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Poker muss raus aus den Casinos!

Und zwar generell. Denn das ist die einzige Möglichkeit, um endlich die anhaftende und extreme Schmutzschicht der Zocker und Gambler abstreifen zu können.

Im Weser Kurier erschien am 27. September ein Artikel zum Thema Glücksspiel. Glücksspielforscher Tobias Hayer spricht sich für ein Glücksspielmonopol aus. Konkret die Antwort auf jene Frage:

Was macht Glücksspiel so gefährlich?
Dadurch, dass Glücksspiel oftmals einseitig als glamouröses Freizeitvergnügen vermarktet wird, rücken die damit verbundenen Suchtgefahren in den Hintergrund. In der breiten Bevölkerung muss ankommen, dass man auch ohne Substanz süchtig werden kann, Glücksspielsucht sollte auf Augenhöhe mit einer Alkohol- oder Kokainabhängigkeit gesehen werden.

ist geradezu als Propaganda anzusehen. Alkohol- und Kokainabhängigkeit auf dieselbe Ebene zu heben, ist eigentlich unfassbar. Wenn man bedenkt, dass man täglich auf wirklich allen Medien vermittelt bekommt, „dass man sich ja ein Bier verdient habe“, „wie Alkohol Menschen zusammenbringt“, nicht zu vergessen „das tolle Gefühl, wenn man sich ein Bier gönnt“. Kokain ist das Teufelszeug und da gehört natürlich auch Glücksspiel als Gesamtes und ohne Differenzierung dazu. Grandios.

Und dann ist da wieder Poker. Die Randerscheinung im Glücksspielmarkt, die einfach mit in den Topf geworfen wird. Per Definition im Glücksspielgesetz in fast allen Ländern, in einigen aber mittlerweile sehr gut geregelt. Der Glücksfaktor bei Texas Hold’em No Limit Hold’em, das gerne alle als „Poker“ bezeichnen, ist da. Aber unzählige – auch tatsächlich unabhängige – Studien haben dem Spiel einen sehr hohen Skillfaktor attestiert. Das ist der große Unterschied zu den anderen Glücksspielen. Ich will Poker nicht glorifizieren, auch hier gibt es zahlreiche Spieler, die ein Glücksspielproblem haben. Tatsächlich sind es aber auch viele, die ebenso ein Problem mit anderen Glücksspielen haben und nur wenige, die ausschließlich ein Poker-Spielproblem haben.

Das Pokerangebot in den Casinos reicht von nicht vorhanden und ungewollt bis hin zu mega. Wobei letzteres eher seltener zu finden ist. Tatsächlich gibt es wieder mehr Casinos, die auf Poker setzen, um Spieler ins Casino zu bringen. Fairerweise muss man hier auch sagen, dass sich seit Corona die Personalsituation wie in vielen Branchen sehr ungünstig entwickelt hat und viele Casinos ein personalintensives Pokerangebot nicht stemmen können. Fakt ist aber auch, dass mit Poker im Casino automatisch auch dieser Zockerstempel aufgedrückt ist. Täglich erreichen uns in der Redaktion mehr oder weniger freundliche Emails mit Berufung auf die DSGVO, Namen, Fotos und Ergebnisse zu löschen. Weil niemand wissen soll, dass man pokert. Sicherlich ist der Steueraspekt auch ein Faktor, aber zumeist sind Job bzw. Jobwechsel und Familie der Grund dafür. Der stolze Satz „Ich spiele Poker“ ist leider viel zu wenig zu hören – obwohl viele Vortragende wie Jan Heitmann oder Stephan Kalhamer zahlreiche Unternehmen als Kunden haben, die sich Pokerstrategie zu Nutzen machen. Oder Heiko Wulf, der mit dem „Businesspokern“ spielerisch vernetzt.

Um Poker regulieren zu können, muss nicht zwangsläufig ausschließlich in Casinos gespielt werden. Die Schweiz mag ich aktuell nicht als Beispiel anführen, denn da kämpft man nach wie vor um eine wirklich gute Regelung. Eine Basis ist geschaffen, aber von ideal ist man noch weit entfernt. In den USA hat Poker einen ganz anderen Stellenwert als im konservativen Europa. Da werden Poker Pros wirklich wie Stars gefeiert, in vielen Filmen und Serien ist der Pokerabend unter Freunden ohnehin immer ein Thema. Natürlich sind auch die Regulierungen in den einzelnen Staaten unterschiedlich, aber auch die neuen Pokerclubs in Texas zeigen, dass es funktionieren kann.

Dem Image von Poker würde es auf jeden Fall sehr gut tun, wenn man es nicht in denselben Topf mit anderen Glücksspielen werfen würde. Generell sind Monopole meiner Meinung nach eine bequeme Ausrede für die Regierungen, um sich keinen Kopf um Regulierungen machen zu müssen. Die Schweiz hat zehn Jahre um das Wieder-Erlauben von Pokerturnieren außerhalb der Casinos gekämpft, in Deutschland ist man noch immer erst auf dem Weg, alle Bestimmungen des Glücksspielstaatsvertrages einzuordnen und umzusetzen. In Österreich steht die Ausschreibung der Casino- und Online Lizenzen bevor und es wird auch hier ein harter Kampf werden, um Glücksspiel nicht nur dem aktuellen Markt anzupassen, sondern auch fit für die Zukunft zu machen. Vielleicht auch eine Chance, eine Vorreiterrolle im europäischen Glücksspielmarkt einzunehmen.