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«Alles harmonierte!» – Die Schweiz wird in den Tropen Unihockey-Weltmeister

Thailand – die Neulinge bei der Unihockey-WM 2016 in Riga

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Thailand – die Neulinge bei der Unihockey-WM in Riga

quelle: flickr: iff

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26. Mai 1999: Im Camp Nou in Barcelona erlebt der Fussball zwei seiner verrücktesten Minuten. In der Nachspielzeit kehrt Manchester United den Final der Champions League gegen Bayern München, holt sich das «Triple» und stürzt den Gegner ins Tal der Tränen.

Soeben hat Bayern München die schlimmste aller schlimmen Niederlagen kassiert. Obwohl es lange, so lange, so gut ausgesehen hat.

Blumenketten und Schweizer Fahne: Die Weltmeisterinnen jubeln nach dem Finalsieg gegen Finnland.

Blumenketten und Schweizer Fahne: Die Weltmeisterinnen jubeln nach dem Finalsieg gegen Finnland.Bild: EPA

Unvergessen

6. Juni 2005: Unihockey-Nationalteam der Frauen in Singapur gewinnt den bis heute einzigen Schweizer WM-Titel. Es war ein spezielles Turnier in vielerlei Hinsicht. Weltmeisterin Mirca Anderegg blickt zurück.

jonas schneeberger / keystone-sda

Mirca Anderegg muss kurz innehalten, um die Bilder aus einer hinteren Ecke des Gehirns hervorzukramen. Lange sei es her, meint die mittlerweile 40-jährige Exil-Bündnerin, die 2005 Teil der Schweizer Weltmeister-Equipe war und mit 126 Skorerpunkten aus 106 Länderspielen zu den Unihockey-Grössen des Landes zählt.

So berichtete das Schweizer Fernsehen.Video: SRF

17 Jahre mögen eine lange Zeit sein, zumal in der jungen Sportart Unihockey, die sich um die Jahrtausendwende so rasend entwickelte. Einiges jedoch ist unvergessen – welcher Sportler vergisst schon den Gewinn eines WM-Titels? Und welche Nationalspielerin jener Zeit vergisst schon die Bilder einer Unihockey-WM in den exotischen Gefilden Singapurs, den Moment des Triumphs, die Titelfeier mit den asiatischen Blumenketten, das Dinner unter Palmen auf der Schweizer Botschaft?

«Alles harmonierte, von der Mannschaft mit all den unterschiedlichen Charakteren bis zum Staff.»

Mirca Anderegg

Ja, die WM 2005 war in vielerlei Hinsicht speziell und gewöhnungsbedürftig. Vieles war anders als an den früheren Weltmeisterschaften, die in klassischen Unihockey-Gefilden von Nord- über Osteuropa bis zur Schweiz stattgefunden hatten: die fremde Kultur, die lange Reise, die spezielle Atmosphäre und vor allem das Klima. Während einige den Kopf schüttelten über die WM bei einem Unihockey-Exot, nutzten die Schweizerinnen die Gegebenheiten zu ihrem Vorteil. Trotz des Ungewohnten gab es im Schweizer Lager keine negativen Überraschungen. «Ich behaupte, wir waren am besten vorbereitet», sagt Mirca Anderegg, deren Erfahrungsschatz fünf Weltmeisterschaften und sieben Schweizer Meistertitel mit Dietlikon (4) und Piranha Chur (3) beinhaltet.

Eine verschworene Truppe

Tatsächlich liess Nationaltrainer Felix Coray in der Planung zwei Jahre nach dem bitteren 1:8 im WM-Final in Bern gegen Schweden kein Detail ausser Acht. Bereits eine Woche vor Turnierstart waren die Schweizerinnen angereist. Das half nicht nur bei der Akklimatisation an die Temperaturen über der 30-Grad-Marke und die hohe Luftfeuchtigkeit, sondern erwies sich auch als Schlüssel für die Teambildung.

Petra Kundert schiesst die Schweiz gegen Finnland zum Sieg.Bild: keystone

«Die gemeinsame Zeit schweisste uns extrem zusammen. Wir unternahmen viel gemeinsam und wurden zu einer richtigen Einheit. Alles harmonierte, von der Mannschaft mit all den unterschiedlichen Charakteren bis zum Staff», schildert Anderegg.

Es passte dann auch im Turnier im Schweizer Team. Die Leistungsträgerinnen um Captain Simone Berner erfüllten die Erwartungen, andere wuchsen über sich hinaus. Insbesondere die Linie mit Petra Kundert, Andrea Benz und Tanya Ertürk präsentierte sich von Beginn weg in Hochform. «Diese Spielerinnen haben das ganze Team mitgezogen», meint Anderegg, die sich nach langer Verletzungspause in einer ungewohnten Nebenrolle wiederfand, diese aber akzeptierte.

«Ich kann mich noch erinnern, wie wir mit dem Pokal, der Schweizer Fahne und den Blumenketten um den Hals zur Ehrenrunde ansetzten.»

Mirca Anderegg

Zweimal Finnland

Die Basis zum Titelsturm legten die Schweizerinnen im ersten Spiel gegen Finnland mit zwei späten Toren zum 7:6, dank dem sie erst im Final auf Favorit Schweden treffen konnten.

Danach lief es fast wie von selbst. Gegen Tschechien (5:0), Lettland (4:0) und Norwegen (5:1) kassierte die Schweiz auf dem Weg ins Endspiel gerademal noch ein Tor. Im Final wartete dann überraschend nicht Schweden, sondern Finnland, das sich im Halbfinal 3:2 durchsetzte. Dort setzten sich die Schweizerinnen ein zweites Mal mit einem Tor Differenz durch (4:3), bezeichnenderweise dank Treffern von Kundert (2), Benz und Ertürk.

Kapitänin Simone Berner stemmt den WM-Pokal in die Höhe.

Kapitänin Simone Berner stemmt den WM-Pokal in die Höhe.Bild: keystone

«Ich kann mich noch erinnern, wie wir mit dem Pokal, der Schweizer Fahne und den Blumenketten um den Hals zur Ehrenrunde ansetzten und wir in dem Moment richtig realisierten, dass wir Weltmeisterinnen sind», erzählt Anderegg.

Wer damals davon ausging, dass der Titel der Dosenöffner für weitere grosse Schweizer Unihockey-Erfolge war, sah sich getäuscht. Während die Schwedinnen wieder einen Zacken zulegten und sämtliche Titel nach 2005 holten, setzte es für die Schweizerinnen wieder 2. und 3. Plätze ab.

Weil es so schön war noch einmal das «Wunder von Neuenburg» im Dezember 2019.Video: YouTube/IceHockey08

Mit der vielleicht bis heute nominell stärksten Schweizer Equipe resultierte 2011 in St.Gallen der enttäuschende 4. Platz. Im Dezember 2019 an der WM in Neuenburg gab es trotz der vielleicht spektakulärsten Aufholjagd der Unihockey-Geschichte im Halbfinal am Ende ebenfalls «nur» Silber.

Unvergessen

In der Serie «Unvergessen» blicken wir am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.