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Zweiter möglicher Spionageballon über Südamerika gesichtet

Ein weiterer möglicher Spionageballon schwebt laut Angaben aus den USA über Lateinamerika. „Wir sehen Berichte über einen Ballon, der Lateinamerika überfliegt. Wir sind dabei herauszufinden, ob es sich dabei um einen weiteren chinesischen Überwachungsballon handelt“, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Freitagabend (Ortszeit), wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.

Zuvor war bekannt geworden, dass US-Außenminister Antony Blinken im Zusammenhang mit einem ersten mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon über den USA eine Reise in die Volksrepublik verschiebt. Das verlautete am Freitag aus Washingtoner Regierungskreisen. Blinken sollte kommende Woche nach China reisen, wie im November zwischen US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping vereinbart worden war. Der republikanische Senator Tom Cotton hatte nach der Entdeckung des Ballons gefordert, Blinkens Reise abzusagen.

Der Ballon sorgt inmitten der Bemühungen um verbesserte Beziehungen für Irritationen zwischen den beiden Großmächten. China hat den von der US-Regierung als mutmaßlichen Spionageballon im amerikanischen Luftraum gesichtetes Fluggerät als ziviles „Luftschiff“ identifiziert. Es handele sich um ein „Luftschiff“ mit beschränkter Steuerbarkeit, das infolge „höherer Gewalt“ – Wind – von seinem vorgesehen Kurs abgekommen sei, teilte das chinesische Außenministerium am Freitag nach Prüfung des Vorfalls mit. Das US-Verteidigungsministerium hatte sich gegen dessen Abschuss entscheiden, weil dadurch Menschen am Boden zu Schaden hätten kommen können.

Das „Luftschiff“ sei für Forschungszwecke, hauptsächlich meteorologische, eingesetzt worden, teilte das Pekinger Außenministerium in einer Erklärung mit. „Die chinesische Seite bedauert den unbeabsichtigten Eintritt des zivilen Luftschiffs in US-Luftraum durch höhere Gewalt“, hieße es darin.

Die Flugbahn des Ballons werde genau verfolgt, hieß es aus dem Pentagon. Er befinde sich noch immer über den Vereinigten Staaten. Man habe erwogen, ihn abzuschießen, sich dann aber dagegen entschieden, wegen der Gefahr durch herabfallende Trümmer. Nach der Entdeckung des Ballons habe die Regierung umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Preisgabe von sensiblen Informationen zu verhindern, sagte Pentagonsprecher Pat Ryder.

Auf einem Stützpunkt der US-Luftwaffe im Norden Montanas lagern nach Angaben des „Wall Street Journal“ 150 mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman III. Es ist eines von drei Atomraketen-Silos der Vereinigten Staaten. Solche sensiblen Standorte würden in der Regel abgeschirmt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Verteidigungsbeamten. Die Spionagesysteme des Ballons lieferten dennoch einen „begrenzten Mehrwert“ im Vergleich zu Informationen, die China mit erdnahen Satelliten sammeln könne.

Der Ballon stelle keine militärische Bedrohung oder Gefahr für Menschen am Boden dar, sagte Ryder. Auch für Flugzeuge sei der Ballon aufgrund seiner großen Flughöhe ungefährlich, hieß es. Die USA stünden mit China bezüglich des Vorfalls in Kontakt. Schon in der Vergangenheit habe es ähnliche Vorfälle gegeben, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Der Unterschied sei diesmal, dass sich der Ballon länger als sonst über den USA aufhalte.

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Das Pentagon aus der Luft: Offenbar flog der Ballon über Montana, wo ein Teil der US-Atomsprengköpfe lagert

Quelle: AFP/EVA HAMBACH

Kanada arbeitet eigenen Angaben zufolge zusammen mit den USA an der Verfolgung des Beobachtungsgsballons und überprüft zudem einen „möglichen zweiten Vorfall“. Der Ballon sei bemerkt worden und „seine Bewegungen werden aktiv verfolgt“, erklärte das Verteidigungsministerium. Es werde alles getan, um die Sicherheit des kanadischen Luftraums zu gewährleisten, „einschließlich der Überprüfung eines möglichen zweiten Vorfalls“, hieß es weiter. In der kanadischen Erklärung wurde China nicht erwähnt.

Am Freitag war bekannt geworden, dass US-Außenminister Antony Blinken seine bevorstehende Reise nach China vorerst absagt. Die USA planen, in der Region ihre Militärpräsenz weiter auszubauen, der Besuch einer hochrangigen US-Delegation in Peking im vergangenen Dezember hingegen sollte die Entspannung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt voranbringen.