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„Wir müssen uns öffnen“: SAP will bei Bewerbern keinen Uni-Abschluss mehr voraussetzen

„Wir müssen uns öffnen“ SAP will bei Bewerbern keinen Uni-Abschluss mehr voraussetzen

SAP-Stammsitz im badischen Walldorf

SAP-Stammsitz im badischen Walldorf

© picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski

Der Softwareriese SAP will Hürden für potenzielle Bewerber abbauen: Ein Uni-Abschluss soll daher künftig kein Muss mehr sein, kündigt Personalvorständin Sabine Bendiek im Interview mit Capital an. Der Plan ist eine Reaktion auf den anhaltenden IT-Fachkräftemangel

„Das sollten Sie mitbringen: ein sehr gutes Hochschulstudium“: So schreibt Deutschlands größter Technologiekonzern SAP bislang die allermeisten seiner offenen Stellen für Berufseinsteiger aus. Egal ob als Berater, Entwickler oder HR-Spezialist – ohne Abschluss keine Chance.

Das dürfte sich allerdings bald ändern: Das Unternehmen will künftig nicht mehr bei allen Rollen einen Uni-Abschluss voraussetzen, wie SAP-Personalvorständin Sabine Bendiek im Interview mit Capital ankündigt. „Gerade Entwicklerinnen und Entwickler haben ihre Fähigkeiten oft erlernt, ohne einen universitären Abschluss vorweisen zu können“, sagt Bendiek. „Insofern glaube ich, dass wir uns öffnen müssen.“ Fähigkeiten, die Bewerber außerhalb der Hochschule erwerben, sollten Abschlüssen gleichgestellt werden, so die Personalchefin. Wie genau und in welchen Bereichen sich die Einstellungskriterien bei SAP ändern werden, sei noch in der Absprache.

Das Softwareunternehmen will auf diese Weise die Hürden für Bewerber senken – und reagiert damit auch auf den anhaltenden Fachkräftemangel. Laut dem Digitalverband Bitkom, dessen Vizepräsidentin Bendiek ist, fehlen in Deutschland aktuell 137.000 IT-Experten. Trotz Krieg und Krisen ist die Lücke damit so groß wie nie.

Sabine Bendiek ist seit Anfang 2021 Personalvorständin bei SAP

Sabine Bendiek ist seit Anfang 2021 Personalvorständin bei SAP

© SAP SE / Gaby Gerster

„Wir haben weniger junge Leute, die auf dem Arbeitsmarkt nachrücken“, so Bendiek. „Gleichzeitig werden IT-Fähigkeiten inzwischen in jeder Branche gebraucht. Deswegen sehen wir trotz der ökonomisch schwierigen Umstände eine bleibend hohe Nachfrage nach Menschen mit digitalen Fähigkeiten.“

SAP bislang von Massenentlassungen verschont

Um die Lücke zu schließen, brauche es mehr Investitionen in Bildung, fordert die Vorständnin: „Der Markt allein wird es nicht richten.“ SAP investiere deshalb auch in eigene Programme für die Aus- und Weiterbildung. So hat das Unternehmen im November eine Partnerschaft mit der Lernplattform Coursera geschlossen, um entsprechende Kurse für digitale Fähigkeiten anzubieten. Zudem unterstützt SAP seit kurzem die private Programmierschule 42 Berlin.

Bildung allein reiche jedoch nicht aus. „Wir müssen für Deutschland alle Hebel ziehen. Zuwanderung ist einer davon“, sagte Bendiek. Sie begrüße vor diesem Hintergrund die Pläne der Bundesregierung für ein modernisiertes Einwanderungsgesetz. Das Kabinett hatte Ende November ein entsprechendes Eckpunktepapier zur Fachkräfteeinwanderung beschlossen.

SAP beschäftigt weltweit rund 113.000 Mitarbeiter. Im Zuge des Digitalschubs durch die Coronakrise hatte das Unternehmen kräftig eingestellt, allein in den vergangenen zwei Jahren kamen 22.300 neue Angestellte hinzu. Viele internationale Tech-Unternehmen wie Meta, Amazon und Salesforce mussten zuletzt tausende Stellen streichen, um Kosten zu senken. SAP meldete bisher noch keine Massenentlassungen. Auch seit Beginn der Rezession stelle das Unternehmen weiterhin ein, so Bendiek – allerdings „mit großer Disziplin“.

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