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Wenn eine Weiße nicht über schwarze Popmusik schreiben darf

Nach Protesten verkündete der Verlag Wipf und Stock, das vor zwei Monaten erschienene Buch „Bad & Boujee: Toward a Trap Feminist Theology“ wieder aus dem Programm zu nehmen. Die wissenschaftliche Abhandlung widmet sich dem „Trap Feminismus“, also den Überschneidungen schwarzer und weiblicher Erfahrungen im Hip-Hop-Kontext.

Das Cover zeigt eine schwarze Frau, schon die ersten Sätze verwenden afroamerikanisches Vokabular wie „Trap Queen“, „Ghetto“ und „ain’t“. Aber es gibt ein Problem: Dr. Jennifer M. Buck, Theologie-Professorin und Fakultätsleiterin an der Azusa Pacific University, ist nicht schwarz.

Geschrieben von einer Weißen: „Bad and Boujee“

Dieses Buch wurde von einer Weißen geschrieben

Quelle: Amazon

Kritisiert wird, dass der weißen Autorin, obwohl sie Wissenschaft betreibt und keinen Meinungsartikel verfasst, die Expertise fehle, weil sie das, worüber sie schreibt, nie am eigenen Leib erfahren habe. Der Vorwurf kultureller Aneignung ertönt, also die Fetischisierung und Ausbeutung schwarzer Leidensgeschichten, um Profit aus fremden Lebensrealitäten zu schlagen (von der Yale Universität erhielt Buck ein Forschungsstipendium im Wert von 10.000 Dollar für ihre Arbeit an dem Buch).

Außerdem wird ihr vorgehalten, Sesali Bowen, die den Begriff „Trap Feminism“ prägte und mit „Bad Fat Black Girl: Notes From a Trap Feminist“ ein Standardwerk schrieb, zwar ein Mal in einer Fußnote zu zitieren, sich aber inhaltlich nicht mit ihrer Theorie auseinanderzusetzen. Ein Fehler, der unabhängig von Bucks Identität als akademisch gravierend eingeschätzt werden muss. Die anderen Kritikpunkte jedoch treffen ins Herz kultureller Identitätsdebatten, die die Frage, wer worüber schreiben darf, in immer wieder neue Gewänder verpacken.

Sollten wir uns aber nicht weniger fragen, ob einer Minderheit etwas weggenommen, als vielmehr, ob ihr etwas abgenommen wird? Denn wenn sich nur schwarze Professoren mit der Kultur schwarzer Menschen auseinandersetzen dürfen, dann entsteht zwangsläufig ein Druck, dass sie es – sollten diese wichtigen Themen nicht unter den Tisch fallen – auch müssen. Eine Einschränkung, die der Gerechtigkeit kaum dienen kann.