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Verräterische Handys

Verdammt, wo ist mein Handy? Wer hat sie noch nicht gesucht, diese bisweilen verlegte Geisel, die (fast immer) für ununterbrochene Erreichbarkeit sorgt. Nun, in unserem zu verhandelndem Fall sind die kleinen handgroßen Dinger fein säuberlich auf einem Couchtisch platziert, in einer schicken Wohnung, wo drei wohlsituierte Pärchen und ein Single versammelt sind, um die Mondfinsternis (!) zu beobachten und eine Party mit Gnocchi, reichlich Wein und Tiramisu rund um die Herdplatte zu feiern.

Man scherzt, ist aber irgendwie doch gelangweilt und versteigt sich in ein Spiel, bei dem die Mobiltelefone eingeschaltet sind und alle die Anrufe und Textnachrichten eines jeden mitverfolgen und kommentieren können. Eine Schnapsidee, die die Katastrophe schon in sich trägt. Die kleinen Dinger sind wie die Blackbox eines Flugzeuges, der nichts entgeht, und die dabei hilft, die Ursache eines Absturzes zu klären.

Mit großer Spiellust

Abgestürzt wird in diesem Fall nur ein bisschen, es kommt nicht zum Schlimmsten, wir bewegen uns ja in einer Komödie. Paolo Genovese hat "Das perfekte Geheimnis" geschrieben, ein Erfolgsstück, das weltweit zwei Dutzend Mal verfilmt worden ist und dem "Theater aus Leidenschaft" a.gon München perfektes Schauspielerfutter liefert. An zwei Abenden in Folge wurde es im Theater im Evangelischen Gemeindehaus mit großer Spiellust vor einem gut unterhaltenen Publikum gezeigt.

Jedes Läuten, jeder Brummton der Telefone, öffnet ein kleines, manchmal auch große Stück Geheimnis. Hinter vermeintlich intakten Fassaden verstecken sich Lügen, Intrigen, erotische Ausschweifungen. Die Paare haben sich auseinandergelebt. Was sie zusammenhält, ist letztlich die nach außenhin getragene Konvention.

Da hat Peppev (Amin H. Köstler) die Freundin nicht dabei, weil er keine hat. Um Lele zu retten, der regelmäßig um Mitternacht ein heißes Foto erwartet, tauscht er mit ihm das Handy. Mit fataler Wirkung, Lele (Paul Kaiser) muss statt Peppev den Schwulen spielen – und das im Beisein der eigenen Ehefrau. Saskia Valencia und Thorsten Nindel zeigen zwei Gastgeber, die sich längst nichts mehr zu sagen haben, Johanna Bogner ihre spätpubertierende Tochter, die Vater und Mutter raffiniert gegeneinander ausspielt.

Psychologisch stimmige Elemente

Das ist reichlich Stoff für Situationskomik, die das mit viel TV-Prominenz besetzte und gut eingespieltes Ensemble perfekt in Szene setzt. Mit dabei übrigens Nikola Norgauer (Tatort, Rosenheim Cops), eine Schweinfurterin, die einen Steinwurf entfernt vom Spielort im Josefs-Krankenhaus zur Welt gekommen ist. Das nur nebenbei.

Die Inszenierung (Johannes Pfeiffer) besticht durch Tempo, ein perfektes Timing. Diese spannende Reise durch das Auf und Ab von Gefühlswelten ist mit Sottisen und Häme gespickt, hat aber auch nachdenklich, psychologisch stimmige Elemente, wenn Lele und die reichlich am Weinglas hängende Carlotta (Lara Joy Körner) ein schlimmes Geheimnis enthüllen.