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Tyre Nichols: Videoaufnahmen widersprechen Bericht der Polizei von Memphis

Protest in New York: Entrüstung nach dem gewaltsamen Tod von Tylor Nichols

Protest in New York: Entrüstung nach dem gewaltsamen Tod von Tylor Nichols

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Yuki Iwamura / AP

Im Fall des in Memphis nach einer brutalen Festnahme gestorbenen Tyre Nichols zeigen sich offenbar deutliche Unterschiede zwischen einer ersten Darstellung der Polizei und dem Videomaterial. Das geht aus mehreren US-Medien hervor.

In einem Bericht, den ein Polizist wenige Stunden nach dem Vorfall verfasst haben soll, sei davon die Rede gewesen, dass Nichols angehalten wurde, weil er schnell und in den Gegenverkehr gefahren sei, berichtet unter anderem die »New York Times«  . Der Mann habe sich »einer rechtmäßigen Festnahme widersetzt« und Gegenwehr geleistet. Die Polizeichefin von Memphis, Cerelyn Davis, habe demnach allerdings gesagt, die Ermittelnden hätten nicht feststellen können, ob Nichols tatsächlich »rücksichtslos« gefahren sei.

»Der Bericht ist unaufrichtig«

Laut »New York Post«  wird in jenem Polizeibericht auch behauptet, dass Nichols nach der Waffe eines Polizisten gegriffen und an ihren Dienstgürteln gezerrt habe. Weiter heißt es, dass die Beamten Nichols »nach mehreren mündlichen Ansagen« in Gewahrsam nehmen konnten. Es wird erwähnt, dass ein Polizist ihn mit seinem Schlagstock auf den rechten Arm geschlagen habe. Das Ausmaß der Schläge wird jedoch nicht beschrieben.

Die vom Memphis Police Department veröffentlichten Aufnahmen bestätigen keinen der Vorwürfe gegen den 29-jährigen Schwarzen Nichols. Auf Videos des Einsatzes ist unter anderem zu sehen, wie die Polizisten versuchen, den 29-Jährigen mit Tränengas und einem Elektroschocker zu Boden zu bringen. Der Mann versucht zu flüchten, die Polizisten stoppen ihn. Später ist zu sehen, wie Nichols am Boden liegt und vor Schmerzen stöhnt, während die Polizisten immer wieder auf ihn einschlagen und eintreten. Drei Tage nach diesem Vorfall erlag Nichols im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.

»Wenn man den Polizeibericht liest, würde man nicht denken, dass Tyre aufgrund von übermäßiger Gewalt gestorben ist. Er ist so formuliert, dass er die Einsatzkräfte in ein positives Licht rückt«, sagte Van Turner, ein Vertreter der Bürgerrechtsorganisation National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) von Memphis, laut »Washington Post« , über die erste Mitteilung: »Der Bericht ist unaufrichtig.«

Keine angemessene Versorgung durch Rettungskräfte

In der vergangenen Woche sind fünf nach dem Vorfall suspendierte und dann entlassene Polizisten wegen Mordes zweiten Grades angeklagt worden, in Tennessee entspricht dies einer Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Bei den fünf Männern handelt es sich wie beim Opfer um Afroamerikaner.

Inzwischen ist bekannt, dass zwei weitere Polizisten suspendiert worden sind. Mindestens einer von ihnen sei bereits »zu Beginn der Ermittlungen zum Tod von Tyre Nichols zusammen mit den anderen Polizisten« vom Dienst freigestellt worden, teilte eine Polizeisprecherin mit. Eine Begründung für die Suspendierung nannte die Polizei bislang nicht.

Die Feuerwehr von Memphis gab zudem bekannt, dass zwei Rettungsassistenten sowie ein Fahrer eines Rettungswagens entlassen worden seien. Diese hätten Nichols nach den Schlägen der Polizisten nicht angemessen medizinisch versorgt.

In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.