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Twitter in China: Flut von Erotikspam verdeckt Berichte über Proteste

Proteste gegen das chinesische Regime: »Alle Angestellten, die für chinesische Einflussoperationen zuständig waren, haben das Unternehmen verlassen«

Proteste gegen das chinesische Regime: »Alle Angestellten, die für chinesische Einflussoperationen zuständig waren, haben das Unternehmen verlassen«

Foto: Kevin Frayer / Getty Images

Wer am Sonntag auf Twitter in chinesischer Sprache nach den Orten von regimekritischen Demonstrationen  suchte, bekam oft große Mengen an Spam zu sehen – statt Berichten über das aktuelle Geschehen vor Ort. Twitter-Videos zeigten  , wie das Netzwerk mit jeder Menge Werbung für chinesische Escortdienste geflutet wurde.

Laut der Washington Post  waren dadurch am Sonntag seitenweise nutzlose Tweets zu sehen. Die Beiträge waren demnach mit den Städtenamen oder den genauen Orten von Demonstrationen versehen, wodurch die Berichte von den dortigen Protesten stundenweise untergingen. Einige der Konten, die den Spam verbreiteten, sollen zuvor monate- oder jahrelang keine Inhalte veröffentlicht haben.

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Ein ehemaliger Twitter-Angestellter berichtete der Zeitung, dass Konten mit Verbindungen zur chinesischen Regierung in der Vergangenheit schon häufiger eine ähnliche Technik eingesetzt hätten. Zuvor sei die Strategie allerdings angewandt worden, um einzelne Nutzer oder eine kleine Gruppe zu diskreditieren, indem sie in der Escortwerbung erwähnt wurden.

Ein China-Experte, der für die US-Regierung arbeitet, schätzte den Anteil des Spam-Ablenkungsmanövers: »50 Prozent Pornografie, 50 Prozente Proteste«. Dabei geht es um chinesischsprachige Beiträge; wer Twitter auf Englisch durchsuchte, fand hauptsächlich Protestbilder.

Elon Musks Kurs erleichtert China die Zensur

Noch am Montag zeigten Zahlen eines Analysedienstes, dass sich ein anderes, inhaltlich unverfängliches Hashtag massenhaft auf Chinesisch verbreitet. Der Hashtag gehört mit mehreren Hunderttausend Beiträgen zu den am meisten genutzten chinesischsprachigen Schlagworten und könnte so ebenfalls dafür sorgen, dass Informationen über die Proteste weniger leicht zu finden waren.

Nach der Übernahme von Twitter hat Elon Musk zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefeuert, andere haben das Unternehmen verlassen, nachdem Musk mit besonders harten Arbeitsbedingungen gedroht hatte. Wie die »Washington Post« berichtet, wurden insbesondere die Abteilungen für Menschenrechte, Sicherheit und gegen Beeinflussungskampagnen auf gar keine oder nur eine Handvoll Angestellte geschrumpft. »Alle Angestellten, die für chinesische Einflussoperationen zuständig waren, haben das Unternehmen verlassen«, erklärte der ehemalige Twitter-Mitarbeiter der Zeitung dazu.