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Weichholz aus dem Arnsteiner Stadtwald kostet künftig fast dreimal soviel

Brennholz aus dem 1700 Hektar großen Arnsteiner Stadtwald wird deutlich teurer. Der Land- und Forstwirtschaftsausschuss legte die Preise ab 1. Oktober für Polterholz je Festmeter auf 85 Euro bei Hart- und 75 Euro bei Weichholz fest. Selbstwerber müssen für Kronenholz künftig 20 Euro je Ster (Raummeter) bezahlen. Bei der ersten Erhöhung seit über zehn Jahren orientierte sich die Stadt an den Preisen der Nachbarkommunen.

Bisher lagen die Preise bei 46, 28 und 12,50 Euro. Am stärksten steigt also der Preis für aufgeschichtete Weichholz-Polter, das Forstbetriebsmeister Phillip Theobald als bisher stark unterschätztes, gutes Brennholz bezeichnete. In manchen Regionen gebe es gar nichts anderes. Die Preise gelten als Grundlage für das Verstreichen (Versteigern) des Holzes.

Der Ausschuss beschloss auch ein von Phillip Theobald entwickeltes neues Vergabesystem: Jeder Bürger, der Brennholz will, braucht künftig eine Kundenummer, dafür gingen schon 85 Anträge im Rathaus ein, und die Menge wird auf zwei Lose oder 15 Ster je Kundennummer als Haushaltsbedarf begrenzt. Hier sind aber Ausnahmen möglich, zum Beispiel, wenn nachweislich Mehrfamilienhäuser mit Holz beheizt werden. Auf den Anträgen müssen auch die Autokennzeichen angeben werden und der Motorsägenschein ist einmalig vorzulegen. Letzteres war bisher jährlich nötig.

Lose sollen nun ortsnah vergeben werden

Einige Räte, die selbst Holz für ältere Verwandte mitmachen, sahen Probleme mit der Mengenbegrenzung. Diese brauchen auch Kundenummern, gehen aber nicht mit in den Wald und haben auch keinen Motorsägenkurs gemacht. Auch das soll flexibel gehandhabt werden. Außerdem sollen die Lose nun ortsnah vergeben werden, also etwa nicht von Binsfeld nach Schwebenried.

Vor dem Beschluss im Bauhof hatte sich der Ausschuss samt Gästen unter fachkundiger Führung des Revierförsters Christoph Hamann in den Waldabteilungen Steig und Lau gut zwei Stunden ein Bild von den Waldwegen gemacht. Ihr Hauptzweck ist, eine ganzjährig mit Lastwagen befahrbare Infrastruktur zur Holzabfuhr sicherzustellen. Längst sind die Wege aber auch für die Naherholung und als Zuwegung für Feuerwehr und Rettungswagen wichtig geworden. Mit insgesamt 33 Kilometern Länge, was etwa 20 Laufmeter je Hektar entspricht, ist die Erschließungsdichte im Arnsteiner Stadtwald niedrig, aber ausreichend. Etwa alle vier Jahre werden 200 bis 400 Meter Wege für 5000 bis 10.000 Euro instand gesetzt. Das besichtigte Steilstück der Steig wurde vor drei Jahren wegen Erosionsrinnen mit einseitiger Neigung mit einem Wegebauzug repariert und sieht noch gut aus. Handlungsbedarf gibt es dagegen beim Kühpfad nach Norden, schon seit mindestens fünf Jahren gibt es dort Wasserrinnen. Hier schlug der Förster eine günstigere Instandsetzung mit geliehenem Anbauschild am eigenen Forstschlepper und einem Schotter-Laster, der den Mineralbeton nur in die Fahrspuren abkippt und selbst festfährt, vor. Gegenüber dem Wegebauzug (Gräder, Lkw, Walze und Bagger) kostet das maximal ein Drittel.

Manche Verbesserungen lassen sich auch mit relativ geringem Aufwand erreichen, so sollen an der einer Wegekreuzung des Kühpfades Mulden (mindestens vier Quadratmeter groß) vor und hinter den Durchlässen angelegt werden. Derzeit bildet sich in einer Kurve eine Schlammpfütze mit abgeschwemmten Feinmaterial, weil das Rohr des Durchlasses verstopft ist. Die Mulden dienen als Schmutzfang, aber auch Wasserrückhalt und Feuchtbiotop. Ziele der Wegeprofilierung und Gräben ist nämlich auch, dass das Regenwasser möglichst im Wald bleibt und dort versickert.

Die Flächen werden auch bejagt

Am "Dürren Hügel", einem FFH-Schutzgebiet, konnten die Räte einen Blick auf frisch eingeteilte Kronenlose werfen, die im Oktober verstrichen werden sollen. Im Schutzgebiet bleichen viele alte Biotophölzer liegen.

Die altrechtliche Waldkörperschaft "Laimenländer" stellt Jürgen Werner am Sichersdorfer Berg vor. Seit 1589 wird dort und auf einer Waldfläche nahe Schwebenried Niederwaldbewirtschaftung für Brennholz betrieben. Auf 14 Anteilseigner entfallen 28 Anteile. Planmäßig ist alle zwei Jahre ein Einschlag vorgesehen, wobei ein Bereich komplett auf Stock gesetzt wird. Inzwischen werden die Zeitabstände für dickeres Holz meist verlängert. In den 24 bis 36 Jahren bis zum nächsten Einschlag treiben die Wurzelstöcke wieder aus, dadurch entsteht ein Wald mit etwa zehn Meter hohen Bäumen, was die Holzernte mit recht einfachem Gerät (Traktor) erlaubt. Früher wurde nach Einschlägen nachgepflanzt, heute setzt man auf Naturverjüngung mit Zäunen als Schutz vor Wildverbiss. Die Flächen werden auch bejagt.

Bei einem Einschlag setzt jeder Anteilseigner rund 500 Quadratmeter auf Stock und erhält 15 bis 20 Ster Brennholz. Der nächste Einschlag ist 2023 im Waldstück bei Schwebenried geplant.