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Weltverband leitet Verfahren ein: Schach-Skandal: Ermittlungen gegen Niemann und Carlsen

Weltverband leitet Verfahren ein Schach-Skandal: Ermittlungen gegen Niemann und Carlsen

Magnus Carlsen erhebt schwere Vorwürfe gegen Hans Niemann, liefert aber keine Beweise. In den größten Schach-Skandal seit Jahren kommt nun auch von offizieller Seite Bewegung. Eine Fairplay-Kommission des Weltverbands nimmt Ermittlungen auf - in Richtung beider Spieler.

Im Zuge der aufsehenerregenden Fehde zwischen Schach-Weltmeister Magnus Carlsen und US-Teenager Hans Niemann wird gegen beide ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Das bestätigte Klaus Deventer, Mitglied der Fairplay-Kommission des Schachweltverbandes FIDE, dem Portal t-online. Demnach werde "in zweierlei Richtungen ermittelt" - einmal gegen den vermeintlichen Betrüger Niemann, dazu auch gegen Carlsen. "Gibt es genügend Fakten, die einen Betrugsvorwurf rechtfertigen? Wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass das der Fall ist, würden wir entsprechend Anklage bei der Ethik- und Disziplinarkommission der FIDE erheben. Wir würden aber auch prüfen, ob eine falsche Beschuldigung vorliegt", sagte Deventer.

Weltmeister Carlsen, der wegen fehlender Motivation nicht zur erneuten Titelverteidigung antreten wird, hatte zuletzt erstmals konkrete Betrugsvorwürfe gegen Niemann geäußert. Die Fortschritte des 19-Jährigen seien "ungewöhnlich", der Amerikaner wirke "nicht angespannt und noch nicht einmal voll konzentriert auf das Spiel", schrieb Carlsen bei Twitter. Zuvor war der Norweger im Rahmen eines hochkarätig besetzten Onlineturniers auf Niemann getroffen und hatte die Partie nach einem Zug kommentarlos beendet. Im Alter von 16 Jahren hatte Niemann bei virtuellen Turnieren betrogen und dies auch zugegeben. Aus der Fairplay-Kommission des FIDE wird in den kommenden Tagen ein bis zu dreiköpfiges Gremium gebildet. Einer der Kandidaten dafür ist Deventer.

Derweil wird die Kritik am Verhalten von Carlsen immer lauter. Bis heute hat der 31-Jährige keine Beweise für seine schweren Anschuldigungen vorgelegt. "Vielleicht sollte Magnus Carlsen zurücktreten und in einer FIDE-Kommission gegen Betrug arbeiten. Ich bin gespannt, gegen welche Spieler er als Nächstes vorgeht, weil sie ja betrügen könnten", schrieb der US-amerikanische Großmeister Ben Finegold auf Twitter. "Ich hätte niemals gedacht, dass der Tag kommt, an dem sich der Weltmeister als ein weinerliches Baby herausstellt. Ihm ist der Erfolg zu Kopf gestiegen."

Auch der dänische Großmeister Sune Berg Hansen klagt Carlsens Gebahren an. Sein Umgang mit der Angelegenheit sei "idiotisch", er habe "nicht den geringsten Respekt" gegenüber Niemann gezeigt, so der Schach-Experte gegenüber "B.T.". Hansen ergänzte, Carlsen sei zwar "überzeugt davon, dass Hans ein Betrüger ist, weiß aber nicht genau, ob er ihn betrogen hat. Und er hat natürlich ein bisschen Angst vor den rechtlichen Auswirkungen, die das Ganze haben kann." Insgesamt sei das Verhalten des Superstars "nicht in Ordnung". Die Schach-Szene werde Carlsen aber vergeben, "weil er der beste Spieler der Welt ist", sagte Hansen. "Auf lange Sicht wird es für ihn kein Problem sein, dass er mit diesem Thema so schlecht umgegangen ist."