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Viel Aufwand, kaum Ertrag: ISW: Eroberung von Bachmut wäre Pyrrhussieg für Russland

Viel Aufwand, kaum Ertrag ISW: Eroberung von Bachmut wäre Pyrrhussieg für Russland

Russland meldet zuletzt kleine Eroberungen rund um Bachmut im Donbass. Dafür muss es laut US-Experten allerdings erheblichen Aufwand betreiben - verliert massenhaft Soldaten und Material. Dabei ist der strategische Nutzen einer Eroberung umstritten. Aber er scheint in der russischen Militärdoktrin fest einkalkuliert.

Die russischen Bemühungen um Bachmut zeigen, dass die russischen Streitkräfte aus früheren Kampagnen offenbar nichts gelernt haben. Die Truppen konzentrieren sich nach Angaben des Institute for the Study of War (ISW) auf Ziele, die eher geringe strategische Bedeutung besitzen – und erleiden dabei hohe Verluste. Seit Ende Mai hätten die russischen Streitkräfte kontinuierlich Kampfkraft auf kleine Siedlungen rund um Bachmut verwendet, seither aber nur Gewinne in der Größenordnung von wenigen Kilometern erzielt.

Dieses Operationsmuster ähnelt laut ISW stark den früheren russischen Bemühungen, Sjewjerodonezk und Lyssytschansk weiter nördlich einzunehmen. Wie das ISW im Sommer feststellte, ließen die ukrainischen Streitkräfte damals wohl bewusst zu, dass sich die russischen Truppen auf Sjewjerodonezk und Lyssytschansk konzentrierten - zwei Städte nahe der Grenze zur Region Luhansk, die nur von begrenzter operativer und strategischer Bedeutung sind. So versuchte Kiew, aus der anhaltenden Schwäche der russischen Truppen und ihrer Ausrüstung im Laufe monatelanger zermürbender Kämpfe Kapital zu schlagen. Die russischen Truppen nahmen schließlich beide Städte ein und erreichten so die Grenze zum Gebiet Luhansk. Doch dieser taktische Erfolg führte zu einem vernachlässigbaren operativen Nutzen, weil die russische Offensive in der Region im Nachhinein stockte.

Ukraine könnte Bachmut gezielt räumen

Selbst wenn die russischen Truppen weiter auf Bachmut vorrücken und einen kontrollierten ukrainischen Rückzug aus der Stadt erzwingen - wie es in Lyssytschansk der Fall war - biete ihnen Bachmut selbst wenig operativen Nutzen, meinen die Militärexperten. Die personellen und materiellen Kosten, die mit den inzwischen sechs Monate dauernden zermürbenden Kämpfen um Bachmut verbunden sind, überwiegen bei weitem jeden operativen Vorteil, den die Russen aus der Einnahme der Stadt ziehen können. Zudem könnte die russische Offensive in dem Gebiet einen erheblichen Teil der verfügbaren Kampfkraft aufbrauchen, die eine ukrainische Gegenoffensive an anderer Stelle erleichtern könnte, spekuliert das ISW.

In der Vergangenheit wurde Bachmut erhebliche Bedeutung beigemessen, da einer Eroberung der Stadt den Weg für die russischen Truppen in Richtung der Großstädte Kramatorsk und Slowjansk freigemacht hätte. Sie sind die einzig verbliebenen Großstädte in der Region Luhansk, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen. Allerdings sind die Verteidigungsstellungen der ukrainischen Streitkräfte in der Region sehr gut ausgebaut, da die Konfliktlinie im Großen und Ganzen seit 2014 existiert. Ein langsames Vorankommen der russischen Streitkräfte ist daher nicht ungewöhnlich.