, weitere, die noch mit den Füßen scharren: Niemand kommt nur in die Nähe von Trumps Zustimmungswerten. Der Ex-Präsident kann dem Treiben ziemlich gelassen zusehen.

Derzeit kommt Trump im Umfrageschnitt zu den Vorwahlen auf etwa 54 Prozent, der Zweite DeSantis auf 20 Prozent, der Rest unter ferner liefen. Solche Zahlen und bisherige Wahlkampfverläufe legen nahe, dass sich daran auch nichts ändern wird. Trumps Wählerbasis ist nahezu unverbrüchlich. Je mehr Bewerber ins Weiße Haus wollen, desto besser für Trump, da sie sich die anderen untereinander die Wähler wegnehmen.

Trump vs. DeSantis vs. alle

Nicht wenige Republikaner befürchten eine ähnliche Dynamik wie 2016. Vor sieben Jahren gab es zwischenzeitlich 17 Bewerber, ein Rekord. Von den ersten vier Vorwahlstaaten gewann Trump drei mit mindestens 32 Prozent, während sich die anderen Kandidaten den Rest aufteilten. Innerhalb von drei Wochen reduzierte sich das Feld auf fünf Bewerber. Danach wurde es praktisch ein Zweikampf mit Ted Cruz, den Trump schlussendlich gewann. In den letzten fünf Bundesstaaten trat der spätere Präsident sogar allein an. Trump hatte das Ringen um die Zukunft der Partei gewonnen. Die Republikaner wollten einen Außenseiter.

Ist es also wieder wie damals, als an Teflon-Don alle vermeintlichen Skandale abperlten, er zunächst die alte Garde der Republikaner, dann die USA und die Welt schockte? Trumps Wahlkampfteam feilt bereits seit 2021 an ihrer "Teilen und Herrschen"-Strategie für 2024, schreibt die "New York Times": "(Sie) haben jeden weiteren (Bewerber) fast schadenfroh begrüßt." Trumps greift bislang nur DeSantis an, weiteren Bewerbern gegenüber ist er gleichgültig. Als Haley ihn anrief, um ihm zu sagen, dass sie die Kandidatur anstrebe, wurde er nicht etwa wütend, sondern sagte: "Tu, was Du tun musst." Später sagte Trump öffentlich, sie "muss ihrem Herzen folgen" und solle sich unbedingt bewerben. Als Scott seine Bewerbung verkündete, wies er an, "nur nette Dinge über Tim" zu sagen: "Ich mag ihn."

Der Leidtragende könnte DeSantis sein. Die anderen Bewerber lassen die Finger von Trump, um dessen Basis nicht zu verprellen. Das erinnert ebenfalls seinen Weg zur Kandidatur 2016, als ihn seine Konkurrenten monatelang einfach ignorierten, allerdings aus einem anderen Motiv: Sie nahmen Trump nicht ernst. Analysten und Politiker überschlugen sich in den US-Medien mit Äußerungen dazu, dass der Unternehmer niemals gewinnen könne, weil dessen Wahlkampf wegen irgendetwas in sich zusammenfallen oder er in einem Kopf-an-Kopf-Rennen, zu dem es nie kam, sicher den Kürzeren ziehen würde.

DeSantis' Team sieht Sonderweg

Die ersten Vorwahl-Bundesstaaten, wo sich die Wähler im Februar 2024 entscheiden, dürften wie so häufig richtungsweisend werden: Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada. Entsprechend konzentriert sich der frühe Wahlkampf dort. Um die christlichen Wähler in Iowa buhlen die Republikaner bereits jetzt, etwa Pence, der als Evangelikaler dort einen Vorteil haben könnte. Die Stimmen der Evangelikalen sind für einen Vorwahlerfolg in Iowa schon fast zwingend notwendig.

Scott verkündete in seiner Heimat South Carolina seine Kandidatur. Als einziger schwarzer republikanischer Bewerber hat er im afroamerikanisch geprägten Bundesstaat womöglich einen doppelten Vorteil. Der Senator fällt auf, weil er nicht wie Trump oder DeSantis auf aggressive Wehmut einer vermeintlich verlorenen Vergangenheit setzt, sondern eine positive Zukunftsvision und Hoffnung vermitteln will. Doch es wird darauf ankommen, auch über den Heimat-Bundesstaat hinaus zu gewinnen.

DeSantis' Team zweifelt daran, dass sich die Geschichte wiederholen wird. Es präsentiert eine andere Sicht auf die konservative Wählerschaft. Einer von DeSantis' führenden Beratern erklärte Spendern zuletzt, 35 Prozent der Republikaner seien unverbrüchliche Trump-Anhänger, 20 Prozent würden ihn niemals wählen ("Never Trump") und die verbleibenden 45 Prozent seien DeSantis' große Chance. Die sieben weiteren offiziellen Bewerber würden sich um die "Never Trump"-Wähler streiten.

DeSantis präsentiert sich als Hardliner, der damit offensiv um Trumps Wählerschaft buhlt. Damit bewegt er sich auf einem schmalen Grat und ist womöglich nur für eine Minderheit attraktiv. Haley legte in diese Wunde einen Finger, als sie bei "Fox News" spottete, DeSantis kopiere Trump lediglich: "Wenn er nur Trumps Echo ist, werden die Menschen einfach Trump wählen."

In der zweiten Jahreshälfte stehen noch die Fernsehdebatten an, welche die Wählermeinung deutlich beeinflussen können, bevor es im Februar mit den Vorwahlen losgeht. Für Trumps Herausforderer sind sie eine wichtige Bühne. Die müssen in jedem Fall gut gerüstet sein: Von August 2015 bis März 2016 gab es zwölf TV-Debatten. Der spätere Präsident nahm seine Konkurrenten meist auseinander. Geschichte mag sich nicht wiederholen. Aber für Trump womöglich in ausreichendem Maße.