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Trotz Raketen und Winter: Neue Fluchtbewegung aus Ukraine bleibt aus

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Seit Beginn der russischen Angriffe auf das ukrainische Energiesystem im Oktober reisen weniger Geflüchtete zurück in die Ukraine.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Angesichts sinkender Temperaturen und zerstörter Infrastruktur erwarten Experten, dass vermehrt Menschen die Ukraine verlassen. Doch laut UN lösen selbst heftige russische Raketenangriffe bisher keine neue Fluchtbewegung aus. Allerdings kehren deutlich weniger Geflüchtete in die Ukraine zurück als zuvor.

Die aktuellen heftigen russischen Raketenangriffe haben nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) keine neue große Fluchtbewegung aus der Ukraine ausgelöst. Das sagte der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, in Kiew. Dass derzeit nicht vermehrt Menschen die Ukraine verließen, sei ihm auch in der benachbarten Republik Moldau bei einem Besuch von den Behörden bestätigt worden.

Hilfsorganisationen hatten zunächst mit einer neuen Fluchtbewegung gerechnet. Bald würden "voraussichtlich noch mehr Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrem Land fliehen", weil "dort die Infrastruktur systematisch bombardiert wird", mahnte die UNO-Flüchtlingshilfe Ende Dezember. Auch der Ukraine-Teamchef der katholischen Hilfsorganisation Caritas International, Gernot Krauß, sagte Anfang Januar, dass "Menschen in einigen Bereichen keine andere Wahl haben, als zu gehen", sobald die Temperaturen sinken. "Wir rechnen damit, dass es wieder eine Welle geben wird."

Geflüchtete reisen seltener zurück

Wegen des Winters kehrten jedoch weniger Menschen in die Ukraine zurück als vor dem Beginn der russischen Raketenangriffe auf das ukrainische Energiesystem im vergangenen Oktober. "Der Winter ist mit dem Konflikt in einigen Regionen sehr hart", sagte der 65-Jährige. Das sei für viele Menschen nicht sehr ermutigend. Insgesamt war Grandi sechs Tage in der Ukraine und besuchte die Städte Odessa, Mykolajiw, Dnipro, Saporischschja, Charkiw und Poltawa.

Die UN geben die Zahl der aus der Ukraine geflüchteten Menschen mit knapp 8 Millionen an. Dazu kommen noch etwa 6,5 Millionen Binnenflüchtlinge. "Man kann einen Vergleich mit Bosnien und dem Balkan anstellen, aber die Fluchtbewegung war nicht so groß, obwohl der Konflikt mehrere Jahre andauerte", betonte der UN-Diplomat.

UN würdigen Unterstützung aus Deutschland

Lobende Worte fand Grandi für Deutschland, das nach Polen die zweitgrößte Zahl an ukrainischen Flüchtlingen aufgenommen hat. "Das ist natürlich sehr gut organisiert", sagte er. Angaben der Bundesregierung zufolge sind in Deutschland über eine Million Ukrainer untergekommen. Bereits kurz vor Kriegsausbruch im vergangenen Februar sei die Bundesrepublik aufgrund der vergangenen Erfahrungen gut vorbereitet gewesen. Zudem sei Deutschland einer der Hauptgeldgeber für das Kommissariat. "Ich denke, dass Deutschland seit dem Beginn des Krieges dem UNHCR mehr als 80 Millionen Euro gegeben hat", sagte Grandi. Die UN seien dafür sehr dankbar.

Russland ist vor etwas mehr als elf Monaten in die Ukraine einmarschiert. Die Invasion hat die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst.