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Ukraine-Krieg: Können Deutschlands Leopard-Panzer Putin die Stirn bieten?

Die deutschen Leopard-2-Panzer sind in der Ukraine eingetroffen, zusammen mit anderen Kampf- und Schützenpanzern. Kann die russische Armee nun zurückgeschlagen werden?

Sie sind da, endlich. Die 18 deutschen Leopard-2-Panzer sind in der Ukraine angekommen. Das ukrainische Verteidigungsministerium präsentiert außerdem in einem Video Challenger-2-Kampfpanzer, die aus Großbritannien geliefert wurden, ausgestattet mit großen Ukraine-Fahnen. "Fantastische Maschinen", schreibt der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow auf Twitter.

Während die russische Offensive im Osten des Landes zunehmend ins Stocken gerät, treffen immer mehr westliche Waffen in der Ukraine ein. Das ist zunächst eine gute Nachricht für die ukrainischen Verteidiger. Doch was heißt das für die kommenden Kriegsmonate? Bringen die Panzer aus dem Westen jetzt wirklich die Wende?

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In Washington, London und Berlin hofft man genau das. Deshalb rüstet das westliche Bündnis die Ukraine derzeit stark auf. Neben den modernen Kampfpanzern kamen und kommen auch Schützenpanzer, Kampfflugzeuge, Lastwagen für die Logistik und eine Menge Munition ins Land.

Die ukrainischen Verteidiger sind damit ab dem Frühjahr so gut ausgerüstet wie nie seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Kremlchef Wladimir Putin muss erneut den Zusammenbruch seiner Front fürchten.

Gleichzeitig gilt: Die russische Armee konnte sich auf dieses Szenario vorbereiten, im Donbass und im Süden haben Putins Truppen zahlreiche Verteidigungslinien installiert. Sollte eine ukrainische Gegenoffensive scheitern, müsste sich wahrscheinlich auch Deutschland die Frage stellen, ob die Unterstützung für die Ukraine nicht zu spät kam.

"Kampfpanzer sind keine Wunderwaffe"

Die Leopard-Panzer können von der Ukraine in dem Krieg verwendet werden, auch die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an dem Gerät ist abgeschlossen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) äußerte sich am Montag optimistisch: "Unsere Panzer sind wie versprochen pünktlich in den Händen unserer ukrainischen Freunde angekommen. Ich bin mir sicher, dass sie an der Front Entscheidendes leisten können."

Militärexperten sind dagegen skeptisch, ob die Panzer zum sogenannten "Gamechanger" in dem Krieg werden können. "Es sind gerade mal zwei Dutzend westlicher Kampfpanzer in der Ukraine angekommen. Das sind nicht viele", sagt etwa der Militärexperte Christian Mölling im Gespräch mit t-online.

Im besten Fall könnten sie bei einer ukrainischen Offensive an "einigen neuralgischen Punkten" an der Front helfen, wohl aber nicht viel mehr. Immerhin, so der Experte: Die Ukraine bekomme mit den Leopard-2-Panzern hochmoderne Kampfgeräte, während Russland teilweise mit Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg arbeitet. "Im direkten Panzerduell wäre das eine klare Angelegenheit, aber die russische Armee profitiert natürlich von der Masse", so Mölling weiter. Entscheidend sei dennoch, wie effektiv die Ukraine die Panzer einsetzt.

Christian Mölling ist stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts der Denkfabrik Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik und Leiter des Zentrums für Sicherheit und Verteidigung. Er studierte Politik-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften an den Universitäten Duisburg und Warwick und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Insgesamt soll die Ukraine bis zum zweiten Quartal 2024 mindestens 321 Kampfpanzer aus dem Westen erhalten – darunter über 100 Leopard 1 und 31 M1 Abrams aus den USA. "Kampfpanzer sind ein wichtiges Element der Offensive, aber sie sind keine Wunderwaffe", erklärt Mölling. "Qualität und Quantität interagieren in Kriegen stark miteinander." Das bedeutet: Es sind wahrscheinlich vor allem noch zu wenig Kampfpanzer in der Ukraine angekommen, um wirklich einen Unterschied machen zu können.

Ukraine für Gegenoffensive gerüstet

Außerdem sind Leopard 2 und Challenger 2 nur ein Baustein bei einer möglichen Gegenoffensive der Ukraine. Die Kampfpanzer können Lücken in die Front reißen und die russischen Truppen zum Rückzug auf die nächsten Verteidigungslinien zwingen. Aber dafür müssen sie durch Artillerie unterstützt werden sowie durch Schützenpanzer und gepanzerte Fahrzeuge, die Infanterie nachführen – deshalb sprechen Militärs dabei vom "Gefecht der verbundenen Waffen".