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WM 2022: Portugal schlägt die Schweiz im Achtelfinale, Cristiano Ronaldo muss lange zusehen

Drei Tore beim ersten WM-Startelfeinsatz waren vor Gonçalo Ramos zuletzt Miroslav Klose 2002 gelungen

Drei Tore beim ersten WM-Startelfeinsatz waren vor Gonçalo Ramos zuletzt Miroslav Klose 2002 gelungen

Foto: Buda Mendes / Getty Images

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Zeit für GR26: Die Überraschung der Partie war Gonçalo Ramos bereits, als seine Trikotnummer 26 auf dem Aufstellungsbogen in der Anfangsformation auftauchte. Nie zuvor hatte der 21-jährige Benfica-Angreifer für sein Land starten dürfen. Nun, im ersten K.o.-Spiel Portugals bei der WM in Katar, bekam Ramos seine Chance – und benötigte keine 17 Minuten, um seinen Platz in der Startelf zu rechtfertigen. João Félix steckte den Ball durch, Ramos drehte sich im Strafraum. Platz zum Abschließen hatte er eigentlich keinen, Fabian Schär versperrte den Weg in die lange Ecke, Yann Sommer passte am kurzen Pfosten auf. Doch der Schweizer Keeper konnte aufpassen, wie er wollte: Ramos donnerte den Ball mit links so selbstbewusst oben in den Winkel, dass Sommer kaum die Arme hochreißen und der Kugel nur ungläubig nachschauen konnte. Es sollte nur das erste von drei Ramos-Toren sein.

Komm in meine Arme: Dreifach-Torschütze Gonçalo Ramos und Abwehrchef Pepe

Foto:

HANNAH MCKAY / REUTERS

Das Ergebnis: Portugal gegen heillos überforderte Schweizer. Im Viertelfinale wartet am Samstag (16 Uhr) Überraschungsteam Marokko. Lesen Sie hier den Spielbericht.

Seine Tage scheinen gezählt: In der Vorrunde hatte es Trainerveteran Fernando Santos noch versucht: Ronaldo in die Spitze, dann Zuspiel um Zuspiel auf den Altmeister, er wird schon treffen. So hatte es etwa zwei Jahrzehnte lang funktioniert. Doch mit 37 Jahren scheint der Superstar über seinem Zenit. Neun Schüsse, ein Elfmetertor, so die Bilanz der Gruppenphase. Also setzte Traditionalist Santos den großen »CR7« auf die Bank, dort saß Ronaldo bei EM- oder WM-Turnieren zuletzt 2008 – ebenfalls gegen die Schweiz. Der Rekordtorschütze verfolgte die Partie von der Seitenlinie, und nur die Fotojournalisten verfolgten Ronaldo.

Ein Star auf der Bank: Fotografen umringen vor dem Spiel Cristiano Ronaldo

Foto: PETER CZIBORRA / REUTERS

Ein Rausch in Weinrot und Grün: Santos' unpopuläre Entscheidung sollte sich als goldrichtig erweisen. Ohne den einen Zielspieler, auf den sich alles konzentrierte, entfachte Portugal eine selten gesehene Unberechenbarkeit und Spielfreude. Félix, bei Atlético Madrid sportlich kaum gefragt, tanzte leichtfüßig durch das Mittelfeld. Bruno Fernandes zog die Fäden, und Diogo Costa, der in der Schweiz geborene Torhüter der portugiesischen Seleção bekam kaum etwas zu tun. 4:0 nach 55 Minuten – ähnlich berauschend hatte sich im Achtelfinale nur Brasilien präsentiert. Ronaldos Degradierung kam zumindest in diesem Spiel dem Lösen einer Handbremse gleich.

Respekt vor dem Alter: Dass ebendiese Degradierung keinen Umbruch mit dem Holzhammer, sondern schlicht eine rationale sportliche Entscheidung darstellte, unterstrich ein anderer Oldie: Abwehrspieler Pepe feiert im Februar seinen 40. Geburtstag. Und noch immer hält er die portugiesische Abwehr zusammen. Gegen die Schweiz kam er nach einer Fernandes-Ecke aus vollem Lauf per Kopf zum Torerfolg. Damit ist Pepe nun der älteste Spieler, der in einem WM-K.o.-Spiel einen Treffer erzielen konnte.

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Und die Schweizer? Für die Eidgenossen war es ein bitterer Nachmittag, an dem auch Manuel Akanjis Ehrentreffer nach einem Eckball (58.) nichts ändern sollte. Fast jede Chance resultierte in einem Gegentreffer, mehr Tore hatte die Schweiz bei einer WM zuletzt 1954 kassiert – bei einem 5:7 gegen Österreich.

Noch ein bisschen Show: In der 73. Minute war es dann so weit: Félix ging vom Platz, Ronaldo betrat ihn. Und es wäre so schön versöhnlich gewesen, hätte der Routinier auch noch seinen Treffer gemacht. Doch mehr als ein wenig Nostalgie hielt der Kurzauftritt nicht bereit: Ein breitbeiniger Freistoß in die Mauer, ein Tor, vor dem der einst weltbeste Angreifer etwa zwei Meter im Abseits gelauert hatte. Ein Abend, nach dem nicht überraschte, dass der ernsthafteste Interessent am vereinslosen Weltstar der saudische Al-Nassr FC sein soll.

Ikonische Bilder ohne ikonische Resultate: Auch Cristiano Ronaldos Freistöße sind nicht mehr das, was sie mal waren

Foto: Laurence Griffiths / Getty Images

Die Goldjungen: Ronaldo wartet damit immer noch auf sein erstes Tor in einem WM-K.o.-Spiel. Nachdem in dieser Saison erst Lionel Messi diese Scharte auswetzen konnte und dann auch noch Kylian Mbappé zeigte, wie leicht solche Tore in großen Spielen aussehen können, wurde Ronaldo der Makel in den sozialen Medien lautstark vorgehalten. Das Gegenargument lautete, dass Ronaldo in seiner Blütezeit weit weniger talentierte Mitspieler gehabt hatte. Und tatsächlich: Mit Félix (23 Jahre), Ramos (21 Jahre) und Rafael Leão (23 Jahre) scheint gerade eine goldene Generation den goldenen Einzelkönner Ronaldo abzulösen.

Ein Hauch von 2016: Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass Ronaldo einen großen Erfolg als Zuschauer feiert: Bereits den mit effizientem Rumpelfußball erreichten EM-Titel 2016 sah Ronaldo, der sich damals im Finale verletzte, von der Seitenlinie aus. In diesem Jahr ist die Konkurrenz ungleich größer, aber auch Portugal selbst spielt besser denn je. Bezwingt man ausgelaugte Marokkaner am Samstag (16 Uhr), stehen »nur« noch Frankreich oder England zwischen den Portugiesen und dem Finaleinzug.