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Wo sind all die Millionen hin?: Juventus-Vorstand tritt überraschend zurück

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Ganz rechts steht Pavel Nedved, links Maurizio Arrivabene, in der Mitte Andrea Agnelli.

(Foto: IMAGO/HochZwei/Syndication)

254,4 Millionen Euro Verlust macht Juventus Turin allein in der Vorsaison. Das macht italienische Behörden neugierig, ob beim Serie-A-Klub die Zahlen geschönt wurden. Der Führungsriege um Präsident Andrea Agnelli und Klublegende Pavel Nedved droht ein Prozess - jetzt tritt sie im Kollektiv zurück.

Der Vorstand des italienischen Fußball-Rekordmeisters Juventus Turin samt Präsident Andrea Agnelli ist überraschend zurückgetreten. Die Juve-Bosse reagierten damit auf die finanzielle Schieflage des Vereins samt staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschung. Das gaben die Norditaliener nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung bekannt.

Auch Ex-Profi und Vizepräsident Pavel Nedved trat zurück. Vorübergehend wurde Maurizio Scanavino als Generaldirektor ernannt. "Wir sind in einer heiklen Situation für den Verein", schrieb Agnelli in einer Mail an die Mitarbeiter, aus der die Nachrichtenagentur Ansa zitierte. Geschäftsführer Maurizio Arrivabene, früher Teamchef beim Formel-1-Rennstall Ferrari, soll den Übergang bis zur Einsetzung eines neuen Vorstands begleiten.

Agnelli hatte den Verein seit 2010 geführt und eine der erfolgreichsten Epochen bei Juve verantwortet. In jener Phase wurden die Turiner neunmal in Serie Meister, holten viermal den nationalen Pokal und standen zweimal im Finale der Champions League. Darüber hinaus zog der Verein unter Andrea Agnelli, dessen Familie seit rund einem Jahrhundert die Geschicke bei Juventus bestimmt, in ein neues Stadion um.

Zuletzt geriet Juve in heftige Turbulenzen. Im September vermeldete der Traditionsklub für die vorige Saison einen Rekordverlust von 254,4 Millionen Euro, Agnelli hatte das Millionen-Minus mit der Corona-Pandemie erklärt. Die italienische Börsenaufsicht schaltete sich daraufhin ein, zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Verein wegen Bilanzfälschung in den Jahren 2018, 2019 und 2020. Dabei soll es um Beträge von 115 Millionen Euro gehen, die der Verein aus fingierten Bewertungen seiner Spieler in den Büchern vermerkt habe. 16 Angeklagten droht ein Prozess, dazu zählen Agnelli, Arrivabene und Nedved.

Zumindest sportlich war Juve zuletzt im Aufwind, zwar verpasste die "Alte Dame" in der Champions-League-Gruppenphase hinter Benfica Lissabon und Paris St. Germain die K.-o.-Runde und spielt im kommenden Jahr in der Europa League weiter, in der Serie A allerdings gewann Turin bis zur WM-Pause sechs Spiele in Serie und arbeitete sich auf Platz drei nach vorne.