Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

"Tropfen auf den heißen Stein"?: Netto-Renten steigen so stark wie lange nicht

imago196004594.jpg

Die ausgezahlte Durchschnittsrente erhöhte sich im vergangenen Jahr von 1089 auf 1152 Euro.

(Foto: IMAGO/Nikito)

Vor zehn Jahren liegen die Netto-Renten bei 855 Euro. Nach kleinen Erhöhungen macht der Rentensatz im vergangenen Jahr einen großen Sprung und steigt um 5,8 Prozent. Doch mehr als die Hälfte der Rentner erhält noch immer weniger als 1000 Euro. "Zutiefst ungerecht", meint VdK-Präsidentin Bentele.

Die Netto-Renten in Deutschland sind im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit Jahren nicht mehr. Die ausgezahlte Durchschnittsrente erhöhte sich von 1089 auf 1152 Euro, ein Plus von 63 Euro, wie die Deutsche Rentenversicherung am bestätigte. Der Sozialverband VdK nannte dies angesichts der steigenden Preise einen "Tropfen auf den heißen Stein" und forderte kurzfristig Einmalzahlungen. Mehr als die Hälfte der Rentnerinnen und Rentner erhält noch immer weniger als 1000 Euro.

Männer bekamen im vergangenen Jahr den Angaben zufolge im Schnitt monatlich 1276 Euro und damit 68 Euro netto mehr; bei Frauen waren es 1060 Euro, ein Plus von 59 Euro. 2013 hatte die Durchschnittsrente noch bei 855 Euro gelegen. Die Altersgelder sind also seither im Schnitt um 34,8 Prozent gestiegen, wie die Rentenversicherung weiter mitteilte.

Mehr Frauen profitieren von Witwenrente

Erfasst sind darin sämtliche Rentenleistungen, also Altersrenten, Erwerbsunfähigkeits- und Witwenrenten. Hauptursachen für den starken Gesamtanstieg im vergangenen Jahr waren unter anderem die kräftigen Rentenerhöhungen zum 1. Juli von 5,35 Prozent im Westen und 6,12 Prozent im Osten. Hinzu kamen Verbesserungen für Erwerbsunfähigkeitsrentner und die Einführung der Grundrente. Die durchschnittliche Netto-Witwenrente stieg im vergangenen Jahr von 512 auf 540 Euro, die Witwerrente von 374 auf 396 Euro. Dies bezog sich auf Rentenbeziehende, die keine weitere Altersrente erhielten.

Die Zahl der Mehrfachrentner, die neben der eigenen Rente noch eine Witwen- oder Witwerrente erhalten, sank den Angaben zufolge 2022 erstmals: um knapp 10.000 auf 4,117 Millionen Menschen. Als mögliche Ursache gelten die vielen Todesfälle unter Senioren durch die Corona-Pandemie. Im Schnitt erhielten Männer, die zusätzlich eine Witwerrente bekamen, 1717 Euro netto (plus 89 Euro). Frauen mit eigener Rente und Witwenrente bekamen monatlich 1573 Euro ausgezahlt, ein Plus von 83 Euro.

Der Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Bund, Dirk von der Heide, sagte vor allem Frauen profitierten von mehreren Rentenzahlungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung. "Rund 3,5 Millionen beziehen neben einer eigenen Altersrente eine Witwenrente. Dagegen beziehen nur rund 610.000 Männer neben einer eigenen Rente zusätzlich eine Witwerrente." Die Rentenversicherung leiste damit "insbesondere für Witwen einen großen Beitrag zur finanziellen Absicherung beim Tod des Partners".

"Zutiefst ungerecht"

VdK-Präsidentin Verena Bentele verwies darauf, dass viele Rentnerinnen und Rentner Öl- und Gasheizungen hätten und die steigenden Energiekosten bewältigen müssten. Zudem seien Lebensmittel immer teurer geworden. "Viele Bezieherinnen und Bezieher von kleinen Renten müssen schon lange jeden Cent umdrehen", so Bentele. Daher bräuchten Rentenbeziehende mit geringen Alterseinkünften "dringend und kurzfristig zusätzlich Einmalzahlungen".

Bentele nannte es "zutiefst ungerecht, dass jenen, die Grundsicherung im Alter beziehen, die gesetzliche Rente vollständig angerechnet wird". Die VdK-Präsidentin forderte: "Rentnerinnen und Rentner, die unterhalb des Existenzminimums leben, müssen aber mehr in der Tasche haben als jene, die nie in die Rentenversicherung eingezahlt haben."

Linken-Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch forderte trotz des starken Anstiegs der Netto-Renten eine außerordentliche Erhöhung der Altersbezüge um zehn Prozent. "Die Rentenerhöhung gleicht die Preise für Energie und Lebensmittel nicht im Ansatz aus", sagte er den Funke-Zeitungen. Neben einer zehnprozentigen Rentenerhöhung müsse das Rentenniveau dauerhaft auf 53 Prozent angehoben werden, so Bartsch.