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Tiananmen-Studentenführer Wu'er Kaixi über Proteste in China: »Das sollte dich erzittern lassen, Xi Jinping«

Protestaktion in Peking am 27. November

Protestaktion in Peking am 27. November

Foto: Thomas Peter / REUTERS

Trotz massiver Repressionen und engmaschiger Überwachung machten zuletzt Tausende Chinesinnen und Chinesen ihrem Unmut über die weiterhin strikte Null-Covid-Politik ihrer Regierung Luft. Einer der Anführer der Studentenproteste von 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Peking sieht Präsident Xi Jinping durch die Demonstrationen nun geschwächt.

»Du kannst dein Volk eine Zeit lang betrügen, einen Teil der Leute vielleicht sogar ihr ganzes Leben lang. Aber glaube nie, du könntest alle Menschen für immer zum Narren halten«, sagte der im Exil lebende Dissident Wu'er Kaixi dem »Tagesspiegel«  .

Zu den Massenprotesten war es gekommen, nachdem bei einem Feuer in der Provinz Xinjiang am vergangenen Donnerstagabend zehn Menschen in ihren Wohnungen erstickt und verbrannt waren – womöglich auch, weil sie ihr Haus wegen eines Lockdowns nicht verlassen durften.

»Das chinesische Volk ist weder dumm noch schwach. Das sollte dich erzittern lassen, Xi Jinping«, sagte der 54-Jährige. Die jüngsten Proteste erfüllten ihn mit Hoffnung. Er habe jedoch auch Angst vor einer Eskalation. »Ich will auf keinen Fall ein zweites Massaker sehen.«

»Tyrannen fürchten nichts mehr als furchtlose Menschen«

Der Dissident bezog sich damit auf die blutige Niederschlagung der Demokratieproteste 1989 auf dem Tiananmen-Platz. Dennoch ermutigte Wu'er Kaixi die Protestierenden, keine Angst vor der chinesischen Führung zu haben. »Tyrannen fürchten nichts mehr als furchtlose Menschen«, sagte er.

Er bat die Demonstrierenden zudem um Entschuldigung, weil der Wandel 1989 nicht gelungen war. »Wir haben es vor 33 Jahren nicht geschafft, die Diktatur zu überwinden. Diese Aufgabe haben wir euch, den nächsten Generationen, überantwortet. Das tut mir leid.«

Wu'er Kaixi war einer der bekanntesten Studentenführer der 1989 blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung in China. Nach dem Massaker floh er aus China, wo er verfolgt wurde. Inzwischen lebt er im Exil in Taiwan.