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Ukraine bittet um Eurofighter: Gibt Deutschland seine Pannenflieger ab?

In Deutschland ist der Eurofighter immer wieder durch Pannen aufgefallen. Wäre eine Lieferung des Kampfjets an die Ukraine trotzdem denkbar?

In der Debatte um die Lieferung westlicher Kampfjets an die Ukraine schien Deutschland zunächst außen vor zu bleiben, da die Bundeswehr gar nicht über die von Kiew erbetenen F-16-Jets verfügt. Doch nun bringt der ukrainische Verteidigungsminister die deutschen Eurofighter ins Spiel – auch diese könnten Teil der Kampfjet-Koalition sein, die zurzeit auf Initiative Großbritanniens und der Niederlande entsteht, so Oleksij Resnikow. Aber hat Deutschland überhaupt genügend einsatzfähige Eurofighter, um der Ukraine welche abzugeben?

Über die genaue Zahl der einsatzfähigen Maschinen hält sich die Luftwaffe bedeckt. Im jüngsten Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr von Anfang 2022 ist die Rede von "teils über 80 Prozent" einsatzbereiter Eurofighter im wöchentlichen Durchschnitt. Das würde in etwa 110 einsatzbereiten Eurofightern entsprechen – insgesamt besteht die Flotte aus 138 Maschinen. Sie bilden das Rückgrat der deutschen Luftverteidigung. Zusätzlich verfügt Deutschland über 85 ältere Tornado-Kampfjets, die in den kommenden Jahren durch modernere Maschinen vom Typ F-35 ersetzt werden sollen.

19 Eurofighter sind zurzeit im Einsatz

Definitiv einsatzbereit sind nach Angaben der Bundeswehr zurzeit mindestens 19 Eurofighter: Jeweils vier Stück stehen den Alarmrotten zur Überwachung des deutschen Luftraums im bayerischen Neuburg und in Laage in Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung. Fünf weitere deutsche Eurofighter sichern zurzeit den Luftraum über den baltischen Ländern, gemeinsam mit britischen Jets desselben Typs. Zudem hat die Bundeswehr die Zahl der in Rumänien stationierten Eurofighter nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von drei auf sechs erhöht.

Unklar ist allerdings, wie viele der übrigen Maschinen sich in Wartung oder Reparatur befinden. Auch vor Pannen und Ausfällen ist der Eurofighter nicht gefeit. Erst im Juli stoppte die Bundeswehr alle Übungs- und Ausbildungsflüge mit der Maschine, weil es ein mögliches Problem mit den Schleudersitzen gab: Die Auslösekartuschen waren vom Hersteller womöglich nicht richtig befüllt worden und drohten im Ernstfall zu versagen.

Ruf als Pannenflieger

Im Juni 2019 starb ein Eurofighter-Pilot bei einer Übung in Mecklenburg-Vorpommern. Er war mit einem anderen Eurofighter zusammengestoßen. Beide Piloten konnten sich zwar zunächst mit dem Schleudersitz retten, doch nur einer überlebte das Unglück. Seinen Ruf als Pannenflieger hatte der Eurofighter aber schon zuvor weg. So berichtete der "Spiegel" im Mai 2018, dass von den damals 128 Eurofightern der Bundeswehr nur vier Stück einsatzbereit seien. Der Grund war damals austretendes Kühlmittel an einem Behälter mit Sensoren. Die Reparatur gestaltete sich schwierig, da einer der Ersatzteillieferanten inzwischen verkauft worden war.

Der von Airbus gebaute Eurofighter war in den 1980er-Jahren entwickelt worden. Deutschland erhielt die ersten Maschinen mit Verzögerung im Jahr 2003. Auch Großbritannien, Spanien und Italien nutzen das Kampfflugzeug. Die ersten 38 Eurofighter, die Deutschland zwischen 2003 und 2008 erhielt, werden derzeit durch neue Maschinen ersetzt. Ob sich Deutschland tatsächlich an der Lieferung von Kampfjets an die Ukraine beteiligt, dürfte aber in erster Linie eine politische Entscheidung sein. Bislang hat Berlin diesen Schritt – genau wie London – ausgeschlossen.

"Der größte Teil sollte aus F-16 bestehen"

Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow nannte als Vorbild die internationale Koalition zur Lieferung von Kampfpanzern mit dem Kernmodell des deutschen Leopard 2 sowie amerikanischen Abrams und britischen Challengern. Genauso könnte man eine Kampfjet-Koalition mit dem Kernmodell F-16 bilden, erklärte Resnikow. Er würde es allerdings schon begrüßen, wenn sich Deutschland zunächst an der Ausbildung ukrainischer Piloten an Eurofightern beteiligen würde.

Insgesamt benötige die Ukraine rund 120 Kampfjets, sagte Resnikow. "Der größte Teil sollte aus F-16 bestehen", von denen es weltweit mehr als 5.000 Maschinen gebe, so der ukrainische Verteidigungsminister weiter. Aber auch Eurofighter sowie Gripen-Jets, die vom schwedischen Unternehmen Saab hergestellt werden, würden helfen. Die USA hatten ihren europäischen Verbündeten kürzlich die Genehmigung für den Start der Ausbildung ukrainischer Piloten an F-16-Kampfjets gegeben.