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Türkei und Syrien: Überlebende berichten von der Erdbeben-Katastrophe

Trauer und Verzweiflung: Ein Mann in den Trümmern der türkischen Stadt Diyarbakır

Trauer und Verzweiflung: Ein Mann in den Trümmern der türkischen Stadt Diyarbakır

Foto: Ilyas Akengin / AFP

Die Beben begannen in der Dunkelheit nach 4 Uhr morgens, es erschütterte Teile der Türkei und Syriens. Selbst auf Zypern und im Libanon war es noch zu spüren. Sogar Italien hatte eine Tsunami-Warnung herausgegeben.

Wie groß die Zerstörung ist, wie viele Menschen ihr Leben lassen mussten, ist noch nicht absehbar. Mehr als 1000 Tote hat man nach offiziellen Angaben schon gefunden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erklärte, es seien mehr als 900 Menschen gestorben. In Syrien sind nach Behördenangaben mindestens 320 Personen ums Leben gekommen. Hinzu kommen die Opfer in den syrischen Rebellengebieten, zu denen es unterschiedliche Angaben gibt: Die syrische Zivilschutzorganisation Weißhelme nennt 147, die Hilfsorganisation SAMS mehr als 100 Tote.

Das Epizentrum der beiden ersten Erdbeben lag laut dem Geoforschungszentrum Potsdam  im Südosten der Türkei, nahe der Stadt Gaziantep, unweit der Grenze zu Syrien. Die Experten geben die Stärke inzwischen mit 7,2 an, das zweite Beben mit 6,2 – es folgten Dutzende weitere Erschütterungen geringerer Intensität.

»Wir waren zu neunt zu Hause. Zwei meiner Söhne liegen noch in den Trümmern, ich warte auf sie«, sagte eine Frau, mit der die Nachrichtenagentur Reuters in Diyarbakır im Südosten der Türkei sprach. Die Frau hat einen gebrochenen Arm und Wunden im Gesicht. Ein Mann erzählt: »Ich rannte nach draußen. Überall war Geschrei zu hören. Ich begann, mit meinen Händen Steine wegzutragen. Wir zogen die Verletzten heraus, aber die Schreie hörten nicht auf. Dann kamen die Rettungskräfte.«

Erdem, der unweit des Epizentrums in Gaziantep lebte, sagte den Reportern: »So etwas habe ich in den 40 Jahren, die ich lebe, noch nie gespürt.« Mindestens drei starke Erschütterungen seien es gewesen. Aufnahmen des Fernsehsenders CNN Türk zeigten, dass die historische Burg von Gaziantep stark beschädigt wurde.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan sprach telefonisch mit den Gouverneuren der acht betroffenen Provinzen, um sich über die Lage und die Rettungsmaßnahmen zu informieren, wie sein Büro in einer Erklärung mitteilte. Der Katastrophenschutz des Landes schickte Rettungsteams und Versorgungsflugzeuge in die betroffenen Gebiete und löste einen Alarm der Stufe vier aus, mit dem um internationale Unterstützung gebeten wird.

Der syrische Machthaber Baschar Al-Assad berief eine Krisensitzung seines Kabinetts ein, wie das Präsidialamt mitteilte. In der syrischen Stadt Aleppo, ohnehin schwer gezeichnet vom Krieg, sagte der Leiter des Gesundheitswesens der Nachrichtenagentur Reuters, die Verwundeten kämen »in Wellen« an. Das syrische Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen von Rettungsteams, die bei starkem Regen und Schneeregen nach Überlebenden suchten. Das Wetter erschwert die Rettung.

Rettungskräfte in den von Rebellen kontrollierten Gebieten Syriens berichteten von umfangreichen Schäden. In der Grenzstadt Azaz etwa trug ein Helfer ein Kleinkind aus einem beschädigten Gebäude.

Die Katastrophe löste weltweite Anteilnahme aus. Bundeskanzler Olaf Scholz versprach Hilfe, ebenso die Nato, die Vereinigten Staaten, Israel und weitere Länder. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilte mit, Unterstützung sei bereits auf dem Weg.