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Weniger aggressive Zinspolitik: Powell-Rede macht Wall Street Hoffnung

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Jerome Powell sagte, was die Anleger hören wollten.

(Foto: AP)

Mit seiner Ankündigung, das Tempo der Zinserhöhungen zu drosseln, versetzt Fed-Chef Jerome Powell die Händler in Euphorie - und das, obwohl die Inflation nach wie vor deutlich zu hoch ist und die US-Wirtschaft schwächelt. Gefragt sich plötzlich wieder Staatsanleihen, aber auch Papiere von Software-Firmen.

US-Notenbankchef Jerome Powell hat der Wall Street im späten Geschäft den entscheidenden Impuls verliehen und an den Aktienmärkten eine Rally ausgelöst. Powell sagte, was Aktien- und Rentenanleger hören wollten - und deutete eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos an. Für die nächste Fed-Sitzung im Dezember stellte er eine Zinsanhebung um "nur" 50 Basispunkte in Aussicht. Damit dürfte die beispiellose Serie von vier Zinserhöhungen um 75 Basispunkte zur Bekämpfung der hohen Inflation enden. "Powell muss weiter hart in der Sache argumentieren, aber er lieferte der Wall Street Grund zur Hoffnung", analysierte Marktstratege David Russell von TradeStation.

Der Dow-Jones-Index drehte 2,2 Prozent auf 34.590 Punkte ins Plus, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 3,1 bzw. 4,4 Prozent. Der Automobil- und der Halbleitersektor stiegen jeweils um über 6 Prozent. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 2.698 (Dienstag 1.791) Kursgewinner und 476 (1.372) -verlierer. Unverändert schlossen 104 (103) Titel.

Powell und auch Fed-Gouverneurin Lisa Cook ließen zwar keine Zweifel daran aufkommen, dass die Inflation in den USA trotz der leichten Abschwächung im Oktober noch immer deutlich zu hoch ausfalle. Doch gingen solche Worte in der allgemeinen Euphorie über ein verlangsamtes Zinstempo unter, zumal sich die US-Wirtschaft laut einer Erhebung der Fed zuletzt schwächer entwickelt hat. Wie es im Konjunkturbericht Beige Book hieß, hat die Wirtschaft stagniert oder nur leicht zugelegt und damit im Vergleich zum vorherigen Bericht an Tempo eingebüßt. Diese Erkenntnisse stützten die Hoffnungen des Marktes auf ein geringeres Tempo im Zinserhöhungszyklus.

Dollar verliert 0,9 Prozent

Dennoch trübte sich die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago ein. Dass das BIP stärker als in der ersten Lesung ausfiel und auch die Inflationskennziffer PCE-Deflator etwas über den Erwartungen lag, ging weitgehend unter. Hewlett Packard Enterprise (HPE) verteuerten sich um 8,5 Prozent. Das Informationstechnologiekonzern hat mit seinem Quartalsergebnis die Analystenerwartung getroffen und zudem einen starken Umsatzausblick gegeben.

Die Titel von Workday stiegen um 17,2 Prozent. Der Anbieter Cloud-basierter Software für Rechnungswesen, Personalverwaltung und Unternehmensplanung hat den Ausblick für 2023 nach oben genommen und ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Die Papiere von Intuit stiegen nach den Ergebnissen für das erste Quartal um 7,3 Prozent. Der Hersteller von Steuerberechnungssoftware übertraf die Erwartungen der Wall Street, senkte aber die Umsatzprognose.

Analysten senkten daraufhin reihenweise ihre Kursziele, hielten aber einträchtig an ihren Kaufempfehlungen fest. Doordash gewannen 9,2 Prozent, der Essenslieferdienst strich 1.250 Stellen - 6 Prozent der Belegschaft. US-Staatsanleihen wurden nach der Powell-Rede rege gekauft - die Renditen (vor allem bei den kürzeren Laufzeiten), die sensibler auf die Zinspolitik reagieren - sackten deutlich ab.

Der Dollar geriet mit abstürzenden Marktzinsen gehörig unter Druck, der Dollarindex verlor 0,9 Prozent. Der schwache Greenback sowie die einbrechenden Marktzinsen stützten den Goldpreis. Auch die Ölpreise legten deutlich zu. Die Rohöllagerbestände in den USA hatten sich sehr viel üppiger als vom Markt veranschlagt reduziert. Auch der schwache Dollar half.