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Vor 78 Jahren in Schweinfurt ermordet: Bayernkolleg und Initiative gegen das Vergessen gedenken Zofia Malczyk

Es war der 21. März 1945, ein halbes Jahr vor Kriegsende. Dieser Tag sollte der letzte sein im Leben der jungen polnischen Zwangsarbeiterin Zofia Malczyk. Geboren in der Nähe von Warschau, war Malczyk schon als Jugendliche in Unterfranken als Zwangsarbeiterin beschäftigt.

Wegen angeblicher Plünderungen wurde sie im Alter von 18 Jahren in der Gustav-Adolf-Straße in Schweinfurt von Kripobeamten ohne Vorankündigung mit zwei Schüssen in den Hinterkopf getötet. Zu diesem Zeitpunkt war Malczyk zum dritten Mal schwanger. Ihr ungeborenes Kind überlebte den Angriff nicht. Die Täter blieben ohne Strafe.

78 Jahre später sprach Adi Schön von der Initiative gegen das Vergessen am Ort des damaligen Verbrechens über "behördliche Willkür und menschliche Grausamkeit" im Fall Malczyk. Seit 2007 erinnert dort ein Gedenkstein an die Ermordung der jungen Polin. Die Patenschaft für das Mahnmal hat das Bayernkolleg Schweinfurt inne.

In Kooperation mit der Initiative wird jedes Jahr zum Jahrestag des Mordes an dieser Stelle eine Gedenkveranstaltung organisiert. Zu den rund 50 Gästen, die sich vom Regen nicht davon abbringen ließen, Malczyk zu gedenken, zählte mit Michal Nowak auch ein Vertreter des polnischen Konsulats, der einen Kranz niederlegte. Musikalisch unterlegt, wurde die Veranstaltung mit Geige und Klarinette.

Rassismus und Fanatismus sind allgegenwärtig

Adi Schön betonte, dass derartige Verbrechen auch heute noch vorkommen und verweist auf den Russland-Ukraine-Krieg, die NSU, den Anschlag in Hanau und den alltäglichen Rassismus gegen Flüchtlingsheime. Rassismus ist auch das Stichwort von vier Schülern des Bayernkollegs. Anabel Späth, Felix Rinke, Caroline Neumann und Rosa Nolte äußerten ihr Unverständnis gegenüber Fremdenhass: "Nonnen tragen auch Kopfbedeckungen." Warum sollte man also muslimische Frauen deshalb diskriminieren?

Ihr Lehrer Ulf Pennekendorf erzählte von negativen Reaktionen der rechten Szene auf das letztjährige Gedenken an Malczyk. "Wenn die Nazis sich beschweren, machen wir mit dieser Gedenkveranstaltung alles richtig." Mit einem Zitat von George Santayana betont der Lehrer die Bedeutung solcher Erinnerungen. "Wer sich nicht der Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen", so Pennekendorf.

"Zofia Malczyk wollte ein freier Mensch sein", sagt Johanna Bonengel von der Initiative gegen das Vergessen. Doch genau das sei ihr zum Verhängnis geworden. "Wir sind überzeugt, dass es ohne Erinnerung keine Zukunft gibt", sagt Bonengel. Deshalb solle auch weiterhin an Zofia Malczyk gedacht werden, damit sich solche Verbrechen wie die während des Nationalsozialismus nicht wiederholen. "So lebt Erinnerung. So bleibt Zofia Malczyk in unserem Herzen."