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"Volksnah"? AfD unterhält kaum Parteibüros in Deutschland

Von wegen volksnah: Die AfD ist für Wähler und Interessierte vor Ort deutlich schlechter zu erreichen als andere Parteien.

Sie schickt sich an, jenen eine Stimme zu geben, die die "Mainstream-Parteien" vergessen haben: Immer wieder behaupten Politiker der Alternative für Deutschland (AfD), dass sie ihr Ohr besonders nah am Volk haben und jenen zuhören, die sonst keine Aufmerksamkeit bekommen.

Doch stimmt das? Forscher des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) säen Zweifel an dieser Darstellung. Anlässlich des zehnjährigen Parteibestehens haben die Wissenschaftler um den Politologen Knut Bergmann verglichen, wie viele Anlaufstellen in Form von Partei- oder Wahlkreisbüros die im Bundestag vertretenen Parteien in Deutschland haben.

Das Ergebnis: Die AfD schneidet dabei schlechter ab als alle anderen Parteien. Insgesamt kommt sie der Studie zufolge auf deutschlandweit nur 144 Anlaufstellen. Zum Vergleich: die in dieser Hinsicht zweitschwächste Partei Die Linke erreicht mit 542 Anlaufstellen fast die vierfache Zahl. Die Volksparteien CDU/CSU und SPD unterhalten mehr als 3.000 Büros in Deutschland.

Besonders viele Mitglieder in Ostdeutschland

"Für Interessierte ist die Partei damit physisch wesentlich schlechter zu erreichen als ihre Mitbewerberinnen", schreiben Bergmann und seine Kollegen. Besonders deutlich werde das im Verhältnis zur Zahl der Bundestagsabgeordneten der jeweiligen Fraktionen. "Die Erwartung, dass eine im Bundestag vertretene Partei – zumal mit dem Selbstbild der AfD – über einen entsprechenden Unterbau verfügt, wird enttäuscht."

Demnach kommen auf einen AfD-Abgeordneten im Schnitt lediglich 1,7 Anlaufstellen. Bei den Grünen sind es 8,1, bei der FDP 9,8, bei der Linkspartei 13,9, bei der SPD 14,9 und bei der Union 15,8.

Auffällig dabei: Der starke Fokus der AfD auf Ostdeutschland. 38 Prozent der Büros unterhalten die Rechtspopulisten dort. Nur die Linkspartei hat, historisch bedingt, dort anteilig noch mehr Anlaufstellen (39 Prozent). Bei den übrigen Parteien, die im Bundestag vertreten sind, liegt der Anteil zwischen 10 (SPD) und 13 Prozent (CDU).

Gerade in Ostdeutschland ist die AfD vor allem erfolgreich. So sehen Umfragen die Partei in Thüringen derzeit gar auf Platz eins in der Wählergunst, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei.

Das schlägt sich auch in der regionalen Verteilung der Mitglieder nieder. Während bei den Unionsparteien sowie bei SPD, FDP und Grünen maximal 14 Prozent der Parteimitglieder aus Ostdeutschland stammen, sind es bei der AfD 26 Prozent. Lediglich die Linke verzeichnet hier mit 39 Prozent einen noch höheren Mitgliederanteil.