Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Ukraine-Oligarch Medwedtschuk: Putin-Freund kriegt Kiew nicht - aber 33 Tankstellen

Ukraine-Oligarch Medwedtschuk Putin-Freund kriegt Kiew nicht - aber 33 Tankstellen

241354641.jpg

Laut Medienberichten plante Kremlchef Putin, nach der Einnahme Kiews den prorussischen Politiker Medwedtschuk als Marionette einzusetzen.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Lange gilt der prorussische Politiker und Oligarch Medwedtschuk als Putins Mann in der Ukraine. Nach der Invasion wird er festgenommen und nach Russland abgeschoben. In seiner neuen Heimat soll der Ex-Ukrainer zusammen mit dem Kreml Pläne für die Teilung der Ukraine schmieden. Dafür wird er reichlich belohnt.

Ein älterer Mann mit zerzaustem Haar und den Händen in Handschellen - dieses Bild von Wiktor Medwedtschuk ging im April vergangenen Jahres um die Welt. Wenige Monate zuvor soll er sich noch auf die Übernahme des Präsidentenpalastes in Kiew gefreut haben, doch dann lief es schief für ihn und seinen Beschützer Wladimir Putin. Der ukrainische Oligarch und Oppositionspolitiker Medwedtschuk sollte nach Medienberichten derjenige sein, der nach der geplanten Einnahme Kiews durch Russlands Truppen die Marionettenregierung in der Ukraine bilden sollte.

282566188.jpg
282566188.jpg

Mitte April vergangenen Jahres wurde Medwedtschuk in der Ukraine festgenommen.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Doch Putins Blitzkrieg scheiterte, Moskau verlor die Schlacht um Kiew und Medwedtschuk, der wochenlang untergetaucht war, wurde im April 2022 in der Ukraine schließlich festgenommen. Ein halbes Jahr später kam der 68-Jährige im Rahmen eines Gefangenenaustauschs nach Russland. Obwohl Medwedtschuk ukrainischer Staatsbürger war, ließ der Kreml über 100 Soldaten und hochrangige Kommandeure des Asow-Regiments frei, um im Gegenzug Putins Freund nach Moskau holen zu können.

Der hohe Preis, den Moskau für die Befreiung des Oligarchen zahlte, ist ein Beleg dafür, wie wichtig diese Figur für den Kreml ist. Putin, der Freund der Familie Medwedtschuks und auch Taufpate seiner 2004 geborenen Tochter ist, setzt offenbar weiterhin auf den 68-Jährigen. Nach seiner Abschiebung nach Russland bleibt der ehemalige Vorsitzende der prorussischen Partei "Oppositionsplattform - Für das Leben", der bereits vor der russischen Invasion in der Ukraine wegen Hochverrats angeklagt wurde, politisch und geschäftlich aktiv.

Kiew: Medwedtschuk will eine "zweite Ukraine" schaffen

So erklärte der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Alexej Danilow, in einem Interview mit der BBC Mitte Februar, der Kreml würde nach dem Scheitern seiner Armee in Kiew, Charkiw und Cherson an einem Plan B arbeiten, der auf Vorschlägen von Medwedtschuk beruhen soll. Demnach schlug er in Moskau die "koreanische Lösung" vor - die Schaffung einer "zweiten Ukraine". Russlands Ziel sei, so Danilow, in naher Zukunft alles zu tun, um die Regionen Donezk und Luhansk sowie einen Landkorridor zur Krim vollständig zu besetzen und dann diese Idee der Teilung der Ukraine umzusetzen.

Wenige Wochen zuvor hatte Medwedtschuk in einem Gastbeitrag in der russischen Zeitung "Iswestija" angekündigt, eine politische Bewegung gründen zu wollen, die die Gegner des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vereinen würde. Die meisten Ukrainer würden nicht die Politik des aktuellen Präsidenten unterstützen, sagte er im Interview mit dem russischen Propaganda-Sender RT. "Antirussische Stimmung hat der Ukraine nichts als Leid und Armut gebracht", hieß es in Medwedtschuks Aufsatz. Die Ukraine war in der Tat schon vor dem Krieg eins der ärmsten Länder Europas - allerdings in erster Linie wegen des seit 2014 andauernden Konflikts mit prorussischen Separatisten und russischen Truppen im Osten des Landes und auf der Krim.

"Atomkrieg" in Europa und Erdöl-Geschäfte in Russland

In seinem Gastbeitrag verbreitet Medwedtschuk die Narrative seines Freundes im Kreml und gibt dem Westen die Schuld an dem Krieg. Obwohl die Ukraine von Russland angegriffen wurde, sieht der 68-Jährige den Feind in Europa, das nach seiner Ansicht "eine Politik des Hasses und der Unversöhnlichkeit" fördert. Seiner Meinung nach könnte dies dazu führen, dass Europa "in den Krieg hineingezogen wird, möglicherweise sogar in einen Atomkrieg".

Medwedtschuks Einsatz für die Durchsetzung russischer Interessen in der Ukraine wird Medienberichten zufolge reichlich belohnt. Nach aktuellen Recherchen des Radio Liberty übernahm ein Erdöl-Unternehmen, das mit dem Oligarchen verbunden wird, im Herbst vergangenen Jahres zwei Tankstellen-Ketten in Russland. Insgesamt 33 Tankstellen in drei Regionen Russlands soll Medwedtschuk über Strohmänner gekauft haben.

In der Ukraine sollen Medwedtschuk und seine Frau Anteile bei 25 Unternehmen gehalten haben. Diese wurden nach seiner Festnahme und Abschiebung beschlagnahmt, genauso wie 26 Autos, 30 Grundstücke, 23 Häuser, 32 Appartements, 17 Parkplätze und eine Motorjacht. Das Geld aus dem russischen Öl-Geschäft wird Medwedtschuk wohl nicht nur für die Finanzierung seiner geplanten Bewegung, sondern auch für die Wiederherstellung des gewohnten Lebensstandards gebrauchen.