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Ursula Augenstein verstorben: Die gute Seele im Modehaus

Pforzheim. Generationen von Modekunden haben das erfahren: Kaum hatte man einen Fuß ins Modehaus Klittich in der Fußgängerzone in Pforzheim-Brötzingen gesetzt, wurde man schon mit einem freundlichen Lächeln von Ursula Augenstein begrüßt. Kunden zu beraten und ihnen zu helfen, war ihr eine besondere Freude.

Bis zum letzten Verkaufstag des großen Bekleidungsgeschäfts im April 2019 stand Ursula Augenstein, geborene Klittich, im Modehaus, das sie mit ihrer Schwester Renate und ihrem Sohn Jörg leitete. Nach dem Ende der Klittich-Einzelhandelsära begann dann auch der Leidensweg von Ursula Augenstein, deren plötzlich auftretende unheilbare Krankheit am 24. Januar zu ihrem Tod führte.

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„Es war leider wegen ihrer Krankheit und wegen Corona nicht mehr möglich, mit ihr noch einmal Winterurlaub in Burgeis in Südtirol zu machen. Das hatte sie sich noch gewünscht“, sagt ihr Sohn Jörg Augenstein. Dann zeigt der Pforzheimer CDU-Stadtrat und Schlagersänger Fotos von sich, seinem Vater Dieter und seiner sportlichen Mutter im Ski-Ouftit. Die Modehaus-Chefin liebte nicht nur den Urlaub in Südtirol, sie war generell gerne im Freien unterwegs, zuletzt im eigenen Garten, früher oft auf Wanderungen mit dem Schwarzwaldverein. Sport trieb sie seit über 70 Jahren beim TV Brötzingen. Sie war Mitglied in der Singgemeinschaft Männerchor Brötzingen und im Weststadt-Bürgerverein. „Aber zuerst kam immer die Familie, und dann das Geschäft“, sagt ihr Sohn.

Das nette Lächeln und die freundliche Ansprache im Modehaus Klittich ließen nicht erahnen, dass Ursula Augenstein keine einfache Kindheit hatte. Am 16. November 1937 in Pforzheim geboren, wuchs sie im Arlinger auf. Als Sechsjährige musste sie erleben, dass ihre Mutter und das kleine Brüderchen bei der Geburt im Krankenhaus gestorben waren – eine traumatische Erfahrung, die sie nie losließ. Ihr Vater kam erst Ende 1948 aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft zurück. Ursula und Renate Augenstein kamen bei ihrer Großmutter im Arlinger unter. Der erhoffte Wechsel aufs Gymnasium blieb ein Traum, zu sehr war ihre Arbeitskraft für die Unterstützung der Oma gefragt. Nach ihrer kaufmännischen Lehre und dem Besuch der Handelsschule absolvierte Ursula Augenstein ein Volontariat in einem Stuttgarter Modehaus.

Mode war ihr Leben

Ihr Berufsweg schien vorgezeichnet zu sein. Als ihr Vater Theodor Klittich aus dem Krieg zurückkam, reaktivierte er zunächst das 1934 im Arlinger gegründete Woll-Lädchen der Familie, dann folgte 1955 der Umzug in ein Textilien- und Kurzwarengeschäft an der Westlichen Karl-Friedrich-Straße 307. Im Zuge der großen Sanierung Brötzingens wurde 1980 das Modehaus Klittich in den neuen Gebäuden in der Fußgängerzone errichtet. Immer mit dabei: Ursula Augenstein.

1963 hatte sie ihren Mann Dieter geheiratet, der im grafischen Gewerbe bei Meyle + Müller arbeitete. Aus der Ehe ging Sohn Jörg hervor, der der Modetradition der Klittichs folgte und von 1990 die Schwestern Ursula und Renate in der Geschäftsleitung des Modehauses unterstützte. Sie habe ihm bei seinen vielen Unternehmungen und Ehrenämtern immer den Rücken freigehalten, erinnert sich Jörg Augenstein. „Sie war freundlich und fürsorglich. Man konnte sich immer hundertprozentig auf sie verlassen“, erinnert er sich.

Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am 10. Februar, 14 Uhr auf dem Friedhof Brötzingen statt.