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WM 2022: Neymar und Brasilien scheitern im Viertelfinale an Kroatien

Er bleibt unvollendet: Brasiliens Neymar wird von Teamkollege Vinícius Júnior getröstet

Er bleibt unvollendet: Brasiliens Neymar wird von Teamkollege Vinícius Júnior getröstet

Foto: Michael Steele / Getty Images

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Kein Moment für die Ewigkeit: Zehn Minuten lang durfte Neymar Júnior sich wie der Spieler fühlen, der er immer sein wollte: Mehr als ein Talent, ein genialer Künstler, der Brasilien zum Erfolg führt und Fußballgeschichte schreibt. Für sein Führungstor in der Verlängerung gegen Kroatien hatte Neymar sich den Ball tief im Mittelfeld geholt, zwei Doppelpässe später dann auch noch Torhüter Dominik Livaković umkurvt und den Ball unter die Latte ins Tor gesetzt (106. Minute). Sein 77. Länderspieltor, genau so viele hatte der große Pelé in seiner Karriere geschossen, hätte ein Treffer sein können, von dem Fans in Rio de Janeiro oder São Paulo noch in Jahrzehnten schwärmen. Wenn, ja, wenn Brasilien nicht erst den Ausgleich kassiert (116.) und dann im Elfmeterschießen das eigene Aus besiegelt hätte. Neymar, der fünfte Schütze, durfte nicht einmal mehr antreten.

Das Ergebnis: 4:2 (0:0, 0:1, 1:1) im Elfmeterschießen setzte sich Kroatien gegen Brasilien in einem WM-Viertelfinale durch, das mit Neymars magischem Moment und beispielloser Dramatik spät für zwei zähe Stunden entschädigte. Lesen Sie hier den Spielbericht.

Schleicher und Sprinter: Wer sich nach dem brasilianischen Spektakel im Achtelfinale gegen Südkorea weitere Jubel-Choreografien erhofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Mehr als ein paar Halbchancen für die Statistik brachte keines der Teams in Hälfte eins zustande, was als Kompliment für die kroatische Defensive gelten darf. Sowieso legte der Vize-Weltmeister die Schwächen der Seleção ansehnlich offen: Neymar, in der Pause von MagentaTV-Taktikmann Jan Henkel für seine Lauffaulheit in der Defensive gescholten, musste sich ob der fehlenden Impulse mehrfach die Bälle im defensiven Mittelfeld abholen. Und Außenverteidiger Danilo, von den Kroaten offenbar als Sollbruchstelle ausgemacht, hatte gegen Josip Juranović im Sprintduell regelmäßig das Nachsehen.

Besser spät als nie: Danilo unterbindet einen Vorstoß von Kroatiens Josip Juranovic, holt sich für das gefährliche Spiel aber die Gelbe Karte ab

Foto: Alex Grimm / Getty Images

Der Dirigent und sein Bodyguard: Wie es sich anfühlt, einen alten Freund zum direkten Gegenspieler zu haben, erfuhren an diesem Freitagabend im Education-City-Stadion Kroatiens Luka Modrić und Brasiliens Casemiro. Sieben Jahre lang hatten Spielgestalter Modric und Zweikämpfer Casemiro gemeinsam für Real Madrid im Mittelfeld brilliert und alles gewonnen, was der europäische Klubfußball in der Spitze so an Trophäen hergibt. Im Sommer wechselte Casemiro zu Manchester United, nun sollten sich die zwei langjährigen Weggefährten gegenseitig aus dem Spiel nehmen. Da wurde nach einem Zweikampf schon einmal gemeinsam gelacht, und zur Pause dann vorsorglich das Trikot getauscht.

Haben sich schon sehr gern: Luka Modrić und Ex-Teamkollege Casemiro

Foto: Alex Pantling / Getty Images

Vorboten der Heldentat: Die zweite Hälfte startete eine Spur sportlicher. Gleich mehrfach schossen erst Joško Gvardiol, der eine Hereingabe abfälschte (47.), und dann die Brasilianer um Vinícius Júnior (48.), Neymar (55.) und Lucas Paquetá (66.) Kroatiens Keeper Livaković vorsichtig warm. Eine Partie, für die 90 Minuten schon zu viel des Guten schienen, ging so in die Verlängerung.

Ausgekontert: Dort brillierte erst Neymar, der nach seinem Traumtor gen Himmel schaute. Doch dem Fußballgott schien nicht zu gefallen, was er da sah. Und so unterlief Brasilien der Anfängerfehler, sich bei eigener Führung fünf Minuten vor Spielende ungeordnet in der Defensive erwischen zu lassen. Der eingewechselte Mislav Orsić brachte den Ball vom linken Flügel nach innen, Joker-Kollege Bruno Petković schoss, Brasiliens Marquinhos fälschte unhaltbar für Alisson ab. Die Entscheidung sollte wie schon im kroatischen Achtelfinale gegen Japan im Elfmeterschießen fallen.

Runter mit dem Schachbrett: Bruno Petković stand das eigene Trikot beim Jubeln im Weg

Foto: DYLAN MARTINEZ / REUTERS

Der Serienheld: Und auch der Held der kroatischen Mannschaft, die nun sensationell zum zweiten Mal in Folge in einem WM-Halbfinale steht, war derselbe wie wenige Tage zuvor: Livaković, der drei japanische Strafstöße parieren konnte, hielt gleich den ersten Versuch von Rodrygo. Während nacheinander alle kroatischen Schützen trafen, wuchs der Druck auf die Brasilianer von Schütze zu Schütze – bis auch Marquinhos die Nerven versagten und sein Pfostenschuss den Fans auf den Tribünen die Tränen in die Augen steigen ließ.