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Wenige Terminals, viele Proteste: Warum es schwierig ist, Gas aus Kanada zu importieren

Weniger Terminals, mehr Widerstand Gründe, warum es schwierig ist, Gas aus Kanada zu importieren

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Olaf Scholz und Justin Trudeau beim G7-Treffen in Ellmau, Bayern. Jetzt wird der Premierminister erneut mit dem Premierminister von Kanada zusammentreffen.

(Foto: Picture Alliance/dpa)

Ministerpräsident Scholz und Wirtschaftsminister Habeck reisen am Sonntag nach Kanada. Offiziell dreht sich alles um die Zukunft, und es ist geplant, über Wasserstoff zu sprechen. Bei der aktuellen Erdgasknappheit kann sich Deutschland auf absehbare Zeit nicht auf den weltgrößten Produzenten verlassen.

Da Gasimporte aus Russland zur Neige gehen könnten, sucht Deutschland nach möglichen Alternativen. Eines davon: Kanada. Das Land gehört zu den weltweit größten Erdgasproduzenten und ist ein wichtiger Verbündeter und enger Partner Deutschlands und der EU. Ministerpräsident Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck reisen am Sonntag mit einer Wirtschaftsdelegation nach Kanada, um die Möglichkeiten auszuloten. Der Import von kanadischem Gas ist jedoch schwierig.

Russland und Algerien, ein wichtiger Gasproduzent, haben als Nachbarn der EU den Vorteil der Pipeline-Gaslieferung. Importe aus Kanada und den USA hingegen sind nur in Tankschiffen und in flüssiger Form, dem sogenannten LNG (Liquefied Natural Gas), möglich, da Pipelines über den Atlantik nicht realisierbar sind.

Dieses Problem ist nicht neu und betrifft auch potenzielle Gasimporte aus arabischen Regionen wie Katar. In Deutschland und anderen europäischen Ländern wird deshalb seit einiger Zeit auf Hochtouren am Bau von LNG-Terminals für die Entladung von Gastankern gearbeitet. Der erste soll noch in diesem Jahr an der deutschen Nordseeküste in Betrieb gehen. In Kanada gibt es jedoch kein Terminal zum Beladen von Tankschiffen.

Terminalbau beschleunigt sich

In Kanada konzentriert sich die Erdgasförderung auf die westlichen Provinzen British Columbia, Alberta und Saskatchewan. Dort gibt es auch Exportmöglichkeiten, die aber auf den asiatischen Markt abzielen. Innerhalb Kanadas wird Gas gleichzeitig über Pipelines in den Osten und in die Vereinigten Staaten transportiert, aber bisher nicht in großem Umfang von dort exportiert.

Die Bauprojekte für Exportterminals an der Ostküste Kanadas sind in letzter Zeit nur langsam vorangekommen Jahren und sind manchmal eingefroren. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die gestiegene Nachfrage in Europa gaben ihnen jedoch neuen Auftrieb. Die Regierung von Ottawa hat Hilfe zugesagt und erwähnt ausdrücklich die Abhängigkeit Europas von russischem Gas.

Der Ausbau der LNG-Infrastruktur wurde jedoch nicht als reibungslos und zeitnah angekündigt. Der Fokus liegt auf zwei potenziellen Standorten für LNG-Exportterminals in New Brunswick und Nova Scotia. In beiden Fällen könnte jedoch innerhalb weniger Jahre so schnell wie möglich Gas nach Europa verschifft werden.

Widerstand der Bevölkerung

Darüber hinaus ist das Thema für die Regierung von Premierminister Justin Trudeau aus innenpolitischer Sicht problematisch. Ottawa hat selbst ehrgeizige Klimaziele entwickelt. Neue Anlagen für fossile Brennstoffe sind unbequem. Wegen des allgemeinen Widerstands gegen die Erschließung von Schiefergasvorkommen gibt es seit Jahren organisierte Proteste.

Es gibt auch Konflikte mit indigenen Völkern. Gasanlagen und Pipelines verlaufen oft durch das Gebiet. Aus diesem Grund kommt es im Westen Kanadas häufig zu Protesten, von denen einige in der Vergangenheit gewalttätig geworden sind. Angesichts des angekündigten Besuchs aus Deutschland regt sich deutlich Widerstand.

Ottawa weist auf die Möglichkeit hin, in Zukunft Gasinfrastruktur für Wasserstoff zu nutzen. Offiziell geht es auch bei der Reise von Scholz und Habek um diese zukunftsweisende Technologie. Sie besuchen Stephenville, Neufundland, wo ein Unternehmen den Bau einer Windkraftanlage zur Wasserstoffproduktion plant.