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Wahrer Grund für Chile-Reise - Scholz kämpft um seltenen Rohstoff

Von: Angelika Hellemann (ZZt. IN SANTIAGO DE CHILE)

Es ist der Stoff, den alle wollen: Lithium. Es steckt in den Batterien von Handys, Laptops und E-Autos. Der Bedarf an dem Alkalimetall steigt bis 2030 um das 30-fache.

Chile ist das Land mit dem größten Lithium-Vorkommen auf der Welt. Es steckt in den drei Salzseen der Atacama-Wüste im Norden des Landes. Der begehrte Rohstoff ist auch der Grund, warum Scholz auf seiner Südamerika-Tour nach Santiago de Chile fuhr.

Die deutsche Wirtschaft braucht dringend Lithium. Aber beim Abbau des leichtesten Metalls auf der Erde hat sich ausgerechnet China wichtige Quellen gesichert. So steigt Peking gerade mit 24 Prozent in die Firma SQM ein. Sie ist einer der größten Lithium-Produzenten weltweit und ansonsten fest in der Hand der Familie von Chiles Ex-Diktator Augusto Pinochet († 2006). Gerade erst hat SQM die Erlaubnis bekommen, bis 2030 Lithium in Chile abzubauen.

Die Wirtschaftsleute, die Scholz begleiten, nennen die Situation „5 nach 12“ für Deutschland. Ohne China ist kaum an Lithium zu kommen. Das wäre dann die zweite fatale Abhängigkeit von einer Diktatur nach der Erdgasfalle mit Russland.

Mit seinem Besuch in Chile will Scholz die Lithium-Wende einleiten. Seine Strategie: den Chilenen zeigen, dass Deutschland der viel bessere Handelspartner ist. Die Chinesen sichern sich – egal, wie viel es kostet – Lithium-Rechte. Den abgebauten Rohstoff verarbeiten sie dann in ihrem Land und verkaufen ihn weiter. Chile bekommt damit zwar viel Geld für das abgebaute Metall, geht aber bei den Arbeitsplätzen, die in der Lithium-Verarbeitung entstehen, leer aus.

Scholz mit Chiles Präsident Gabriel Boric

Foto: JAVIER TORRES/AFP

Diesen Hebel will Scholz nutzen. Sein Angebot: Deutschland hilft den Chilenen mit Technologie. Die soll den extrem viel Wasser verbrauchenden Lithium-Bergbau umweltfreundlicher machen und Jobs in der Weiterverarbeitung des Metalls bringen.

Chiles Präsident Gabriel Boric kündigte nach dem Gespräch mit Scholz an: Sein Land wolle ein nationales Lithiumunternehmen gründen. Das wäre dann die Chance für Deutschland, sich Lithium direkt aus Chile zu sichern und China auszubooten. Allerdings: Was er mit dem SQM-Konzern der Pinochet-Familie machen will und deren Abbaurechten, wollte oder konnte Boric nicht sagen. Es bleibt also noch ein langer Weg, bis die Lithium-Partnerschaft zwischen Deutschland und Chile steht.