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Was ist dran am Betrugsvorwurf?: Schachverband kritisiert Carlsen für Eskalation

Was ist dran am Betrugsvorwurf? Schachverband kritisiert Carlsen für Eskalation

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Carlsen will sich erst in der kommenden Woche konkret zur Sache einlassen.

(Foto: IMAGO/NTB)

Die Betrugsvorwürfe von Magnus Carlsen beschäftigten die Schachwelt seit Wochen. Nun meldet sich der Weltverband FIDE erstmals zu Wort. Carlsen wird darin für seinen Umgang mit Hans Niemann kritisiert. Dennoch soll dem Verdacht gründlich nachgegangen werden.

In einer offiziellen Stellungnahme hat sich der Schach-Weltverband erstmals ausführlich öffentlich zu den von Magnus Carlsen erhobenen Betrugsvorwürfen gegen den 19-jährigen Großmeister Hans Niemann geäußert. Als oberste Instanz des Sports sei es die Pflicht der FIDE, die Integrität des Spiels und dessen Image zu schützen, heißt es in dem Statement. Angesichts der Tatsache, dass der aktuelle Vorfall immer weiter eskaliere, sei es nun notwendig, einen "Schritt nach vorne" zu machen. Bisher hatte sich die FIDE in der Geschichte merklich zurückgehalten. Die Stellungnahme war die erste ihrer Art, die der Weltverband veröffentlichte.

In besagter Stellungnahme ging die FIDE zunächst auf Konfrontationskurs zu Carlsen. "Wir glauben stark daran, dass der Weltmeister eine moralische Verantwortung trägt, weil er als weltweiter Botschafter betrachtet wird", schrieb der Verband: "Seine Handlungen beeinflussen den Ruf seiner Kollegen, ihre sportlichen Ergebnisse und können dem Spiel am Ende Schaden zufügen."

Bei der FIDE sei man "fest davon überzeugt, dass es bessere Wege gegeben hätte, mit dieser Situation umzugehen", kritisierte der Verband den größten Star der Szene, der die ersten Betrugsvorwürfe gegen Hans Niemann lediglich in Form eines kryptischen Tweets erhob. Öffentlich und in aller Klarheit hat Carlsen seinem Widersacher bis heute keinen Betrug vorgeworfen. Konkret dazu äußern will sich der Norweger erst in der kommenden Woche. Ein Match vor wenigen Tagen hatte er direkt zu Beginn wortlos aufgegeben.

So sehr die Hinhaltetaktik des Weltmeisters den Weltverband auch stört, so sehr ist der Verband laut eigener Aussage daran interessiert, Betrüger zu finden und zu bestrafen. Man teile Carlsens Sorgen, was die Folgen von Betrügereien für den Sport angehe, heißt es in der Stellungnahme. Die FIDE erklärte sich dazu bereit, ihre Fair-Play-Kommission mit einer "gründlichen Untersuchung des Vorfalls" zu beauftragen. Das allerdings erst, "wenn uns die ursprünglichen Beweise vorliegen und alle beteiligten Parteien" sich geäußert und Informationen geliefert haben.

Am Ende, so schrieb der Weltverband, sei es die Hoffnung, dass der ganze Vorfall "langfristig einen positiven Effekt" auf den Sport habe. Um diesen Effekt zu erreichen, wolle man ein Panel einberufen, an dem die Entscheidungsträger der wichtigsten Schach-Plattformen teilnehmen: "Um zu verhindern, dass dies eine echte Plage wird".