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Überschuss wird zu Parfüm: Franzosen verschmähen plötzlich ihre Rotweine

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Einbruch bei den Supermarktverkäufen: Besonders Bordeaux-Weine sind betroffen.

(Foto: picture alliance/dpa-Zentralbild)

Französische Winzer produzieren mehr, als die Leute trinken wollen. Weil die Absatzzahlen vor allem in den Supermärkten drastisch zurückgehen, greift nun der Staat ein. Auch mithilfe von EU-Zuschüssen verwandeln sich unverkäufliche Bordeaux-Weine in Desinfektionsmittel oder Parfüm.

Frankreich nimmt angesichts von Absatzproblemen bei Wein überschüssige Mengen über ein Destillationsprogramm vom Markt. Im laufenden Jahr sollen dafür 160 Millionen Euro an Zuschüssen vom Staat und der Europäischen Union bereitgestellt werden, teilte das Agrarministerium in Paris mit. Der bei der Maßnahme aus dem Wein destillierte Alkohol kann zum Herstellen von Desinfektionsmitteln, Parfüm oder Bioethanol verwendet werden. Insbesondere geht es um Rotwein aus der Region Bordeaux, wo Winzer über eine strukturelle Überproduktion klagen und Stilllegungsprämien fordern, um die Weinreben auf einem Teil der Flächen herauszureißen.

Das Agrarministerium kündigte Hilfe für die Region an. Betroffen sind in geringerem Maße auch die Anbaugebiete Languedoc und das Rhônetal. Langfristig müsse Frankreichs Weinsektor sich auf die nötigen Anpassungen an den Klimawandel und an die sich wandelnde Nachfrage im Inland und bei Exportkunden einstellen, teilte das Agrarministerium mit. Die Regierung werde beim Erstellen einer Strategie helfen. Mit dem Destillationsprogramm sollen 2,5 Millionen Hektoliter vor allem an Rotweinen aller Qualitätsarten vom Markt genommen werden, berichtete die Zeitung "Les Echos" und urteilte: "Die Franzosen meiden Rotweine."

Inflation, China-Export, hausgemachte Probleme

Als Gründe für die Absatzprobleme führten die Winzer einen rückläufigen Rotweinkonsum der Franzosen an. Auch die Inflation wird als Grund genannt, 2022 sei der Verkauf über Supermärkte um 15 Prozent zurückgegangen. Deren Sortiment mache 50 Prozent des Gesamtumsatzes aus, rechnen die Winzer vor, weisen allerdings darauf hin, dass der Trend bereits seit Jahren zu beobachten ist. Auch sei der Export nach China wegen der Corona-Krise eingebrochen.

Weinexperten sehen allerdings auch hausgemachte Faktoren für den Einbruch. So hätten sich die Winzer vor allem im Bordeaux nicht rechtzeitig professionalisiert und ihre Betriebe mit eigenen Abteilungen für Marketing und Export aufgestellt. Vor allem kleinere Weinbauern hätten nicht investiert und zu wenig für eine Nachfolge gesorgt. Vor allem Kleinstwinzern fehlten daher die Abnehmer, hieß es in der Analyse von "Les Echos".