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Wegweisend: Wie Kommunen künftig Grüne Energie aus dem Landkreis Bad Kissingen selbst vermarkten könnten

Die Energiekrise zeitigt auch positive Entwicklungen. Denn die Idee ein kommunales Regionalwerk zu gründen, zieht derzeit überall Kreise. Nicht nur in den Landkreisen Haßberge und Schweinfurt, sondern auch im Landkreis Bad Kissingen arbeitet man seit einiger Zeit intensiv an einer Strategie, wie man die Wertschöpfung aus regenerativen Energieanlagen künftig in der eigenen Region halten kann. Am Montag im Kreisausschuss wurde aber klar, dass allein die Gründung eines solchen Zusammenschlusses schon eine äußerst komplizierte Sache ist.

Hinter den Kulissen beschäftigt man sich beim Landkreis schon seit dem Frühjahr 2022 mit diesem Thema, sagt Jürgen Metz, Abeilungsleiter Kreisangelegenheiten, im Gespräch mit dieser Redaktion. Parallel dazu hätten sich auch einige Kommunen bereits Gedanken zu eigenen Stadt-, beziehungsweise Gemeindewerken gemacht, wie Münnerstadt und Elfershausen. Inzwischen sei jedoch klar geworden, dass ein landkreisweiter Zusammenschluss effizienter sein wird, sagt Metz.

Kommunen sollen Flächen benennen und sichern

Das Ziel hinter allem leuchtet ein: Aktuell ist es so, dass zum Beispiel Windkraftanlagen von externen Investoren gebaut werden, und der dort erzeugte Strom aus dem Landkreis in andere Regionen verkauft wird. Hier vor Ort profitieren bislang von solchen Anlagen lediglich diejenigen, die Grundstücke an die Betreiber von Windrädern verpachten.

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In dem anvisierten Regionalwerk sollen sich nun möglichst viele der 26 Kreis Kommunen, zusammen mit dem Landkreis Bad Kissingen und eventuell auch mit den Stadtwerken der Städte, auf den Weg machen, am Runden Tisch die Energiewende gemeinsam zu gestalten. Das heißt unter anderem, wie am Montag in der Sitzung deutlich wurde, dass sie ihre Flächen in den Gemarkungen für die Ansiedlung regenerativer Energieträger benennen und sichern sollen.

"Es hat noch keine Kommune nein gesagt."

Jürgen Metz, Abteilung Kreisangelegenheiten

Das Interessante an dem Projekt ist darüber hinaus, dass nicht nur jede Kommune für sich einen nachhaltigen Flächenplan machen kann (das konnte sie bislang schon tun). Vielmehr soll im Zusammenschluss mit dem Landkreis und weiteren Partnern ein landkreisübergreifender grüner Plan für die Zukunft entstehen, was Bau, Betrieb und Vermarktung nachhaltiger Anlagen angeht.

Vision für die ferne Zukunft steht

Was die Finanzierung derselben betrifft, will man auf die regionalen Banken zugehen, sagt Geschäftsleiter Metz nach der Sitzung im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Regionalwerk baut die regenerativen Anlagen dann selbst. Nach Metz‘ Angaben sammeln die Partner des Regionalwerks Finanzmittel, suchen Firmen, die die Anlagen bauen und betreiben diese dann auch.

Was später mit der erzeugten Energie passiert, muss laut Metz noch konkret entwickelt werden. Wird diese verkauft? Kann man sie in der Nähe einspeisen? "Wir haben kein Netz, also müssten wir Kooperationsverträge mit Netzbetreibern machen. Da wird das Thema sehr komplex", sagt Metz und macht klar, dass noch vieles ungewiss ist.

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Die Vision für die ferne Zukunft sei jedoch klar: gemeinsam grüne Energie zu schöpfen – und zwar aus der Region für die Region. Doch darüber wird, laut Metz, noch sehr viel Zeit ins Land gehen.

Zunächst geht es um die Gründung des genannten Regionalwerks. Es gab bereits etliche Gesprächsrunden mit Städten und Kommunen, hieß es im Ausschuss. Die 26 Kommunen im Landkreis müssen in ihren Gremien das Für und Wider dieses Zusammenschlusses jetzt diskutieren und gegebenenfalls dem Regionalwerk beitreten.

Die passende Gesellschaftsform finden

"Es hat noch keine Kommune nein gesagt", sagt Geschäftsleiter Metz am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion. Ziel sei es, dass alle Kreiskommunen mitmachen. Bis Januar 2023 sollen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sich, laut Metz, äußern, ob sie Interesse an der Mitgliedschaft haben.

"Schnell geht da nichts."

Thomas Bold, Landrat

Was die juristische Seite angeht, würde sich als Gesellschaftsform am besten eine GmbH & Co. KG eignen, so Metz in der Sitzung am Montag. Private Gesellschaften ließen sich hier gut einbinden. Doch bevor ein Gesellschaftervertrag zu Stande kommt, ist noch viel zu tun, hieß es. Es müssten Organisationsmöglichkeiten und Beteiligungsformen erarbeitet, Geschäftsfelder und Ziele festgelegt werden.

Die Bürgerschaft auf diesem Weg mitnehmen

Dieses Konstrukt auszuhandeln, ist sehr kompliziert, sagte Landrat Thomas Bold in der Sitzung. "Schnell geht da nichts." Denn es müsste zuvor allerhand geklärt werden.  Welche Vorstellungen und Ziele haben die Kommunen? Welches Budget steht ihnen zur Verfügung? Und: Welchen Handlungsspielraum haben die Netzbetreiber oder die jeweiligen Stadtwerke? Alles Fragen, die beantwortet werden müssen, bevor man sich gemeinsam auf den Weg macht.

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"Wir sind jetzt ein Vierteljahr in diesem Prozess und haben nun ein bisschen ein Gespür dafür, was gewünscht wird", sagte Landrat Bold am Montag. Für ihn liegt auf der Hand: Wenn die Kommunen sich entschließen, gemeinsam die Wertschöpfung vor Ort zu halten, könne man vermutlich auch Bürgerinnen und Bürger besser "mitnehmen" auf den Weg zur Energiewende.

Denn schließlich können diese sich, so ist die Planung, zum Beispiel in Form von Crowdfunding oder innerhalb von Bürger-Energiegenossenschaften an der Finanzierung grüner Energie beteiligen – und somit auch direkt vom Regionalwerk profitieren.